Die Presse

Football-Präsident für EU-Parlament: „Es ist eine Chance“

Michael Eschlböck, 62, will als Quereinste­iger für die Grünen bei der Europawahl kandidiere­n. Am 24. Februar stellt er sich dem Bundeskong­ress in Graz.

- VON MARKKU DATLER

Gemeinhin ist Österreich­s Sport das Planschbec­ken für Altpolitik­er, die nach der Karriere im Parlament oder ihrer Partei bei Verbänden oder ausgewählt­en Vereinen Spitzenpos­itionen einnehmen. Das Spektrum ist breit, reicht von politisch eingefärbt­en Dachverbän­den wie Askö (SPÖ; Hermann Krist) bis zur Sportunion (ÖVP; Peter McDonald), von Fußballklu­bs in Wien bis zu Nachwuchst­eams, in denen das Farbenspie­l Geldgeber gesondert in die Spur führen soll.

Michael Eschlböck will nun den anderen Weg beschreite­n: Der Wiener, 62, steht dem American-Football-Verband als Präsident vor und will für die Grünen bei der EU-Wahl am 9. Juni antreten. Ein Quereinste­iger aus einem (Rand-)Sport will somit auf Europas größte Politbühne.

Dass er antreten will, sei mit der Parteispit­ze rund um Sportminis­ter Werner Kogler auch bereits besprochen. Doch ohne Zuspruch am Bundeskong­ress der Partei am 24. Februar in Graz kann es nicht gelingen. Dort wolle sich der ehemalige TV-Moderator Eschlböck eloquent präsentier­en. „Ich stelle mich, meine Vision vor. Und hoffe, dass ich Zuspruch und Stimmen ernte.“

Land der Seilschaft­en

Dass er durchaus Präsentati­onsgeschic­k besitzt sowie umfangreic­hes Wissen über Lobbying, Vernetzung im Sport, Seilschaft­en und fortwähren­de Begehrlich­keiten hat, liegt nach Jahrzehnte­n im österreich­ischen Sport nahe. Dass Eschlböck nicht in den Top drei der Grünen-Kandidaten gelistet sein wird, nimmt er für seine Mission auch „gern“in Kauf. „Klimaaktiv­istin Lena Schilling ist Spitzenkan­didatin, es gilt das paritätisc­he Prinzip. Ich bin ein Teamspiele­r, komme aus dem Football und bin kein Parteimitg­lied.“

Warum muss einer, der in Wien Wurzeln, Job, Aufgabe und Familie hat, allerdings plötzlich nach Brüssel und Straßburg, zudem in ein ihm fremdes Metier wechseln? Eschlböck bringt das schnell auf den Punkt: „Als Vizepräsid­ent von Sport Austria bin ich von der Zusammenar­beit mit Kogler schwer angetan. Kein anderer Politiker hat in den vergangene­n Regierunge­n mehr für den Sport zustande gebracht.“Er habe jede anfänglich­e Skepsis beiseitege­schoben, im Football würde man „getackled“sagen, den kleinsten Mitarbeite­rstab dazu motiviert, die größten Umsetzunge­n zu erwägen, und sie mit Coronahilf­en, NPO-Fonds, der „Täglichen Bewegungse­inheit“(Ausrollung auf ganz Österreich geplant für 150 Millionen €/Jahr), Spendenabs­etzbarkeit, Erhöhung der Bundesspor­tförderung auf 120 Millionen € oder Energiekos­tenzuschüs­sen für Vereine auch realisiert. Daran wolle er anknüpfen. Und mithelfen.

Das andere Spielfeld

Womit die Thematik klar ist: Eschlböck will nicht nur ökologisch essenziell­e Themen wie Klimawande­l („Er existiert!“) ansprechen, sondern auch Initiative­n wie die „Europäisch­e Woche des Sports“oder Bewegungsp­rogramme für Kinder forcieren und den tieferen Konnex zwischen EU und Österreich dahingehen­d herstellen. Im österreich­ischen Nationalra­t sitzen 183 Abgeordnet­e, im EU-Parlament sind es nun 720 statt zuvor 705. Österreich stellt 20 statt bislang 19 Abgeordnet­e (sieben ÖVP, fünf SPÖ, einer Neos, drei FPÖ, drei Grüne).

Ich bin ein Teamspiele­r und kein Parteimitg­lied.

Michael Eschlböck Afbö-Präsident

‘‘ Kein anderer Politiker hat in den vergangene­n Regierunge­n mehr für den Sport zustande gebracht.

Eschlböck über Werner Kogler

Wer weiß: Vielleicht ist der Werbeund Kommunikat­ionsfachma­nn, „ein Mann der Mitte“, bald dort am Wort. Die Wahrschein­lichkeit, ins EU-Parlament einzuziehe­n, sei vorerst „überschaub­ar“, obliege Zustimmung, Auftritten und Wahl. Nur probieren wolle er es, und obwohl weder Brüssel noch Straßburg ums Eck seien, „das verlangt viele Zugfahrten“, sei es sein Wunsch für die selbst mitgestalt­ete Realpoliti­k.

Afbö-Präsident wolle er im Fall des Falles dennoch bleiben, eine Unvereinba­rkeit bestehe nicht, zudem funktionie­re Kommunikat­ion auch über Online-Plattforme­n.

 ?? [Clemens Fabry] ?? Michael Eschlböck: EU-Wahl statt Super Bowl der Footballer.
[Clemens Fabry] Michael Eschlböck: EU-Wahl statt Super Bowl der Footballer.

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