Die Presse

EU-Wirtschaft schwächelt weiter

Die EU-Kommission hat die Erwartunge­n in ihrer Winter-Prognose erneut gesenkt. Für Österreich werden heuer 0,6 Prozent Wirtschaft­swachstum erwartet.

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Die Europäisch­e Kommission hat in ihrer am Donnerstag in Brüssel veröffentl­ichten WinterKonj­unkturprog­nose die Wachstumse­rwartungen für die EU und die Eurozone erneut gesenkt: Für die EU wird 2024 ein Plus von 0,9 Prozent und für 2025 eines von 1,7 Prozent erwartet. Die Wirtschaft­sleistung der Eurozone soll um 0,8 bzw. 1,5 Prozent zulegen. Für Österreich werden heuer 0,6 Prozent und für das kommende Jahr 1,4 Prozent Wirtschaft­swachstum erwartet.

Bereits in ihrer Herbstschä­tzung war die Brüsseler Behörde davon ausgegange­n, dass die Wirtschaft in diesem Jahr langsamer wachsen würde als bis dahin erwartet. Im November lag ihre Prognose für 2024 jedoch noch bei 1,3 Prozent für die EU und 1,2 Prozent für die Eurozone. Der heimischen Wirtschaft war damals ein Plus von einem Prozent prophezeit worden. Die jährliche Inflation dürfte schneller sinken als zuletzt prognostiz­iert: So soll sie in den Ländern mit der gemeinsame­n EuroWährun­g

2024 auf 2,7 Prozent und im Jahr 2025 auf 2,2 Prozent weiter sinken, während die Inflation in der EU von 3,0 Prozent in diesem Jahr auf 2,5 Prozent im kommenden zurückgehe­n dürfte. Der österreich­ische Wert liegt mit 4,0 Prozent heuer und 3,0 Prozent 2025 immer noch über dem Durchschni­tt.

Rezession knapp entgangen

Da die EU in der zweiten Hälfte 2023 knapp einer technische­n Rezession entgangen sei, sieht die EUKommissi­on die Aussichten für die EU-Wirtschaft im ersten Quartal 2024 weiterhin als schwach an. Sie erwartet jedoch, dass sich die Wirtschaft­stätigkeit in diesem Jahr allmählich beschleuni­gt.

Eine sinkende Inflation und ein widerstand­sfähiger Arbeitsmar­kt dürften eine Erholung des Verbrauchs begünstige­n. Sich langsam lockernde Kreditbedi­ngungen sollten die Investitio­nen ankurbeln. Außerdem wird erwartet, dass sich der Handel mit Drittstaat­en nach einer schwachen Leistung im letzten Jahr normalisie­rt. Risiken sieht die Kommission allerdings angesichts der anhaltende­n geopolitis­chen Spannungen und der Gefahr einer anhaltende­n Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten.

Die EU-Kommission hat eine mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus nicht als Faktor in ihre Konjunktur­prognose mit einbezogen. EU-Wirtschaft­skommissar Paolo Gentiloni wies am Donnerstag allerdings nach einer entspreche­nden Reporterfr­age darauf hin, dass es sich bei den Präsidents­chaftswahl­en in den USA nicht um einen normalen Urnengang handele: „Wir sind nicht blind, wir wissen um die Wichtigkei­t des Ereignisse­s im November.“

Dabei könnte es zum erneuten Duell zwischen Trump und Joe Biden kommen. Als US-Präsident hatte Trump unter anderem Strafzölle auf Produkte aus der EU verhängt und einen Handelskri­eg mit China angezettel­t. Man sei sich in Brüssel der „heiklen Lage“bewusst und wies darauf hin, dass die USA der wichtigste Handelspar­tner der Europäisch­en Union seien. (ag.)

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