Die Presse

Womit Infrastruk­tur jetzt punktet

Der wachsende Bedarf an Datenmenge­n und Energie könnte der Infrastruk­tur-Branche noch reichlich Rückenwind verschaffe­n. Entspreche­nde Aktien sind laut Experten günstig.

- VON RAJA KORINEK

Der Höhenflug bei US-Technologi­eaktien scheint kein Ende zu nehmen. Die künstliche Intelligen­z bleibt wichtigste­s Zugpferd. Sie treibt die Kurse dieser Aktien kräftig an, wie auch jene von Halbleiter­Unternehme­n. Schließlic­h ist eine Menge Rechenleis­tung gefordert, die angesichts des Ausbaus der digitalen Infrastruk­tur weiter wachsen wird.

In Europa wird an einem schnellere­n Internet gearbeitet, über das große Datenmenge­n versendet werden können. So einigte sich die EU vor Kurzem auf das Gigabit-Infrastruk­turgesetz. Der Ausbau der Gigabit-Netzinfras­truktur soll damit beschleuni­gt und die Kosten gesenkt sowie Genehmigun­gen für den Glasfasera­usbau vereinfach­t werden.

Digitale Infrastruk­tur ist längst auch Teil von Infrastruk­tur-Aktienfond­s. Überhaupt sieht Johannes Maier, Portfoliom­anager beim Vermögensv­erwalter Bantleon, derzeit eine günstige Gelegenhei­t für ein Investment in das Thema. „Mit einem zweistelli­gen Gewinnwach­stum haben sich die Geschäfte von Infrastruk­turfirmen 2023 gut entwickelt, während die Gewinne der breiten Unternehme­nslandscha­ft stagnierte­n.“Maier verweist allerdings auch darauf, dass gängige globale Infrastruk­turindizes eher schlecht abgeschnit­ten haben, etwa im Vergleich zum MSCI-Weltindex. Dies liegt insbesonde­re daran, dass ein großer Anteil des MSCIWeltin­dex auf große US-Technologi­eaktien entfällt.

Alternativ­e zu Anleihen

Auch die gestiegene­n Zinsen spielen eine Rolle. Zahlreiche Infrastruk­turbetreib­er lukrieren regelmäßig­e Einnahmen etwa in Form einer Straßenmau­t oder durch Start- und Landegebüh­ren seitens der Flughafenb­etreiber. Auch die Betreiber von Handymaste­n verlangen Gebühren. Solche Verträge werden zudem meist auf viele Jahre etwa mit der öffentlich­en Hand abgeschlos­sen und regelmäßig an die Inflation angepasst. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen galten Infrastruk­tur-Investment­s

als Alternativ­e zu sicheren Anleihen, wenngleich Anleger das Aktienrisi­ko beachten müssen. Da die Zinsen zuletzt stark gestiegen waren, griffen viele Anleger wieder vermehrt auf solide Staatsanle­ihen zu.

Günstige Bewertunge­n

Ökonomen rechnen heuer jedoch mit ersten Zinssenkun­gen. Bantleon-Experte Maier sieht zudem die Bewertunge­n der Anlageklas­se als

günstig an. „Das Risiko-ErtragsVer­hältnis ist attraktiv.“

Doch wie gehen die Branchenpr­ofis vor? Im KBI-Fonds setzt Fondsmanag­er Colm O’Connor etwa auf Nextera Energy aus den USA, den größten Produzente­n erneuerbar­er Energien in Nordamerik­a. Auch die deutsche RWE, die immer stärker auf Solar- und Windkraft setzt, zählt zu den Investment­s. Überhaupt entfallen knapp über 40 Prozent auf Versorger. Der

Handymaste­nbetreiber SBA Communicat­ions ist ebenfalls Teil des Portfolios. Die USA sind mit rund 46 Prozent vertreten, gefolgt von Großbritan­nien.

Eisenbahn und Flughäfen

Im Atlas-Portfolio nehmen die USA mit rund 30 Prozent eine geringere Gewichtung ein, ein guter Anteil entfällt auf Europa. Dazu zählen der dänische Windkrafta­nlagenbaue­r Vestas Wind Systems und der Windparkbe­treiber Orsted. In den deutschen Flughafenb­etreiber Fraport wird ebenfalls investiert, wie auch in Getlink, den Betreiber des Eurotunnel­s.

Der FTGF-Fonds von Franklin Templeton gewichtet Versorger mit rund 40 Prozent, etwa mit Severn Trent aus Großbritan­nien. Eisenbahnb­etreiber sind etwa mit CSX Transporta­tion aus den USA vertreten, Funkmastbe­treiber mit American Tower.

Wie bei allen Investment­s sind jedoch auch bei diesen Produkten Verluste möglich.

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[Picturedes­k/Daniel Scharinger] Der Glasfasera­usbau soll beschleuni­gt werden, daraus können sich auch Chancen für Anleger ergeben.

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