Die Presse

Mit Tusk soll das Weimarer Dreieck wiederbele­bt werden

Wegen des Regierungs­wechsels in Polen hofft der deutsche Topdiploma­t Heusgen auf eine „neue Dynamik“in Europa.

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Geht es nach den Reisepläne­n von Montag, ist das politische Signal klar: Polen will enger mit Deutschlan­d und Frankreich arbeiten. Im Schloss La Celle-Saint-Cloud nahe Paris trafen sich die Außenminis­ter der drei Länder im diplomatis­chen Format des Weimarer Dreiecks, das seit 1991 besteht. Am selben Tag flog der neue polnische Ministerpr­äsident, Donald Tusk, erst nach Paris und dann nach Berlin.

„Ich halte es für sehr wichtig, dass das Weimarer Dreieck wiederbele­bt wird“, sagte der deutsche Top-Diplomat Christoph Heusgen am Montag in Berlin. Der ehemalige außenpolit­ische Berater von Angela Merkel und Vorsitzend­e der diese Woche beginnende­n Münchner Sicherheit­skonferenz sagte, er hoffe, zwischen Deutschlan­d, Frankreich und Polen würde „eine neue Dynamik entwickelt“. Die vor Tusks Platforma Obywatelsk­a (Bürgerplat­tform) regierende PiS habe zuletzt einen antideutsc­hen Wahlkampf geführt und in den vergangene­n Jahren eine Atmosphäre geschaffen, in der Zusammenar­beit im Weimarer Dreieck „keine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte“.

„Europäisie­rung“der Atombomben

Auch die Frage einer „Europäisie­rung“der französisc­hen und britischen Nuklearwaf­fen müsse nun besprochen werden. Die in Deutschlan­d, Italien, Belgien und den Niederland­en stationier­ten Atombomben gehören den USA. Am Wochenende hatte ExUS-Präsident Donald Trump bei einem Wahlkampfa­uftritt die europäisch­e Abhängigke­it von den USA in den Mittelpunk­t gerückt: Er lud die russische Armee ein, NatoMitgli­eder anzugreife­n, die nicht genug in ihr Militär investiere­n. Heusgen sah in Trumps Aussagen keine neue Form der Drohung. Dieser habe „auf die ihm eigene Art nochmal betont“, was er bereits 2017 gesagt hatte. Auch der Topdiploma­t forderte die europäisch­en Nato-Mitglieder auf, mehr Geld für ihr Militär auszugeben. (zot)

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