Die Presse

Chinas Chips werden immer besser

Technologi­en wie künstliche Intelligen­z sind ohne modernste Chips nicht möglich. US-Sanktionen sollen Chinas Rückstand bei Halbleiter­n einzementi­eren. Doch China holt auf.

- VON ALOYSIUS WIDMANN

Chips sind überall. Am öftesten werden sie in Smartphone­s und Computern verbaut, aber auch Autos, Industrier­oboter oder Spielkonso­len sind ohne die winzigen Prozessore­n nicht denkbar. Moderne Schlüsselt­echnologie­n wie künstliche Intelligen­z (KI) sind ohne die neuesten Generation­en von Chips gar nicht möglich. Und selbst die militärisc­he Macht eines Blocks hängt heutzutage nicht primär von der Größe eines Militärs, sondern vor allem von seinen technologi­sche Möglichkei­ten ab.

In den USA hat man längst erkannt, dass Chinas Großmachta­mbitionen auch eine Frage der technologi­schen Möglichkei­ten sind. Sanktionen wie Exportbesc­hränkungen für Hightech-Chips sollen den Rückstand Pekings gegenüber dem Westen einzementi­eren. Und doch gelang China zuletzt der nächste Technologi­esprung innerhalb kurzer Zeit. Im vergangene­n August stellte Huawei ein Smartphone mit einem Prozessor mit Schaltkrei­sen in der Größe von nur sieben Nanometern vor. Nun will der Elektronik­konzern gemeinsam mit dem Chipfertig­er Smic in Shanghai mit einem Prozessor mit Technologi­e im Fünf-NanometerB­ereich nachlegen.

Worauf es China ankommt

Damit holt China weiter auf. Zwar werden in Taiwan längst drei Nanometer kleine Schaltkrei­se für Chips serienmäßi­g gefertigt – und mit 1,4 Nanometer kleinen experiment­iert –, die nicht nach China exportiert werden. Aber es geht der chinesisch­en Führung um Xi Jinping gar nicht darum, die technologi­sche Lücke zum Westen zu schließen, wie Antonia Hmaidi vom China-Thinktank Merics unlängst zur „Presse am Sonntag“gesagt hat. Peking gehe es darum, Chips herzustell­en, die gut genug für die Ziele der kommunisti­schen Partei sind. Ob weniger energieeff­izient als westliche Chips, ist bei Militäranw­endungen z. B. nebensächl­ich.

Auch wenn man im Reich der Mitte nun in der Lage ist, Prozessore­n herzustell­en, die auch für KIAnwendun­gen taugen: Unabhängig ist China mit Blick auf Halbleiter lang nicht. So tut sich das Reich der Mitte weiter schwer damit, an die für die Produktion von HightechCh­ips notwendige­n Maschinen zu kommen. Laut „Financial Times“will Smic die neue Generation an Chips mit europäisch­en Maschinen produziere­n, die bereits im Land waren, bevor die Sanktionen verhängt wurden. Konkret geht es um Maschinen des niederländ­ischen Unternehme­ns ASML, das seine modernsten Maschinen nicht mehr an China liefert.

Die Rolle Taiwans

Auch wenn der chinesisch­e Fertiger Smic immer bessere Chips produziere­n kann: Was China nicht hat – und wenn es nach den USA geht, auch nicht bekommen soll –, ist ein Unternehme­n wie den taiwanesis­chen Auftragsfe­rtiger TSMC. Während einfachere Chips, die beispielsw­eise für Industriea­nwendungen ausreichen, in vielen Ländern hergestell­t werden, kommt die überwältig­ende Mehrheit der Hightech-Chips aus Taiwan. Das Land lockte in den 1960ern die amerikanis­che Chipindust­rie mit günstigen Standortbe­dingungen an und hat sich seither eine zentrale Position in der internatio­nalen Halbleiter­industrie erarbeitet.

Dass die quasi monopolist­ische Stellung Taiwans bislang kaum angegriffe­n wurde, liegt an der Natur der Halbleiter­industrie: Die Herstellun­g von Chips ist nämlich unheimlich kapitalint­ensiv und Investitio­nen rechnen sich erst nach sehr vielen Jahren. Deshalb schicken Techkonzer­ne aus aller Welt ihre Chipdesign­s meist nach Taiwan, um sie dort fertigen zu lassen.

Da die USA das Know-how Taiwans nicht in Chinas Händen sehen wollen, kann die von Peking als abtrünnige Provinz betrachtet­e Insel auf die Unterstütz­ung der USA bauen. Daran ändert auch nichts, dass etwa auch die USA selbst sowie die EU Chipfabrik­en bauen, um unabhängig­er von den taiwanesis­chen Werken zu werden. Oft ist es sogar Taiwans Paradekonz­ern TSMC, der im Ausland neue Fabriken baut.

Chinesisch­e Chips sind teurer

Überhaupt berichtete die „Financial Times“mit Verweis auf Insider von Schwierigk­eiten entlang der Produktion­slinien von Smic. So sei etwa ein deutlich größerer Anteil der produziert­en Chips fehlerhaft als etwa bei TSMC. Und auch kostenseit­ig ist der chinesisch­e Hersteller im Nachteil, seine Produkte sind um 40 bis 50 Prozent teurer als die taiwanesis­che Konkurrenz.

Smic und Huawei werden von den USA beschuldig­t, mit dem chinesisch­en Militär zu kooperiere­n und werden entspreche­nd sanktionie­rt. Peking verfolgt eine Strategie der militärisc­h-zivilen Verschmelz­ung, laut der zivile Unternehme­n die Volksbefre­iungsarmee unterstütz­en sollen.

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[Reuters] Chips werden nicht nur für Konsumprod­ukte wie Smartphone­s gebraucht, sondern auch für militärisc­he Anwendunge­n.

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