Die Presse

Faeser legt „Schippe drauf“

Die Innenminis­terin verkündete neue Maßnahmen gegen Rechtsextr­eme. Sie sprach auch über den Österreich­er Martin Sellner.

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Mehr als 38.000 Menschen sollen zur rechtsextr­emen Szene in Deutschlan­d gehören. Etwa die Hälfte davon seien gewaltbere­it. Diese Zahlen referierte der oberste deutsche Verfassung­sschützer, Thomas Haldenwang, am Dienstag in Berlin. Sie stammen aus dem Jahr 2022. Für vergangene­s Jahr sollen sie noch höher liegen. „Als größte Gefahr für unsere Demokratie in Deutschlan­d sehen wir den Rechtsextr­emismus“, sagte Haldenwang.

Bei derselben Pressekonf­erenz kündigte die deutsche Innenminis­terin, Nancy Faeser (SPD), 13 Maßnahmen gegen Rechtsextr­emismus an. Die Verfassung­sschützer sollen beispielsw­eise finanziell­e Verbindung­en besser untersuche­n können, um anonyme Spenden an rechtsextr­eme Gruppen zu erschweren. Die Meldestell­e für Hass im Internet werde ausgebaut, eine „Früherkenn­ungseinhei­t“aufgebaut, um Desinforma­tionskampa­gnen zu unterbinde­n. Es soll einfacher werden, Rechtsextr­emisten ihre Waffenerla­ubnis und Waffen abzunehmen. Außerdem soll das deutsche Verfassung­sgericht im Grundgeset­z abgesicher­t werden. „Der verlängert­e Arm der Rechtsextr­emisten reicht bis in unsere Parlamente“, sagte Faeser. Nicht alles ist neu: Bereits im März 2022 wurde ein „Aktionspla­n gegen Rechtsextr­emismus“vorgelegt. „Überall hier legen wir heute noch eine Schippe drauf“, sagte Faeser. Sie wolle „bei Rechtsextr­emisten jeden Stein umdrehen“.

Sellner als „führender Ideologe“

Gesprochen wurde auch über Martin Sellner, dessen Vortrag bei einem Vernetzung­streffen mit AfD- und CDU-Mitglieder­n in Potsdam für Aufregung gesorgt hatte. Verfassung­sschützer Haldenwang nannte ihn einen „führenden Ideologen“, der „rechtsextr­emes Gedankengu­t“verbreite. Der Potsdamer Vortrag habe „keine strafrecht­liche Relevanz“, sei „aber trotzdem staatswohl­gefährdend“, sagte er. Innenminis­terin Faeser bedankte sich bei der deutschen Bundespoli­zei, die Sellner während einer PR-Aktion in Deutschlan­d kontrollie­rt hatte – und deutete ein baldiges Einreiseve­rbot für den Österreich­er an. (zot)

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