„Presse“-Premiere im Museum
„Die Presse“und die Österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen präsentierten „European Voices“.
Der Eroica-Saal, der Prunksaal des Theatermuseums in Wien schräg vis-à-vis von der Albertina, bot das passende Ambiente für eine Premiere. „Die Presse“als Medieneigentümerin und die Österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) als CoHerausgeberin hoben am Donnerstag die Zeitschrift „European Voices“aus der Taufe, ein englischsprachiges Forum für europäische Fragen – speziell für Mittel-, Ost- und Südosteuropa.
Wolfgang Schüssel, einer der Taufpaten neben Ex-Außenministerin Ursula Plassnik und „Presse“-Vizechefredakteur Christian Ultsch, wusste als Klassikliebhaber, dass hier, im Palais Lobkowitz im Herzen Wiens, 1804 die Uraufführung von Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie mit Beinamen „Eroica“über die Bühne ging. Ultsch wiederum gab den Hinweis des tschechischen Botschafters weiter, dass hier eine Zeit lang die tschechische Botschaft ihr Domizil hatte. Und es fügte sich, dass der ehemalige Bundeskanzler die Verdienste Karel Schwarzenbergs, des vor drei Monaten verstorbenen früheren tschechischen Außenministers, würdigte – und nicht zuletzt seine Rolle als Ideengeber für das Projekt.
Fünf Außenminister
In Zeiten, da andere Medien zusperren, gehe „Die Presse“mit einem wagemutigen Projekt in die Offensive, merkte Co-Chefredakteur Thomas Seifert an. Er weiß, wovon er spricht, war er doch der letzte Chef der „Wiener Zeitung“. Auf ihn geht auch das Cover der Dreimonatszeitschrift im Zeichen Europas mit den Farben der mitteleuropäischen Länder zurück, eine Paraphrase auf das Logo der österreichischen EU-Präsidentschaft 2006. Schüssel und Plassnik versprühten Enthusiasmus. Sie verhehlten nicht ihren Stolz auf das „Baby“, eine Dreimonatszeitschrift im
Zeichen Europas. Sie waren im März 2023 mit der Magazin-Idee auf die „Presse“zugegangen. Im Verein mit Christian Ultsch nutzten Schüssel und Plassnik ihre Netzwerke. So erschienen gleich vier österreichische Außenminister – neben Schüssel und Plassnik auch Peter Jankowitsch und Benita Ferrero-Waldner – zur Präsentation. Und ein fünfter sollte nach der Vorstellung folgen.
Hochkarätige Runde
Schüssel betonte die Ausrichtung: proeuropäisch, pro Marktwirtschaft, pro Demokratie und pro Subsidiarität. Christian Ultsch, sein Partner bei der Doppelconférence, sekundierte: „Die europäische Idee ist in der DNA der ,Presse‘.“
Im Publikum mischten sich unter die Diplomaten – darunter Außenamtsgeneralsekretär Nikolaus Marschik, Martin Eichtinger und Eva Nowotny –, Kulturmanagerin Helga Rabl-Stadler, Wirtschaftsführer und
Journalisten. Mit ExChefredakteur Rainer
Nowak („Krone“) und „Profil“-Chefredakteurin
Anna Thalhammer stießen auch zwei Freunde der „Presse“-Familie auf die Geburt der neuen Zeitschrift an.
Was wäre eine Magazintaufe ohne eine gebührende Podiumsdiskussion, die die großen Fragen der Zeit aufwerfen würde? Thomas Seifert versammelte als Moderator eine hochkarätige Runde, für die das Jahr 1989 prägend war und die im Beirat die EU-Perspektiven im Fokus hat. Danilo Türk, Sloweniens Ex-Präsident, konstatierte angesichts des Ukraine-Kriegs die vollständige Rückkehr der (imperialistischen) Geschichte. Er sprach von der Gefahr einer Regression der EU. Von einem Europa der „weichen Grenzen“zu einem der „harten Grenzen“, wie Ivan Krastev hinzufügte.
„Fragen Sie Freud“
Der bulgarische Soziologe, der in Oxford derzeit an einem Buch schreibt, prophezeit, dass in einigen Jahren sieben außereuropäische Staaten zu Atommächten avancieren würden. „Der Wandel ist so groß, dass man ihn nicht bemerkt.“Für ihn ist klar: „Eine Niederlage der Ukraine ist auch eine Europas. Es ist ein Krieg zwischen Russland und dem Westen.“
Mikuláš Dzurinda, der slowakische Ex-Premier, plädiert für eine Kontrolle der sozialen Medien. „Wir leben in Blasen, die einander hassen.“Plassnik wiederum antwortet auf die Frage nach Österreichs NatoAntipathie gewohnheitsmäßig: „Fragen Sie Professor Freud.“
Mit Alexander Schallenberg hatte dann auch der aktuelle Außenminister just zum Schlusswort seinen Auftritt. Nach dem Besuch der Münchner Sicherheitskonferenz will er am Samstagabend für die „Heldenplatz“-Premiere am Burgtheater zurück in Wien sein. In München wird dagegen am Sonntag Martyna Czarnowska, Co-Chefredakteurin der „European Voices“, mit Schüssel, Türk und Krastev das Magazin einem internationalen Publikum präsentieren.