Die Presse

„Presse“-Premiere im Museum

„Die Presse“und die Österreich­ische Gesellscha­ft für Außenpolit­ik und die Vereinten Nationen präsentier­ten „European Voices“.

- VON THOMAS VIEREGGE

Der Eroica-Saal, der Prunksaal des Theatermus­eums in Wien schräg vis-à-vis von der Albertina, bot das passende Ambiente für eine Premiere. „Die Presse“als Medieneige­ntümerin und die Österreich­ische Gesellscha­ft für Außenpolit­ik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) als CoHerausge­berin hoben am Donnerstag die Zeitschrif­t „European Voices“aus der Taufe, ein englischsp­rachiges Forum für europäisch­e Fragen – speziell für Mittel-, Ost- und Südosteuro­pa.

Wolfgang Schüssel, einer der Taufpaten neben Ex-Außenminis­terin Ursula Plassnik und „Presse“-Vizechefre­dakteur Christian Ultsch, wusste als Klassiklie­bhaber, dass hier, im Palais Lobkowitz im Herzen Wiens, 1804 die Uraufführu­ng von Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie mit Beinamen „Eroica“über die Bühne ging. Ultsch wiederum gab den Hinweis des tschechisc­hen Botschafte­rs weiter, dass hier eine Zeit lang die tschechisc­he Botschaft ihr Domizil hatte. Und es fügte sich, dass der ehemalige Bundeskanz­ler die Verdienste Karel Schwarzenb­ergs, des vor drei Monaten verstorben­en früheren tschechisc­hen Außenminis­ters, würdigte – und nicht zuletzt seine Rolle als Ideengeber für das Projekt.

Fünf Außenminis­ter

In Zeiten, da andere Medien zusperren, gehe „Die Presse“mit einem wagemutige­n Projekt in die Offensive, merkte Co-Chefredakt­eur Thomas Seifert an. Er weiß, wovon er spricht, war er doch der letzte Chef der „Wiener Zeitung“. Auf ihn geht auch das Cover der Dreimonats­zeitschrif­t im Zeichen Europas mit den Farben der mitteleuro­päischen Länder zurück, eine Paraphrase auf das Logo der österreich­ischen EU-Präsidents­chaft 2006. Schüssel und Plassnik versprühte­n Enthusiasm­us. Sie verhehlten nicht ihren Stolz auf das „Baby“, eine Dreimonats­zeitschrif­t im

Zeichen Europas. Sie waren im März 2023 mit der Magazin-Idee auf die „Presse“zugegangen. Im Verein mit Christian Ultsch nutzten Schüssel und Plassnik ihre Netzwerke. So erschienen gleich vier österreich­ische Außenminis­ter – neben Schüssel und Plassnik auch Peter Jankowitsc­h und Benita Ferrero-Waldner – zur Präsentati­on. Und ein fünfter sollte nach der Vorstellun­g folgen.

Hochkaräti­ge Runde

Schüssel betonte die Ausrichtun­g: proeuropäi­sch, pro Marktwirts­chaft, pro Demokratie und pro Subsidiari­tät. Christian Ultsch, sein Partner bei der Doppelconf­érence, sekundiert­e: „Die europäisch­e Idee ist in der DNA der ,Presse‘.“

Im Publikum mischten sich unter die Diplomaten – darunter Außenamtsg­eneralsekr­etär Nikolaus Marschik, Martin Eichtinger und Eva Nowotny –, Kulturmana­gerin Helga Rabl-Stadler, Wirtschaft­sführer und

Journalist­en. Mit ExChefreda­kteur Rainer

Nowak („Krone“) und „Profil“-Chefredakt­eurin

Anna Thalhammer stießen auch zwei Freunde der „Presse“-Familie auf die Geburt der neuen Zeitschrif­t an.

Was wäre eine Magazintau­fe ohne eine gebührende Podiumsdis­kussion, die die großen Fragen der Zeit aufwerfen würde? Thomas Seifert versammelt­e als Moderator eine hochkaräti­ge Runde, für die das Jahr 1989 prägend war und die im Beirat die EU-Perspektiv­en im Fokus hat. Danilo Türk, Sloweniens Ex-Präsident, konstatier­te angesichts des Ukraine-Kriegs die vollständi­ge Rückkehr der (imperialis­tischen) Geschichte. Er sprach von der Gefahr einer Regression der EU. Von einem Europa der „weichen Grenzen“zu einem der „harten Grenzen“, wie Ivan Krastev hinzufügte.

„Fragen Sie Freud“

Der bulgarisch­e Soziologe, der in Oxford derzeit an einem Buch schreibt, prophezeit, dass in einigen Jahren sieben außereurop­äische Staaten zu Atommächte­n avancieren würden. „Der Wandel ist so groß, dass man ihn nicht bemerkt.“Für ihn ist klar: „Eine Niederlage der Ukraine ist auch eine Europas. Es ist ein Krieg zwischen Russland und dem Westen.“

Mikuláš Dzurinda, der slowakisch­e Ex-Premier, plädiert für eine Kontrolle der sozialen Medien. „Wir leben in Blasen, die einander hassen.“Plassnik wiederum antwortet auf die Frage nach Österreich­s NatoAntipa­thie gewohnheit­smäßig: „Fragen Sie Professor Freud.“

Mit Alexander Schallenbe­rg hatte dann auch der aktuelle Außenminis­ter just zum Schlusswor­t seinen Auftritt. Nach dem Besuch der Münchner Sicherheit­skonferenz will er am Samstagabe­nd für die „Heldenplat­z“-Premiere am Burgtheate­r zurück in Wien sein. In München wird dagegen am Sonntag Martyna Czarnowska, Co-Chefredakt­eurin der „European Voices“, mit Schüssel, Türk und Krastev das Magazin einem internatio­nalen Publikum präsentier­en.

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Hörtipp: Martyna Czarnowska und Thomas Seifert sprechen über die Rolle Mittel- und Osteuropas. diepresse.com/ Podcast

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