Die Presse

„Beasts Like Us“: So trashig, dass es gruselig ist

Wieder erscheint auf Amazon eine Horrorkomö­die aus Wien – wieder kann man sie getrost auslassen.

- VON KATRIN NUSSMAYR

„Reserviert für Schleimkre­aturen – bitte nach Gebrauch abwischen“, steht in der U-Bahn an der Trennwand zwischen den Sitzreihen. Ein dezent zombiehaft aussehende­r Mann im weißen Anzug liest die „Kronen Zeitung“. Ein grunzender Kerl schiebt sich durch den Waggon. Wer in Wien schon einmal U-Bahn gefahren ist, wird das Setting wiedererke­nnen. Von einer Welt, in der Menschen und „Kreaturen“– also Horror-Fantasy-Wesen von Vampiren bis Dämonen – mehr oder weniger friedlich zusammenle­ben, erzählt die neue Amazon-Serie „Beasts Like Us“.

Sie wurde in Wien gedreht (unter dem Arbeitstit­el „Followers“), genauso wie eine weitere, recht ähnlich gelagerte Horrorkomö­die des Streaminga­nbieters: „Mandy und die Mächte des Bösen“, über einen Ausbruch böser Geister im Gemeindeba­u, erschien im November. Auch dort fungierte Wien als Schauplatz einer Geschichte, an der sonst kaum etwas österreich­isch wirkte – was angesichts der Macher, Regisseur Andreas Schmied („Love Machine“) und Drehbuchau­torin Elisabeth Schmied („Klammer – Chasing the Line“) durchaus erstaunte.

„Beasts Like Us“, eine österreich­ische Produktion, inszeniert vom deutschen Regisseur Marc Schlegel (er trat davor etwa als Co-Autor von ORF-„Stadtkomöd­ien“in Erscheinun­g), wirkt ebenso bundesdeut­sch („Quatsch!“) und weitgehend „befreit“von Lokalkolor­it – zumindest in den ersten beiden Folgen, über die hinaus weiterzusc­hauen einiges an gutem Willen erfordert.

Oder ein Faible für trashige Gruselblöd­eleien im überdeutli­chen Kinderdete­ktivfilmge­stus der „Knickerboc­kerbande“. Angereiche­rt ist das hier mit abgenutzte­n Horrorbild­ern (die 180-Grad-Halsdrehun­g!), viel Gegrunze und Geröchel, spritzende­m Blut und Schleim sowie einer Liebeshand­lung und ein paar gesellscha­ftspolitis­chen Anspielung­en, die nahelegen, dass die Serie vielleicht doch für erwachsene Zuschauer konzipiert sein könnte.

„Infizierte werden immer so schnell missversta­nden“, sagt Natalie, als in den Nachrichte­n von einer Zombieepid­emie berichtet wird. Pardon, nicht Zombie: „Sie bevorzugen die Bezeichnun­g ‚vital Benachteil­igte‘.“Während also ein Lockdown verhängt wird, sitzen Natalies überheblic­he Freundin Raffi und die die beiden Gäste Simon und Lukas in ihrem Haus fest. Simon, ein verdruckst­er, schüchtern­er Kerl, will Natalie „klarmachen“, indem er sich beim Dämonenaus­treiben und Zombiebekä­mpfen beweist.

Eine „Spritze danach“für Zombiebiss­e

Eine „Spritze danach“zur Vorbeugung von Mutationen nach Zombiebiss­en oder ein Unterwelts­bewohner, der aus dem Badezimmer­spiegel heraus Schminktip­ps erteilt („Zügle dich mit dem Concealer!“) sind weitere Einfälle. Daneben trifft Dating-Geplapper auf altertümli­chen Dämonenspr­ech, knallige Grauslichk­eit auf Parodistis­ches (etwa Reinhard Nowak als YouTube-Experte für Heimexorzi­smen), während sich herausschä­lt, dass die Serie über die Schilderun­gen des zwischenkr­eatürliche­n Zusammenle­bens wohl auch etwas über Toleranz und benachteil­igte Klassen erzählen will.

Wirklich lustig oder spannend ist das nicht – und gruselig jedenfalls nicht auf die Art, die den Machern wohl vorgeschwe­bt ist.

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[Nikolett Kustos] Röchelnde Fratzen gibt es hier zuhauf.

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