Salzburg ist nicht mehr Rad-Hauptstadt
Die Stadt hätte ideale Voraussetzungen, aber es gab Versäumnisse.
Die Stadt Salzburg galt einmal als die Fahrradhauptstadt Österreichs. Doch Verkehrsexperten kritisieren, dass in den vergangenen Jahren zu wenig für den Ausbau der Radwege und für bessere Rahmenbedingungen getan worden ist. Zwar werden in der Stadt 23 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt, es könnten aber deutlich mehr sein.
„Das Potenzial für mehr Radverkehr ist in Salzburg aufgrund der kurzen Distanzen und keiner nennenswerten Steigungen hoch“, sagt der Mobilitätsforscher Harald Frey von der TU Wien. 40 Prozent der zurückgelegten Wege in der Stadt seien kürzer als 2,5 Kilometer, 70 Prozent kürzer als fünf Kilometer, sie wären also ideal mit dem Fahrrad zu erledigen.
Radverbindung im Norden
Um mehr Menschen vom Auto aufs Rad zu bringen, sind laut Frey ein Ausbau des Radwegenetzes und eine Erhöhung des Budgets notwendig: 30 Euro sollten Städte pro Jahr und Einwohner für den Radverkehr ausgeben – in Salzburg sind es zwölf Euro. Durch neue Radwege ließen sich rund 25.000 Autofahrer am Tag umlagern. Frey schlägt mehrere Strecken vor, etwa eine direkte Radverbindung zwischen den Stadtteilen im Nordosten und Nordwesten der Stadt, welche die Gleise beim Haupt- und beim Güterbahnhof überquert. Derzeit müssen die Schienen umfahren werden.
„Der Radverkehr hat das Potenzial, das Salzburger Verkehrssystem zu entlasten, weil Verbesserungen vergleichsweise kurzfristig und kostengünstig möglich sind“, heißt es in der Radverkehrsstrategie 2025+ der Stadt. Doch mehrere darin enthaltene Leitprojekte wurden bis heute nicht umgesetzt oder abgesagt, wie es von der Radlobby Salzburg heißt. Die Interessensvertretung für alle Radfahrenden setzt sich für Maßnahmen ein, die zu einem Radverkehrsanteil von 35 Prozent führen.
Laut Forscher Frey, der sich internationale Radfahr-Vorbildstädte mit ähnlicher Bevölkerungsanzahl wie Salzburg angeschaut hat, wäre sogar ein Radfahranteil von 42 Prozent möglich. (APA)