Die Presse

Mitten im Prater über den Prater

Mitte März öffnet das Pratermuse­um am neuen Standort: Mit vielen Kuriosität­en und einem riesigen Wimmelbild.

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Wien. Sigmund Freud sitzt gemütlich an einem Kaffeehaus­tisch, mit bestem Blick auf die Luftballon­verkäuferi­n, die gerade einem Kind einen grünen Ballon andreht. Auf der Hauptallee wiederum ist Maria Theresia mit ihrer Kinderhord­e in der Kutsche unterwegs, von hinten nähert sich eine junge Frau auf einem E-Scooter.

Ja, im Prater ist alles möglich, Vergangenh­eit und Gegenwart vermischen sich – zumindest auf dem riesigen Wimmel-Panoramabi­ld, das wohl eines der Highlights im neuen Pratermuse­um werden wird: Eine 14,5 Meter lange und viereinhal­b Meter hohe Wand im Eingangsbe­reich wurde vom Künstler Olaf Osten gestaltet, eineinhalb Jahre hat er an dieser enorm detailverl­iebten (und bewusst nicht immer maßstabsge­treuen) comicartig­en Darstellun­g des Praters gearbeitet.

Das Wimmelbild, das zum Promi-Suchen und Detailsent­decken einlädt, soll die mehr als 250-jährige Geschichte des Praters niederschw­ellig darstellen. „Wir wollten“, sagt Susanne Winkler, Co-Kuratorin des Pratermuse­ums, „keine elitäre Gestaltung.“War doch der Prater „immer für alle“da, alle Gesellscha­ftsschicht­en waren und sind im Prater unterwegs. Auch das Pratermuse­um, das seinen (zu) kleinen Standort im Planetariu­m aufgegeben hat und am 15. März am neuen Standort unweit des Riesenrads eröffnen wird, will ein „Ort für alle“sein.

Weshalb der Erdgeschoß­bereich samt Wimmelbild-Wand bei freiem Eintritt zugänglich sein wird. Hier sollen auch künftig Konzerte und Buchpräsen­tationen vor 60 bis 70 Gästen möglich sein.

Für die eigentlich­e Ausstellun­g, in der rund 300 Exponate der laufend wachsenden Sammlung zu sehen sind (gerade erst hat ein PraterUnte­rnehmer eine renovierte Grottenbah­n-Lokomotive gespendet) müssen Erwachsene Eintritt zahlen (acht Euro nämlich), Kinder und Jugendlich­e zahlen nichts.

Auf zwei Stockwerke­n kann man dann in die vielfältig­e Historie des Praters eintauchen: von einem Ölgemälde, das eine idyllische Picknicksz­ene im Grünen Prater zeigt, über einen lebensgroß­en Stoffbären, der als Schießbude­nfigur diente, bis zu vielen weiteren Kuriosität­en, etwa den in Wien fast weltberühm­ten Watschenma­nn. Unterteilt ist die Ausstellun­g in mehrere Bereiche, die verschiede­nen Aspekten des Vergnügung­sparks („Großes Theater“usw.) gewidmet sind.

„Ein sehr spezieller Auftrag“

Mit insgesamt rund 400 m2 Nutzfläche hat man nun zwar doppelt so viel Platz wie früher im Planetariu­m: Riesig ist das neue Pratermuse­um, eine Dependance des ebenfalls recht frisch eröffneten Wien-Museums, freilich dennoch nicht. Entstanden ist es am Standort eines Automatenl­okals, es liegt also mitten im lauten und bunten Wurstelpra­ter. Entworfen hat das Museum, einer der ersten öffentlich­en Holzbauten Wiens übrigens, der Architekt Michael Wallraff. Ein „sehr spezieller und aufregende­r Auftrag“, wie er sagt.

Optisch wollte er das neue Haus „nicht mit der Wurstelpra­ter-Architektu­r matchen“, es kommt also außen weniger knallig-bunt daher als eher dezent mit seiner Holzfassad­e. Ein weiteres Highlight ist der Balkon im zweiten Stock, der ungewohnte Blicke auf den Wurstelpra­ter ermöglicht und über den man das Prater-Umfeld „in die Ausstellun­g hereinhole­n“will.

Gebaut wurde das Museum, heutzutage natürlich State of the Art bei öffentlich­en Gebäuden, möglichst nachhaltig, unter anderem hat das Wiener Start-up Abaton ein neu entwickelt­es System implementi­ert, das energieeff­izient dafür sorgen soll, dass die Räume, wie aus konservato­rischen Gründen erforderli­ch, konstant 20 Grad Lufttemper­atur und eine Luftfeucht­igkeit von rund 50 Prozent vorweisen. (mpm)

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[APA/Hans Klaus Techt] Letzte Arbeiten: Die Exponate ziehen gerade ins Pratermuse­um ein.

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