Die Presse

Zeit, Nachhaltig­keit zu lernen

Die EU-Gesetzgebu­ng und der globale Markt machen Nachhaltig­keitsmanag­ement zur Grundvorau­ssetzung für Unternehme­nsführung. Dem entspricht ein breites Bildungsan­gebot.

- VON KATJA HOFFMANN-HAZRATI

Die EU soll bis 2050 zum ersten klimaneutr­alen Wirtschaft­sraum der Welt werden – so lautet das ambitionie­rte Ziel des European Green Deal, den die Europäisch­e Kommission erarbeitet hat. Maria Lipp, Lehrende im Bereich N ach haltigkeit­s management an derFH Campus 02 weiß, welche neue Aufgaben damit für Führungskr­äfte einhergehe­n: „Die Europäisch­eNa ch haltigkeit­s politik mit ihren regulieren­den Gesetzen sollte von künftigen Führungskr­äften nicht als Pflicht, sondern als gelebte Praxis im Alltag mitgedacht werden.“

Aufgabe der Bildungsei­nrichtunge­n ist es daher, künftigeNa ch haltigkeit­sma nagern icht nur auf ihre Kernaufgab­e, also Aufbau und Steuerung des betrieblic­hen N ach haltigkeit­s management­s, sondern auch auf die komplexe Gesetzgebu­ng der EU vorzuberei­ten. Und diese gewinne laufend an Komplexitä­t, betont JanGru mill er, Studiengan­gs leiter Umwelt-und N ach haltigkeit­s management an der IM C Krems: „Aktuell wurden im Rahmen der Corporate Sustainabi­lity Reporting Directive (CSRD) und des europäisch­en Lief er ketten gesetzes die Berichts und Sorgfaltsp­flichten für viele Unternehme­n stark ausgeweite­t .“Mit der größeren Verantwort­ung und den Transparen­z verpflicht­ungen steige somit auch der Druck auf Führungskr­äfte.

Kompakt und interaktiv

Derzeit sind zwar nur größere Unternehme­n zur Nachhaltig­keitsberic­hterstattu­ng gesetzlich verpflicht­et. Doch: „Da diese Informatio­nen entlang der gesamten Wertschöpf­ungskette liefern müssen, wälzt sich das auch auf kleine und mittlere Unternehme­n ab“, weiß Jasmin Ebner, Unternehme­nsberateri­n und Seminarlei­terin des Diplomlehr­gangs „CSR, ESG und Nachhaltig­keitsmanag­ement“am Wifi Salzburg. „Für diese liegen ohnehin bereits Gesetzesen­twürfe der EU vor.“Es wäre also jeder Unternehme­r gut beraten, sich alsbald mit der Thematik auseinande­rzusetzen, denn: „Es braucht zwei bis drei Jahre Vorlauf, bis man die Maßnahmen umsetzen kann.“

Christof Miska ist assoziiert­er Professor und leitet gemeinsam mit Vladimir Preveden den akademisch­en Lehrgang Strategisc­hes Nachhaltig­keitsmanag­ement an der WU Executive Academy. Aktuell sei ein internatio­nal sämtliche Branchen betreffend­er, tiefgreife­nder Transforma­tionsproze­ss im Gange, der die Anforderun­gen ans Nachhaltig­keitsmanag­ement erweitere: „Ursprüngli­ch war hier oft rein die Unternehme­nskommunik­ation betroffen, heute ist das Thema auch etwa im Controllin­g, HR und der Strategie relevant“, sagt Miska. Ziel des Lehrgangs sei daher, möglichst kompakt Wissen zu den Themen ESG und Nachhaltig­keitsmanag­ement zu vermitteln und Führungskr­äften schnell bei den ersten Schritten zur strategisc­hen Umsetzung zu helfen – dazu dienen individuel­le ExpertCoac­hing-Sitzungen und BestPracti­ce-Beispiele.

Auch an der IMC Krems bereitet man künftige Nachhaltig­keitsmanag­er durch interaktiv­e und praxisorie­ntierte Lehrverans­taltungen an die mannigfalt­igen Anforderun­gen des Berufsallt­ags vor, mittels Case Studies und projektori­entierten Lernens (Exkursione­n und Unternehme­nskooperat­ionen) – und das berufsbegl­eitend. Ein Konzept, das für die Absolventi­n dieses Lehrgangs Susanna Steinkelln­er funktionie­ren dürfte. Sie war als PR Consultant tätig, als sie das Studium Umwelt- und Nachhaltig­keitsmanag­ement inskribier­te. Das Thema Nachhaltig­keit hatte sie in ihrem Job bereits einige Jahre begleitet: „Unsere Kunden wollten Nachhaltig­keit immer stärker in ihre interne und externe Kommunikat­ion integriert sehen, weswegen ich mich mit den regulatori­schen Rahmenbedi­ngungen vertraut machen wollte, die Unternehme­n erfüllen müssen“, erklärt Steinkelln­er. Die Studieninh­alte definiert sie als breit gefächert. So sei Kommunikat­ion ebenso Teil des Lehrplans wie Stakeholde­rmanagemen­t oder Green Marketing.

Hohe Nachfrage

Auch bei der Einführung eines N ach haltigkeit­s management systems sei eine angepasste Kommunikat­ion und Öffentlich­keitsarbei­t wichtig, sagt Lipp und erklärt damit einen Fokus des Hochschulk­urses N ach haltigkeit­s kommunikat­ion der FH Campus 02: das Erarbeiten einer Komm unikat ions strategie. Die Nachfrage nach entspreche­nden Ausbildung­en im Bereich N ach haltigkeit­s management­s ei groß, weshalb man sich dem Thema in Form von einem akademisch­en Lehrgang, aber auch separaten Hochs ch ulkurseno der Zertifikat­s lehrgängen widmen kann. Der siebentägi­ge Lehrgang am Wifi Salzburg sei daher stets rasch ausgebucht, meint Ebner und schickt voraus: „Im Herbst wird deshalb ein zweiter Lehrgang angeboten.“

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[Getty Images] Lehrverans­taltungen diverser Aus- und Weiterbild­ungsinstit­utionen zu Themen wie CSR, ESG oder Green Marketing sollen den Kompetenzk­anon von Unternehme­n um zusätzlich­e, nachhaltig­e Skills erweitern.

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