„Beasts Like Us“: So trashig, dass es gruselig ist
Wieder erscheint auf Amazon eine Horrorkomödie aus Wien – wieder kann man sie getrost auslassen.
„Reserviert für Schleimkreaturen – bitte nach Gebrauch abwischen“, steht in der U-Bahn an der Trennwand zwischen den Sitzreihen. Ein dezent zombiehaft aussehender Mann im weißen Anzug liest die „Kronen Zeitung“. Ein grunzender Kerl schiebt sich durch den Waggon. Wer in Wien schon einmal U-Bahn gefahren ist, wird das Setting wiedererkennen. Von einer Welt, in der Menschen und „Kreaturen“– also Horror-Fantasy-Wesen von Vampiren bis Dämonen – mehr oder weniger friedlich zusammenleben, erzählt die neue Amazon-Serie „Beasts Like Us“.
Sie wurde in Wien gedreht (unter dem Arbeitstitel „Followers“), genauso wie eine weitere, recht ähnlich gelagerte Horrorkomödie des Streaminganbieters: „Mandy und die Mächte des Bösen“, über einen Ausbruch böser Geister im Gemeindebau, erschien im November. Auch dort fungierte Wien als Schauplatz einer Geschichte, an der sonst kaum etwas österreichisch wirkte – was angesichts der Macher, Regisseur Andreas Schmied („Love Machine“) und Drehbuchautorin Elisabeth Schmied („Klammer – Chasing the Line“) durchaus erstaunte.
„Beasts Like Us“, eine österreichische Produktion, inszeniert vom deutschen Regisseur Marc Schlegel (er trat davor etwa als Co-Autor von ORF-„Stadtkomödien“in Erscheinung), wirkt ebenso bundesdeutsch („Quatsch!“) und weitgehend „befreit“von Lokalkolorit – zumindest in den ersten beiden Folgen, über die hinaus weiterzuschauen einiges an gutem Willen erfordert.
Oder ein Faible für trashige Gruselblödeleien im überdeutlichen Kinderdetektivfilmgestus der „Knickerbockerbande“. Angereichert ist das hier mit abgenutzten Horrorbildern (die 180-Grad-Halsdrehung!), viel Gegrunze und Geröchel, spritzendem Blut und Schleim sowie einer Liebeshandlung und ein paar gesellschaftspolitischen Anspielungen, die nahelegen, dass die Serie vielleicht doch für erwachsene Zuschauer konzipiert sein könnte.
„Infizierte werden immer so schnell missverstanden“, sagt Natalie, als in den Nachrichten von einer Zombieepidemie berichtet wird. Pardon, nicht Zombie: „Sie bevorzugen die Bezeichnung ‚vital Benachteiligte‘.“Während also ein Lockdown verhängt wird, sitzen Natalies überhebliche Freundin Raffi und die die beiden Gäste Simon und Lukas in ihrem Haus fest. Simon, ein verdruckster, schüchterner Kerl, will Natalie „klarmachen“, indem er sich beim Dämonenaustreiben und Zombiebekämpfen beweist.
Eine „Spritze danach“für Zombiebisse
Eine „Spritze danach“zur Vorbeugung von Mutationen nach Zombiebissen oder ein Unterweltsbewohner, der aus dem Badezimmerspiegel heraus Schminktipps erteilt („Zügle dich mit dem Concealer!“) sind weitere Einfälle. Daneben trifft Dating-Geplapper auf altertümlichen Dämonensprech, knallige Grauslichkeit auf Parodistisches (etwa Reinhard Nowak als YouTube-Experte für Heimexorzismen), während sich herausschält, dass die Serie über die Schilderungen des zwischenkreatürlichen Zusammenlebens wohl auch etwas über Toleranz und benachteiligte Klassen erzählen will.
Wirklich lustig oder spannend ist das nicht – und gruselig jedenfalls nicht auf die Art, die den Machern wohl vorgeschwebt ist.