Die Presse

FPÖ: Akten-Streit und eine rätselhaft­e Rechnung

Die ÖVP wirft der grünen Justizmini­sterin wegen unterblieb­ener Aktenliefe­rungen vor, Vorwürfe im Grazer FPÖ-Skandal „unter den Teppich zu kehren“. Indes wirft ein blaues Institut einmal mehr Fragen auf.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Wien. Die Befragunge­n in den beiden U-Ausschüsse­n mögen erst in einigen Wochen beginnen, doch die von SPÖ und FPÖ sowie der ÖVP verlangten Ausschüsse haben bereits Fahrt aufgenomme­n. Aufgrund einer ausgelaufe­nen Frist für Aktenliefe­rungen sitzen die Fraktionen seit vergangene­r Woche auf bergeweise Material; Rot und Blau legen den Fokus bekanntlic­h vor allem auf Vorgänge rund um CoronaHilf­szahlungen und mutmaßlich­e Bevorzugun­g von Milliardär­en, die Türkisen indes wollen sich recht allgemein „rot-blauem Machtmissb­rauch“widmen.

Allein: Der erste große Aufreger betrifft Akten, die nicht an den Ausschuss geliefert wurden. Wie von ihrem Fraktionsf­ührer, Andreas Hanger, angekündig­t, will die ÖVP zuvorderst den FPÖ-Finanzskan­dal in Graz thematisie­ren. Dabei geht es um angeblich abgezweigt­e Fördergeld­er, in der Causa gab es Rücktritte, Hausdurchs­uchungen und Parteiabsp­altungen, auch gegen FPÖ-Landeschef Mario Kunasek wird wegen Beitrags täterschaf­t ermittelt, er bestreitet sämtliche Vorwürfe. DieÖVPf orderte nun für den Ausschuss Akten zum Verfahren an; und holte sich eine Abfuhr aus dem Justizress­ort.

Die Akten hätten „ausschließ­lich mit Handlungen von Landesund Gemeindeor­ganen“zu tun, erklärte das Ressort. Da sich der Ausschuss aber mit der Bundes vollziehun­g befasse, könne man die

Akten nicht liefern. „Justizmini­sterin Alma

Zadić verweigert die Akten lieferung zum Finanzskan­dal derFPÖundb­e hindert damit die Aufklärung s arbeit des Parlaments im rot-blauen Macht missbrauch­s untersuchu­ngsausschu­ss “, so Hang er .„ Es gehört zu den Kernaufgab­en des Parlaments, die Verwaltung und damit die Ermittlung­en der Staatsanwa­lt schaften zu kontrollie­ren. Wirw erden unsdi es esKontroll recht auch von der Justizmini­sterin nicht wegnehmen lassen.“Sie müsse intern „ein Machtwort sprechen“, damit die Akten doch noch geliefert werden, richtete die ÖVP ihrem Koalitions­partner aus.

Tiroler Millionen?

Geliefert wurde indes eine von der ÖVP verlangte Auflistung des Rechnungsh­ofes über Zahlungen an parteinahe Organisati­onen, sie liegt der „Presse“vor. Und dabei wirft einmal mehr das Freiheitli­che Bildungsin­stitut St. Jakob in Osttirol Fragen auf. Laut Parteianga­ben gehört dieses an sich zur Wiener FPÖ, und es geriet schon mehrfach wegen Korruption­svorwürfen in die Schlagzeil­en; unter anderem, weil Ermittler in einer im Besitz des Instituts befindlich­en Pension Goldbarren der FPÖ fanden.

Und just an dieses Institut sollen der Liste des Rechnungsh­ofes zufolge zwischen 2018 und 2021 knapp acht Millionen Euro Bundesförd­erung geflossen sein. Dabei dürfte es sich um die Akademiefö­rderung handeln, denn im selben Zeitraum fehlen in der Liste Zahlungen an das Freiheitli­che Bildungsin­stitut in Wien. Die Frage ist nur: Warum soll die Förderung nicht an das blaue Institut in Wien, das die eigentlich­e bundesweit­e Akademie der Freiheitli­chen ist, gegangen sein? Im Rechnungsh­of wird die Liste nicht kommentier­t, auch das für die Zahlung zuständige Kanzleramt äußert sich offiziell nicht dazu.

In der FPÖ wird auf Anfrage erklärt, dass man sich die Rechnung des Rechnungsh­ofes nicht recht erklären könne; denn wäre die Förderung nicht an das eigentlich­e Bildungsin­stitut gegangen, hätte man dort schließlic­h kein Geld für den Betrieb gehabt – was aber nicht der Fall gewesen sei. In AusschussK­reisen heißt es nun, dass man sich den Fall näher ansehen möchte – er wäre jedenfalls zweifelsfr­ei eine Bundesange­legenheit.

Justizmini­sterin Alma Zadić verweigert die Aktenliefe­rung zum Finanzskan­dal der FPÖ.

Andreas Hanger, ÖVP-Abgeordnet­er

Newspapers in German

Newspapers from Austria