Das Unbehagen vor der neuen Wiener Eiszeit
Die Vienna Capitals verpassen erstmals seit 2004 die Eishockey-Playoffs. Wie geht es ohne Hans Schmid weiter?
Es war nach oft verhaltenem Spiel, vielen Verletzungen, manch Legionär-Enttäuschung und eigentlich nach dem Gesetz jeder Serie, die irgendwann im Profisport reißen muss, in dieser Saison eigentlich vorhersehbar: Die Vienna Capitals verpassen erstmals seit 20 Jahren die Playoffs der ICE-Liga. Das steht nach dem beklemmenden 0:3 in Laibach vorzeitig fest. Damit endet Österreichs längste Play-off-Serie und, auch das ist kaum vorstellbar, nur noch drei Runden stehen nun für den Wiener Klub an – und dann wird alles anders in Kagran. Wird es allerdings besser?
Mit bewundernswerter Akribie, Passion und noch viel mehr Geld hat der Werbeprofi Hans Schmid aus diesem Klub einen Publikumsmagneten gemacht in seiner Ära, die jetzt nach 21 Jahren zu Ende gehen wird. Eishockey wurde in dieser Zeit wieder salonfähig in Kagran, die politisch-peinlichen Wirren rund um den Vorgänger WEV waren auf Eis gelegt. Ein Villacher formte in Wien Donaustadt aus einem in Schulden und Selbstmitleid erstickenden Klub Visionäres mit einer neuen Halle, landesweit beachteter Nachwuchsarbeit (bis in die U6) und funktionierendem Profibetrieb.
Die Capitals waren 2005 und 2017 Meister, erreichten sechs Mal das Halbfinale, Wien spielte sogar in der Champions League. Das Potenzial auf dem Eis war immer da, trotz oder dank der Heerschar namensloser Legionäre, die kamen, gingen und heimischen Talenten etwas weitergaben, Fans von Puck-Kunst schwärmen ließen oder allen ob ihrer „Cash-only-Mentality“als abschreckendes Beispiel dienten.
Mitunter kosteten Schmid ein lahmer Crack, ein tapsig-patscherter Verbandsfunktionär, die härter werdende Sponsorensuche oder die Last des in Österreich einzigartigen „Sportgroschens“(zehn Prozent aller Ticketeinnahmen wandern an die Stadt) zu viele Nerven. Der Unternehmer, ob Kaufhaus, Werbung oder Winzer, drängte dennoch zwei Jahrzehnte lang alles mit Charme und Ellbogen zielsicher an die Bande.
Jetzt rumort es, wartet man – aus Respekt vor Schmids Entscheidung schweigend – auf die Verkündung, wie und unter welcher Führung es weitergehen soll. Das Kapital der Capitals stellt dann ein anderer, Namen und Bündnisse hört man schon. Nur ist alles denn bereits unterschrieben? Und gar verblendet wäre es, würden Nachfolger allein auf ausgelobte Hilfe der Politik setzen. In Wien braucht es immer Brief und Siegel, ehe im Sport der Groschen fällt.
Am 23. Februar endet Schmids Ära, mit einem Spiel gegen den VSV. Dann beginnt eine neue Eiszeit in Kagran. Die Lichter gehen dort sicher nicht aus, nur an der Impression des nächsten Feuerwerks bestehen durchaus Zweifel.
Die Playoffs erstmals seit 20 Jahren verpasst, Präsident Hans Schmid geht: Die Vienna Capitals stehen vor einem Neustart.