TUI: Gewinn sogar im Winterquartal
Der Überschuss verdankt sich der Reiselust und überrascht die Anleger. Nun übersiedelt die Aktie nach Frankfurt.
Hannover. Der deutsche Reisekonzern TUI ist dank der ungebrochen großen Reiselust in bester Verfassung ins Geschäftsjahr gestartet. Zum ersten Mal seit zehn Jahren erwirtschaftete der weltweit größte Reisekonzern in der sonst defizitären Wintersaison von Oktober bis Dezember einen kleinen Gewinn. Gestärkt nach der Coronakrise will Konzernchef Sebastian Ebel die dümpelnde TUI-Aktie mit einer Erstnotierung in Frankfurt von der Londoner Börse nach Deutschland zurückholen.
Kostenvorteile und die breite deutsche Anlegerbasis sind Gründe für die geplante Notierung – Begeisterung für den Heimatstandort nicht. „In Deutschland sind die Rahmenbedingungen schlecht“, kritisierte Ebel am Dienstag vor Beginn der Hauptversammlung, die dem Umzug der Aktie zustimmen muss.
Mittelfristig will das Unternehmen seinen operativen Gewinn jährlich um sieben bis zehn Prozent steigern. Investieren und wachsen wolle man außerhalb Deutschlands, um vom Heimatstandort unabhängiger zu werden, wie Ebel weiter erklärte. Nord- und Südamerika oder Südeuropa seien vielversprechender. „TUI wird und soll global wachsen.“
Gute Stimmung bei Anlegern
An der Börse sorgte der überraschende Gewinn von sechs Mio. Euro für gute Stimmung, denn Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus von 113 Mio. Euro gerechnet. Normalerweise fällt im ersten Geschäftshalbjahr von Oktober bis März ein Verlust an, der Gewinn wird in der Hauptreisezeit im Sommer eingefahren. Urlaub habe trotz aller Belastung durch die Inflation weiter oberste Priorität für die Verbraucher, sagte Finanzchef Mathias Kiep. Auch gestiegene Preise stärkten das Ergebnis. TUI-Aktien legten um rund 4,5 Prozent auf Kurse um 7,15 Euro zu. Sollte auf der Hauptversammlung die 75-ProzentMehrheit zum Delisting in London erreicht werden, dürfte die Aktie nach dem Handelsstart im April dann im Juni in den deutschen Nebenwerteindex MDAX einziehen.
Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 15 Prozent auf ein Rekordhoch von 4,3 Mrd. Euro, während die Zahl der Gäste um sechs Prozent auf 3,5 Millionen zulegte. Aktuell und für den Sommer laufen die Buchungen gut. Sie lägen derzeit mit 9,4 Millionen um acht Prozent über dem Vorjahr, die Durchschnittspreise seien vier Prozent höher. Im Winter zieht es die Menschen auf die Kanaren, Kapverden oder nach Ägypten. Beliebteste Reiseziele für den Sommer bleiben Spanien, Griechenland und die Türkei.
Jahresziele intakt
Der Konzern bekräftigte deshalb seine Jahresziele. Der Umsatz soll mindestens um zehn Prozent auf etwa 23 Mrd. Euro zulegen, das bereinigte Betriebsergebnis sogar um mindestens 25 Prozent auf gut 1,2 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr erwartet TUI mindestens die gut 20 Millionen Kunden wie vor der Coronapandemie 2019.
Das Debakel um das BoeingFlugzeugmodell 737 Max-9, bei dem es wegen Schlamperei bei dem Flugzeugbauer und seinen Zulieferern Anfang des Jahres einen Unfall gab, sorgt bei TUI für eine noch längere Wartezeit auf neue Flugzeuge dieses Typs. Fest bestellt sind 46 737 Max-8 und Max-10, die überwiegend erst in den kommenden zwei Jahren geliefert werden. Auf weitere 32 Maschinen hat TUI Optionen. Laut Ebel haben die TUI-Airlines mit verlängertem Flugzeug-Leasing vorgesorgt, sodass es keinen Engpass gebe. (APA/Reuters/red.)