Freie Fahrt ins nächste Stockwerk
Die Stiege im eigenen Haus kann für manche zur Barriere werden. Eine mögliche Lösung: Treppen- oder Homelifte. Was es dabei zu beachten gilt.
Stiegensteigen ist gesund und hält fit – daran besteht wohl kein Zweifel. Im Alltag sollte man das Liftfahren daher öfters auslassen und versuchen, so viele Treppen wie möglich zu besteigen. Das bewahrt auch vor dem manchmal unangenehmen Schweigen oder dem (für manche nicht weniger unangenehmen) Small Talk mit anderen Liftgästen. Allerdings kann der Wechsel von einem Stockwerk in das nächste auch zur großen Herausforderung und die Stufen zum unüberwindbaren Hindernis werden. Etwa wenn die Mobilität im Alter abnimmt oder es nach einem Unfall zu körperlichen Einschränkungen kommt. Für viele Pensionisten und körperlich beeinträchtigte Menschen ist daher ein Home- oder Treppenlift eine Möglichkeit, barrierefrei in den eigenen vier Wänden zu leben und damit ein Stück weit ihrer Selbstständigkeit im Alltag zurückzubekommen. Die Montage einer solchen Transporthilfe ist, laut Anbietern, mittlerweile relativ einfach und kostengünstig.
Gerade, gekurvt, gemietet
So liegen gerade laufende Systeme in der Anschaffung bei rund 4000 Euro, gekurvte sind etwas teurer. Bei Letzteren liegt der Vorteil allerdings darin, dass diese schnell und quasi in jedem Stiegenhaus oder Stiegenaufgang installiert werden können. Mittlerweile habe sich das Design dieser Treppenlifte so weit entwickelt, dass es möglich sei, diese individuell in die unterschiedlichsten Wohnumfelder zu integrieren, sagt etwa Alexander te Best, Geschäftsführer des Wiener Liftunternehmens Lifta. Neben den verschiedenen Lifttypen gibt es heute eine große Auswahl an Schienenfarben sowie an Mustern und Materialien, um die Polsterbezüge zu gestalten. Manche Menschen zögern jedoch bei der Entscheidung, sich einen Treppenlift anzuschaffen. Te Best: „Es fällt vielen Menschen schwer, sich einzugestehen, dass die Treppe mehr und mehr zum Problem wird und sie ein Hilfsmittel benötigen. Nach dem Kauf sagen die meisten, dass sie sich schon viel früher dafür hätten entscheiden sollen.“
Neben dem Kauf eines neuen Treppenlifts gibt es die Möglichkeit, diesen zu mieten oder auf einen gebrauchten zurückzugreifen. Erstere Variante sei eine gute Übergangslösung, sagt Gerhard Humer von der Firma Weigl mit Sitz im oberösterreichischen Waizenkirchen, die seit 30 Jahren Liftsysteme aller Art in Haushalten anbringt. Er ist mittlerweile überzeugt, dass in 99 Prozent aller Wohnungen und Häuser ein Treppenlift zum Einsatz kommen kann. Nur in den seltensten Fällen stellen fehlendes Platzangebot oder juristische Gründe, etwa bei mehreren Eigentümern, ein Problem dar.
Förderungen vom Bund
Im Übrigen ist die Anschaffung eines Treppenlifts Privatsache und selbst zu finanzieren. Ab einer gewissen Immobilität kann jedoch beim Land oder Bund um Förderungen angesucht werden. „Es zu probieren, zahlt sich aus“, betont Humer. Vor allem, wenn ein Treppenlift infolge eines Unfalls benötigt wird, bestünden zumindest gute Chancen auf eine teilweise Kostenrückerstattung.
Um schwere Gegenstände oder mehrere Personen gleichzeitig zu transportieren, eignen sich sogenannte Homelifte. Diese funktionieren nach dem Prinzip eines normalen Personenaufzugs. Ob man sich einen solchen leisten kann, ist eine Frage der finanziellen Mittel, die gerade beim Bau oder Ausbau eines Hauses oder einer Wohnung meistens nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Liftschächte vorab einplanen
Wer nicht von Anfang an in den eigenen Aufzug investieren möchte, kann trotzdem bereits beim Hausbau entsprechende bauliche Vorkehrungen treffen. Beispielsweise mit Treppenaufgängen, die mittig ausreichend Freiraum lassen, oder im Vorfeld eingeplanten Liftschächten, die bis zu ihrer eigentlichen Verwendung als Abstellraum oder Garderobe zwischengenutzt werden können. Dafür reichen bereits wenige Quadratmeter pro Stockwerk aus.
Aber auch wenn bei der Planung noch keine Maßnahmen gesetzt wurden, lässt sich ein Wohnungsaufzug im Nachhinein an der äußeren Seite des Gebäudes integrieren. „Die gesetzlichen Regelungen eines Homelifts in einem privaten Haushalt entsprechen bei Weitem nicht den weitreichenden Bestimmungen wie bei öffentlich genutzten Aufzügen. Das lässt eine gewisse Flexibilität bei der Größe und Ausführung zu“, erklärt der Wiener Architekt Roland Gasperl. „Irgendeine Variante geht mithilfe guter, ideenreicher Beratung immer.“Man könne unter Umständen im Innenbereich Zimmerdecken durchstoßen. Das sei nur manchmal, speziell in kleineren Wohneinheiten, mit etwas größerem Aufwand verbunden, da einfache Zuund Ausstiege gewährleistet sein müssen.