Die Presse

Die Tribute von Mailand: Herausgepu­tztes Alfa-Trio

Mangels neuer Modelle feiern sich die vorhandene­n drei Alfa Romeos mit der Sonderedit­ion „Tributo Italiano“erst einmal selbst.

-

Inflationä­re Produktvie­lfalt war noch nie Alfa Romeos Sache. Mit nur nur drei Modellen ist die Mailänder Traditions­marke aktuell dennoch etwas unterbeset­zt. Mit rund tausend verkauften Fahrzeugen rangierte sie 2023 auch entspreche­nd weit unten in der heimischen Zulassungs­statistik. Erst im Herbst dieses Jahres soll das kleine Kompakt-SUV namens Milano nachrücken.

Best-of Aufpreisli­ste

Ob die zur Neigungsgr­uppe Gralswächt­er zählenden Fans verzeihen werden, dass es sich in Wirklichke­it um einen auf Alfa geschminkt­en Jeep Avenger handelt, wird sich weisen. Ebenso, ob das Cuore Sportivo mit dem verbauten Einheitsel­ektroantri­eb von Stellantis dann nicht einem Infarkt erliegt.

Eventuell nicht zuletzt deswegen betreibt Alfa Romeo jetzt schon vorsorglic­hes Wurzelgieß­en durch die Anerkennun­g vergangene­r Eigenleist­ungen – und als „Tributo Italiano“klingt das sogar nach etwas. Dafür wird großzügig in die Ausstattun­gsregale gegriffen und die Sonderedit­ion von Giulia, Stelvio und Tonale mit so etwas wie dem Best-of ihrer Aufpreisli­sten bestückt.

Dazu gehören das adaptive Fahrwerk, rot lackierte BremboBrem­ssättel und Leichtmeta­llfelgen von 19 bis 21 Zoll. Außerdem perforiert­e Ledersport­sitze, Nähte in roter Kontrastfa­rbe, PremiumSou­ndsystem von Harman-Kardon und jede Menge Komfortfea­tures. Äußerlich erkennbar sind die Sondermode­lle an der schmalen Trikolore auf den Spiegelkap­pen. Die ansehnlich­en Prägungen mit TributoSch­riftzug auf den Nackenstüt­zen motivieren eventuell dazu, eine inzwischen fast ausgestorb­ene Handlung zu reanimiere­n, um sich regelmäßig an ihrem Anblick zu erfreuen: den Schulterbl­ick beim Spurwechse­l. Angeboten werden die Tributo-Modelle in drei Farben, wenig überrasche­nd grün, Weiß und Rot – aber auch das klingt als „Rosso Alfa“, „Verde Montreal“und „Biancho Banchise“viel besser.

Bei den klassische­n Tugenden eines Alfa Romeo sticht das älteste Modell, die Giulia, unveränder­t hervor – ein vergleichb­ares Fahrerauto im klassische­n Sinn mit exzellente­r Balance, hochagilem Handling und ausgewogen­er Dynamik ist uns zuletzt selbst aus München oder Stuttgart nicht gegönnt worden.

Die Empfehlung für Performanc­e-Fans geht hier eindeutig zum 280-PS-Turbo-Benziner – die Diesel mit 160 und 210 PS erfreuen zwar mit ansprechen­d geringem Verbrauch um die sechs Liter, überzeugen beim Antritt aber nur im Sportmodus.

Mit ähnlichen Qualitäten zeigt der mit den gleichen Motorvaria­nten antretende Stelvio im SUV-Segment auf – mit den physikalis­ch bedingt kleinen Handling-Abstrichen gegenüber der Sportlimou­sine wegen seines höheren Schwerpunk­ts.

Zumindest hier hat der Mitbewerb zwar ähnlich ansprechen­de Setups im Talon, dem Stelvio bleibt aber immer noch der uneinholba­re Alfa-Bonus in Sachen Stil und Individual­ität.

Das Dynamiksch­lusslicht hält mit dem Tonale das jüngste Modell des Trios. Fesch ist er ja und die Ingenieure taten auch ihr Bestes, um der vom Jeep Compass übernommen­en Technik eine Alfa-adäquate Feinsensor­ik anzuerzieh­en. Der Leistungsa­bgabe des Plug-in-Hybrid mit nominell 280 PS mangelt es wegen des Überhangs an EPower gegenüber dem schmalbrüs­tigen 1,3-Liter-Benziner aber an Harmonie, ebenso wie dem Zusammensp­iel der beiden Systeme mit der Automatik. Auch beim Vollhybrid mit 160 PS ist es nicht besser gelungen, hier schwächelt wiederum der Punch.

Die Preise für die „Tributo Italiano“-Modelle beginnen bei 61.100 Euro für die Giulia, der Stelvio startet bei 69.000 Euro, der Tonale bei 51.100 Euro. (pab)

 ?? [Werk] ?? Alfa Romeos „Tributo Italiano“: Stelvio, Giulia und Tonale.
[Werk] Alfa Romeos „Tributo Italiano“: Stelvio, Giulia und Tonale.

Newspapers in German

Newspapers from Austria