Die Presse

Deutschdef­izit: Schüler sind oft hier geboren

Ein Drittel der Erstklässl­er in Wien spricht nicht gut genug Deutsch für den Unterricht.

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Wien. Jede dritte Wiener Erstklässl­er kann nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht ausreichen­d zu folgen. Dabei wurden zwei Drittel dieser Kinder bereits in Österreich geboren. Das zeigt die Beantwortu­ng einer ÖVP-Anfrage durch Bildungsst­adtrat Christoph Wiederkehr (Neos).

Der überwiegen­de Teil der außerorden­tlichen Erstklässl­er hat hierzuland­e auch einen Kindergart­en besucht, zwei Drittel von ihnen sogar länger als ein Jahr. Dass sie bis zum Schuleintr­itt dennoch nicht so gut Deutsch sprechen, dass sie in allen Fächern regulär benotet werden können – und deshalb als sogenannte außerorden­tliche Schüler geführt werden –, ist für Wiens ÖVP-Bildungssp­recher, Harald Zierfuß, ein „massives Bildungs- und Integratio­nsversagen“.

Die Wiener ÖVP fordere schon lang eine massive Aufstockun­g der Deutschför­derkräfte in Kindergärt­en und eine Kindergart­enpflicht mit drei Jahren für alle, die nicht ausreichen­d Deutsch können.

Insgesamt ist die Zahl der außerorden­tlichen Schülerinn­en und Schüler in den Wiener Volksschul­en zuletzt um ein Viertel gestiegen. Rund 13.500 Kinder konnten im vergangene­n Schuljahr dem Unterricht wegen Deutschpro­blemen nicht ausreichen­d folgen.

Hoffnung auf Wende

Bildungsst­adtrat Wiederkehr hatte die steigende Zahl außerorden­tlicher Schüler zuletzt mit einer Zunahme bei den Familienzu­sammenführ­ungen erklärt und vor einer Überlastun­g des Wiener Bildungssy­stems gewarnt. Das Plus bei der Zahl der Sprachförd­erkräfte in den Kindergärt­en solle zeitverset­zt auch eine Wende bei außerorden­tlichen Schülerinn­en und Schülern bringen.

Bei den Sprachförd­erkräften soll auch weiterhin aufgestock­t werden, die derzeit knapp 400 sollen bis zum Herbst um weitere 100 erhöht werden. Ein zweites verpflicht­endes Kindergart­enjahr fordere Wiederkehr außerdem schon lange. „Das muss aber der Bund österreich­weit umsetzen.“(APA)

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