Ist der Plafond bei Sparzinsen erreicht?
Die Österreicher bekommen derzeit vergleichsweise hohe Zinsen. Das kann sich aber relativ bald ändern.
Als geradezu paradiesisch könnte man die derzeitige Zinslandschaft Österreichs beschreiben. Bis zu 3,55 Prozent erhalten heimische Sparer dieser Tage, wenn sie ihr Geld mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr bei der Bank binden. Bei täglich fälligem Geld machen die Angebote für Sparzinsen ebenfalls bis zu drei Prozent aus, wie die Transparenzplattform für Spareinlagenzinsen der Oesterreichischen Nationalbank zeigt. Wobei es sich hier schon um sehr gute Angebote handelt und nicht um den Durchschnittszinssatz, den die österreichischen Geldinstitute ihren Kunden bieten – der liegt nämlich deutlich darunter.
So oder so. Derart hohe Zinsen könnten schon wieder der Vergangenheit angehören – was auch nicht verwunderlich wäre. Denn der Finanzmarkt erwartet in diesem Jahr Zinssenkungen vonseiten der Europäischen Zentralbank, weil auch die Inflation im Euroraum sukzessive zurückgeht. Und sinken die Zinsen in Frankfurt, schlägt sich das auch auf die Kreditinstitute des Euroraums durch. Und somit auch auf Österreichs Banken.
Festgeld ist hoch im Kurs
Zuletzt sind die Zinssätze in Österreich für Einlagen mit vereinbarter Laufzeit (alle Bindungsfristen) geringfügig gefallen. Im Dezember 2023 lag der Wert bei 3,26 Prozent. Das ist zwar immer noch deutlich höher als etwa im Sommer des Vorjahres (siehe Grafik), aber bereits unter dem Niveau von Oktober oder November 2023. Zahlen für den Jänner liegen zwar noch keine vor, diese werden von der Nationalbank erst im März veröffentlicht. Gut möglich aber, dass seit Jahresbeginn nun eine Seitwärts- oder Abwärtsbewegung stattfindet. Und auch, dass der Höhepunkt bei Sparzinsen mit vereinbarter Laufzeit schon hinter uns liegt. Auch im Euroraum lag der Wert für den Dezember (3,29 Prozent) schon wieder unter dem von November (3,32). Eines muss man aber auch sagen: Von den Niveaus, die man noch 2022, 2021 oder 2020 (Jänner 2020: 0,20 Prozent) in der heimischen Bankenlandschaft vorgefunden hat, ist man nach wie vor deutlich entfernt.
Was man jedenfalls sieht, ist, dass es weiterhin einen Trend zu gebundenen Veranlagungen (also zu Bindungsfristen) gibt. Lagen in Österreich im Jahr 2021 noch 85,3 Mrd. Euro auf sogenannten Festgeldkonten herum, waren es zuletzt schon rund 109,1 Mrd. Euro – ein Anstieg um rund 28 Prozent. Eine Entwicklung, die mit den steigenden Leitzinssätzen einhergeht und im Herbst 2022 ihren Ausgang nahm.
Ab Juli 2022 erhöhte die Europäische Zentralbank ihren Leitzinssatz inflationsbedingt erstmals seit elf Jahren. Im Dezember stand der Leitzins dann schon bei 2,5 Prozent. In diesem Zeitraum war ebenfalls ein Anstieg der Zinsen im Festgeldbereich bemerkbar, auf den die Österreicher relativ bald auf
gesprungen sind. Vor allem zum Weltspartag im Herbst des vergangenen Jahres haben sich viele dazu entschieden, neue Sparverträge abzuschließen, was vor allem auch auf die entsprechenden Aktionen rund um den Tag von Sparefroh und Sumsi zurückzuführen ist.
Allein im Oktober belief sich das Neugeschäft bei Festgeldvereinbarungen auf rund 8,2 Mrd. Euro, im November waren es immerhin noch 7,4 Mrd. Euro. Das ist relativ viel, wenn man sich die Zahlen zwischen Jänner und Dezember 2023 ansieht, als sich das Neugeschäftsvolumen durchschnittlich auf rund 4,7 Mrd. Euro belief. 2021 betrug dieses im Schnitt etwa nur 799 Mio. Euro monatlich.
Sparen bleibt interessant
Auch Martin Spona, der Chef des Vergleichsportals Durchblicker, merkt das nach wie vor hohe Interesse der Österreicher an klassischen Sparprodukten. Das Anfrageplus auf der Plattform liege in diesem Bereich momentan bei 65 Prozent über dem Jänner des Vorjahres, sagt er. Seiner Interpretation nach habe sich die Budgetlage der Haushalte etwas entspannt. Die Österreicher hätten wieder Geld übrig, um es beiseitezulegen, anstatt es für höhere Lebenshaltungskosten auszugeben.
Im Bereich der Festgeldvereinbarungen liegt das Interesse der Kunden derzeit vor allem auf einund dreijährigen Bindungsfristen, sagt Spona, aber auch Tagesgeldangebote stünden nach wie vor hoch im Kurs. „Uns fällt auf, dass es nach wie vor Banken gibt, die mit attraktiven Konditionen versuchen, Kunden zu gewinnen“, so Spona. Er verweist hier vor allem auf kleinere Institute, die etwa im Bereich Konsumfinanzierung oder Autoleasing tätig sind.
Doch auch wenn Zinsangebote von 3,5 Prozent hoch erscheinen, bleibt Sparen bei einer Inflation von 4,5 Prozent (Schnellschätzung Jänner) ein Verlustgeschäft.