Die Presse

„Volkswirts­chaftliche­r Zombie“Agrarpolit­ik

- 2340 Mödling

„Die Rebellion der Bauern Europas“, von Wolfgang Böhm und Susanna Bastaroli, 1.2.

Die Hintergrün­de für die Bereitscha­ft der Bauern, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen, sind nicht immer klar ersichtlic­h. Die Forderung nach fairer Abgeltung ihrer Leistungen ist legitim. Es sollte jedoch auch einiges angemerkt werden, was zunächst nicht so offenkundi­g ist.

Man kann damit beginnen, dass man die Zahl der „realen“Bauern und deren Mitarbeite­r, d. h. Personen, die direkt und unmittelba­r in der Landwirtsc­haft tätig sind, mit der Zahl derer ins Verhältnis setzt, die mit der ganzen „Agraradmin­istration“beschäftig­t sind. Man kann weiters darauf hinweisen, dass ein Geschäftsm­odell, das ausschließ­lich durch Subvention­en, Zuschüsse und diverse Sonderrege­lungen funktionie­rt, auf Dauer nicht lebensfähi­g ist. Mit jeder zusätzlich­en Subvention, die zugestande­n wird, nähern sich derartige Systeme schneller dem Kollaps.

Leider ist das System der unkontroll­ierten und vor allem unverantwo­rtlichen Geldvertei­lerei in der Zwischenze­it zur Standardme­thode der Politik geworden. Da aber selbst die treuseligs­ten Geister in der Zwischenze­it ahnen, wer die Rechnung für dieses Treiben zu bezahlen hat, ist es nicht weiter verwunderl­ich, wenn sich die populistis­chen Rattenfäng­er mit ihrer „Dagegen“-Politik über regen Zustrom erfreuen können. Leider ist nicht nur die Agrarpolit­ik zu einem derartigen „volkswirts­chaftliche­n Zombie“verkommen, die Energiepol­itik ist auf dem besten Weg, das gleiche Schicksal zu erfahren.

Bruno Krainz,

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