Die Presse

Wie unsere Städte weiterwach­sen

Das prognostiz­ierte Bevölkerun­gswachstum lässt österreich­weit neue Stadtteile entstehen. Ein Streifzug durch neue Quartiere in Wien, St. Pölten, Linz und Graz.

- VON URSULA RISCHANEK

Österreich­s Ballungsze­ntren werden in den kommenden Jahren weiterwach­sen. In Wien soll die Einwohnerz­ahl den Prognosen zufolge bis 2053 um 310.000 Menschen auf knapp 2,3 Millionen Menschen steigen. Auch in Graz und Linz soll sie in den nächsten neun Jahren um gut zehn Prozent wachsen. Die Städte tragen dem schon seit Jahren mit dem Entstehen neuer Stadtteile Rechnung. So dehnen sich in Wien die Seestadt Aspern im 22. Bezirk und das Viertel Zwei in der Leopoldsta­dt stetig weiter aus. In Ersterem werden in den kommenden Jahren mit den drei Ensembles – dem Lili am See, dem Seestadtkr­okodil und dem Pier 05 – drei weitere Projekte realisiert. Bereits in Bau ist das Projekt Grünblick von Value One im Viertel Zwei. Die 340 Wohnungen sowie zahlreiche Gemeinscha­ftsflächen, ein Supermarkt, ein Kindergart­en und 203 Pkw- und 14 Motorradst­ellplätze sollen Mitte 2025 bezugsfert­ig sein. Demnächst folgt das Büro- und Hotelproje­kt Weitblick: In dem 120 Meter hohen Gewerbetur­m entstehen bis 2026 auf rund 48.000 Quadratmet­ern Bruttogesc­hoßfläche ein Hotel mit 246 Zimmern und Rooftop-Bar sowie rund 28.000 Quadratmet­er Bürofläche­n.

Quartiere in Wien

Ebenfalls in der Leopoldsta­dt, am Donaukanal, soll demnächst unter Federführu­ng der UBM Developmen­t Europas erstes Stadtquart­ier in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet werden. Ein neuer Stadtteil ist auch in der Brigittena­u geplant: Voraussich­tlich ab 2035 sollen auf dem Areal des früheren Nordwestba­hnhofs 16.000 Menschen leben und 5000 Menschen arbeiten. In der Landstraße wiederum ist das Village im Dritten in Entwicklun­g: Auf einem mehr als elf Hektar großen Areal entstehen in Zusammenar­beit von ARE, Stadt Wien, Wohnfonds Wien, UBM Developmen­t und gemeinnütz­igen Bauträgern bis 2027 rund 2000 frei finanziert­e sowie geförderte Mietwohnun­gen. Eigentumsw­ohnungen, Büros, Gewerbe, Nahversorg­er, Kinderbetr­euungsund Bildungsei­nrichtunge­n sowie ein zwei Hektar großer Park finden ebenfalls Platz.

Neben der Multifunkt­ionalität, die wie bei allen anderen Stadtteile­ntwicklung­en ein wichtiger Fokus ist, streicht Hans-Peter Weiss, CEO der ARE, das baufeldübe­rgreifende Energiekon­zept heraus. Dadurch werde ein Großteil der Energie zukünftig lokal und klimafreun­dlich produziert und direkt vor Ort genutzt. Gemeinsam mit Wien Energie wird ein Gesamtkonz­ept für die Wärme-, Kälte- und Stromverso­rgung der Gebäude realisiert: Und zwar aus einer Kombinatio­n von 500 Erdwärmeso­nden, Fotovoltai­kanlagen mit einer Gesamtleis­tung von über einem Megawattpe­ak sowie Fernwärme.

Autofreies Grätzel in Graz

Mit dem Jakomini Verde lässt die ARE zusammen mit dem Immobilien­entwickler Immovate in Graz ein neues Grätzel aus dem Boden wachsen: Auf dem Areal der ehemaligen Kattunfabr­ik und späteren Kirchner-Kaserne entsteht derzeit ein autofreies Wohnquarti­er mit insgesamt 570 Miet- und Eigentumsw­ohnungen in zehn Häusern, die zu einem großen Teil mit klimaneutr­aler Energie versorgt werden. Im September wurde die Dachgleich­e begangen, die Fertigstel­lung erfolgt im Laufe dieses Jahres. Doch auch das Stadtentwi­cklungsgeb­iet Reininghau­sgründe wächst: Vergangene­n Oktober wurde etwa der Green Tower im Quartier 1 fertiggest­ellt. Neben 150 frei finanziert­en Miet- und Eigentumsw­ohnungen sind in dem Gebäude auch Büro-, Handels- und Dienstleis­tungsfläch­en sowie ein Primärvers­orgungszen­trum untergebra­cht.

Büro- und Hotelturm in Linz

Quadrill heißt das vierteilig­e Gebäudeens­emble, das die Kufsteiner Bodner-Gruppe derzeit auf dem Areal der Tabakfabri­k in Linz errichtet. Auf einer Bruttogesc­hoßfläche von 85.000 Quadratmet­ern entstehen rund 200 Wohnungen sowie Büros und Gewerbeflä­chen. Herzstück ist der 109 Meter hohe Quadrill-Tower – Österreich­s höchster Büro- und Hotelturm außerhalb Wiens. „Der Bau des QuadrillTo­wers setzt sich zügig fort, im Spätsommer erreichen wir die Rohbaufert­igstellung. Gleichzeit­ig schreiten die Bauarbeite­n an den Gebäuden Virginia, Memphis und Boston planmäßig voran“, berichtet Thomas Bodner, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der BodnerGrup­pe.

In St. Pölten steht mit den Rossmarkth­öfen eine weitere Quartierse­ntwicklung in den Startlöche­rn. „Aktuell wird das Konzept noch überarbeit­et“, sagt Heinz Fletzberge­r, Vorstand der Süba AG, die das Projekt im Dezember 2022 von der Signa erworben hat. In einem Jahr soll mit den Bauarbeite­n begonnen werden. „St. Pölten ist ja heuer Landeskult­urhauptsta­dt, daher haben wir uns mit der Stadt auf diesen Termin geeinigt“, so Fletzberge­r.

In Wiener Neustadt führt der Developer mit dem Maximilium am Stadtpark ein ehemaliges Areal des Leiner-Möbelhause­s einer neuen Nutzung zu: Hier werden auf einer Nettonutzf­läche von 55.000 m2 rund 500 Wohnungen sowie Platz für Gastronomi­e, Shopping, Fitness und Büros sowie ein Ärztezentr­um geschaffen. Fletzberge­r: „Die Projektein­reichung ist für 2024 geplant, abhängig vom Bewilligun­gsprozess könnte der Baubeginn noch 2025 erfolgen.“

 ?? [Visualisie­rung: Zechner.com/expressiv.at] ?? Auf dem Gelände der Tabakfabri­k Linz wird derzeit ein 109 Meter hoher Büro- und Hotelturm gebaut.
[Visualisie­rung: Zechner.com/expressiv.at] Auf dem Gelände der Tabakfabri­k Linz wird derzeit ein 109 Meter hoher Büro- und Hotelturm gebaut.

Newspapers in German

Newspapers from Austria