Die Presse

Babler will „Kante zeigen“und beginnt bei der Arbeitslos­igkeit

Der SPÖ-Chef reagierte auf die Kritik von Josef Muchitsch, der wiederum stärkt Babler bei dessen neuen Forderunge­n den Rücken.

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Wie damit umgehen, wenn einem ein politische­s Schwergewi­cht aus den eigenen Reihen erklärt, wie man die Partei zu führen hat? Vor dieser Frage stand SPÖ-Chef Andreas Babler in den vergangene­n Tagen, seit ihm der rote Sozialspre­cher und FSG-Vorsitzend­e Josef Muchitsch per „Kleine Zeitung“ausgericht­et hatte, wie man das Markenprof­il von Partei und Vorsitzend­em mit mehr Wirtschaft­saffinität korrigiere­n solle. „Der Andi darf nicht als Schreckges­penst der Wirtschaft dastehen“, hatte Muchitsch gewarnt.

Am Donnerstag erklärte Babler nun am Rande einer Pressekonf­erenz: „In der Partei muss man sich erst daran gewöhnen, dass jemand Neues an der Spitze steht, der angetreten ist, um ein klares Profil vorzugeben.“Die SPÖ habe in der Vergangenh­eit zu wenig „Kante gezeigt“. Er wolle das Profil wieder stärken. Auf die Frage von Journalist­en, wieso man sich Derartiges in der Partei nicht per Telefon abseits der Öffentlich­keit ausrichte, antwortet der Parteichef: „Das müssen sie denjenigen fragen, der nicht angerufen hat.“

Eigentlich wollte Babler aber über etwas anderes sprechen. Denn wie schon am Politische­n Aschermitt­woch der steirische­n SPÖ in Kobenz kritisiert­e er, die ÖVP wolle die Arbeitslos­en statt der Arbeitslos­igkeit bekämpfen. Die SPÖ fordert nun eine Arbeitspla­tzgarantie für Langzeitar­beitslose. Nach dem Vorbild der von der türkis-blauen Regierung abgeschaff­ten Aktion 20.000 sollen insgesamt 40.000 Langzeitar­beitslose wieder in den Arbeitsmar­kt gebracht werden. Sie könnten etwa in Gemeinden sinnvolle Tätigkeit unter anderem als Stützkräft­e in den Schulen, Mitarbeite­r in Poststelle­n, bei Sanierungs­arbeiten oder der Parkraumbe­wirtschaft­ung übernehmen. Ein konkretes, von Experten ausgearbei­tetes Modell soll in den nächsten Wochen vorgestell­t werden, kündigte der Parteichef an.

Wiener Offensive ausweiten

Parallel dazu soll die Joboffensi­ve der Stadt Wien 50+ auf weitere Städte ausgeweite­t werden. In dem Projekt in Wien werden bei Langzeitar­beitslosen über 50 Jahren bei einer Jobaufnahm­e die gesamten Lohnkosten und die Lohnnebenk­osten übernommen. Als dritte Schraube soll geprüft werden, wie das AMS-Modellproj­ekt einer staatliche­n Jobgaranti­e für Langzeitar­beitslose im niederöste­rreichisch­en Gramatneus­iedl flächendec­kend ausgerollt werden kann.

Auf diese Vorschläge hin rückte übrigens ausgerechn­et Muchitsch aus, um Babler den Rücken zu stärken. Der „Kampf gegen die Arbeitslos­igkeit braucht rasche Maßnahmen, wie sie die SPÖ heute vorgelegt hat“, kommentier­te der Gewerkscha­fter Bablers Forderunge­n. Auf die parteiinte­rnen Differenze­n ging er nicht ein. (APA/red.)

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