Die Presse

Jetzt liegt auch Amerika unserem Jazzstar zu Füßen

Ekstase pur: Die Saxofonist­in Muriel Grossmann stellte ihr neues Album „Devotion“im Porgy & Bess vor.

- VON SAMIR H. KÖCK

So eine internatio­nale Breitenwir­kung wie sie hat seit Joe Zawinul niemand mehr aus der österreich­ischen Jazzszene erzielt. Aber war sie jemals Teil davon? Gewiss ist nur, dass Muriel Grossmann kurz als Kellnerin im Porgy & Bess gearbeitet hat. Seit 2004 lebt sie in Ibiza und hat dort ihre intensive Improvisat­ionskunst am Tenorsaxof­on entwickelt, die immer weitere Kreise zog. Nun hat gar US-Rockstar Jack White (White Stripes) angebissen und Grossmanns famoses neues Album „Devotion“auf seinem Label Third Man herausgebr­acht. Eine US-Tournee im Herbst wird vorbereite­t und somit eine weitere Brennstufe ihrer Karriere gezündet. Heiß war es von Anbeginn im rappelvoll­en Porgy, auch weil Grossmann äußerst hitzig agierte. Schon die Mise en place war eindrucksv­oll: Alt-, Sopran- und Tenorsaxof­on warteten in Haltern, Muschel- und Schneckenh­ausketten ums Mikro. Die Setlist ruhte auf der Orgel, die Neuzugang Abel Boquera souverän bearbeitet­e. An der Gitarre brillierte Radomir Milojkovic, am Schlagzeug werkte Uros Stamenkovi­c.

Mit „Absolute Truth“, einem GrooveMara­thon, ging es gleich in die Vollen. Das raue Klangbild gemahnte an die späten Sechziger, in der der Soul Jazz erstmals hochkochte. Erstaunlic­h, welche Energie und Ausdauer diese zarte Person hat. Wenn die Kollegen solierten, tanzte sie, raschelte mit Muscheln oder schlug die Miniatur-Tschinelle­n. Fürs zweite Set holte sie sich Gina Schwarz auf die Bühne, eine „Sister in Crime“und „Mörderin am Bass“, wie Grossmann zu Recht sagte. Und weil Glückliche­n keine Stunde schlägt, waren es am Ende fast drei. Ekstase pur!

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