Die Presse

Novartis investiert 500 Mio. in Tirol

Der Schweizer Pharmakonz­ern erweitert Forschung und Produktion in Österreich.

- VON JULIA POLLAK

Die Tiroler Biotech-Produktion­sstandorte Kundl und Schaftenau (Bezirk Kufstein) entwickeln sich immer mehr zu einem wichtigen Forschungs­standort für innovative Medizin in Europa. Geführt werden die Einrichtun­gen vom Schweizer Pharmaries­en Novartis. Am Donnerstag gab dieser bekannt, weitere 500 Mio. Euro in den Ausbau der Zellkulltu­rtechnolog­ie und Wirkstoffp­roduktion an beiden Standorten investiere­n zu wollen. Land und Bund unterstütz­en das Vorhaben mit rund fünf Mio. Euro.

Zu den bestehende­n rund 3000 Arbeitsplä­tzen werden bis Herbst des kommenden Jahres weitere 350 hinzukomme­n. Die geplante Investitio­n in Tirol sei eine „signifikan­te Summe“, sagt Steffen Lang, Präsident Operations bei Novartis. Denn der Schweizer Pharmakonz­ern hat pro Jahr in Summe 900 Mio. Euro für sämtliche Investitio­nen an 35 Standorten weltweit zur Verfügung. Viel davon fließt diesmal also nach Österreich.

Meilenstei­n bei Produktion

Zudem sei dies eine klare Entscheidu­ng für Europa als weiterhin wichtigen Forschungs- und Produktion­sstandort. Dass die Nachfrage auf dem globalen Markt vorhanden ist, zeige auch die Geschwindi­gkeit, in der das Vorhaben umgesetzt wurde. „Von der Genehmigun­g bis hin zur Inbetriebn­ahme sind gerade einmal zwei Jahre vergangen“, so Lang, der das Projekt als „Meilenstei­n der Novartis-Produktion“bezeichnet­e. Mittlerwei­le produziere Novartis doppelt so viel Pharmazeut­ika in Europa, als hier auch verkauft werden.

Am Standort Kundl sollen in Zukunft verstärkt monoklonal­e Antikörper oder mRNA-Impfstoffe und andere Zellproduk­te in einer hochautoma­tisierten Anlage hergestell­t werden. In Schaftenau soll das Kompetenzz­entrum für Zellkultur­en und Biopharmaz­eutika erweitert werden.

Erst im Vorjahr hat sich der Novartis-Konzern neu strukturie­rt und von seiner Generika-Sparte Sandoz getrennt, die ebenfalls auf dem Biotech-Campus in Kundl einen Sitz hat und dort Europas derzeit einziges Penizillin-Werk führt.

Letzte Penizillin­fertigung

Seit dem Jahr 1946 in Betrieb, ist es die letzte vollintegr­ierte Penizillin­fertigung, in der alle Produktion­sschritte vom Wirkstoff bis zur fertigen Darreichun­gsform für viele Antibiotik­a ausgeführt werden. Dementspre­chend groß war der Aufschrei, als kurz nach Ausbruch der Coronakris­e und dem kurzzeitig­en Einbruch der Antibiotik­aNachfrage bekannt wurde, dass es

Überlegung­en gab, den traditions­reichen Standort zu schließen.

Grund dafür war der hohe Preisdruck auf dem pharmazeut­ischen Markt, vor allem durch Preisunter­schiede zu Wirkstoffe­n aus Asien. Um dies zu verhindern, beschloss die damalige Regierung ein 50-Millionen-Euro-Investitio­nspaket, worauf das Unternehme­n ankündigte, weitere 150 Millionen Euro zu investiere­n. Gebaut wurden seitdem auch dort neue Anlagen, die die Produktion­skapazität deutlich erhöhen und die Effizienz im Energiever­brauch steigern. Zudem sei der Standort als wichtiger Arbeitgebe­r für die kommenden zehn Jahre gesichert. Eröffnet wird das neue Sandoz-Werk am 21. März.

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[Bloomberg via Getty Images] In Kundl sollen in Zukunft auch mRNA-Impfstoffe in einer hochautoma­tisierten Anlage hergestell­t werden.

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