Ein Duell ohne Andreas Babler
Der Unmut in der eigenen Partei wird lauter. Abschreiben sollte man den SPÖ-Chef jedoch nicht.
Wenn dir ein Gewerkschafter ausrichtet, du seist zu wenig wirtschaftsfreundlich, dann solltest du deinen Kompass neu kalibrieren. Andreas Babler denkt jedoch offenbar nicht daran. „In der Partei muss man sich erst gewöhnen, dass jemand Neues an der Spitze steht, der angetreten ist, ein klares Profil vorzugeben“, richtete er Josef Muchitsch, dem Kritiker, aus. Ob das klare, linke Profil für einen Wahlerfolg ausreicht, sei dahingestellt.
Was derzeit jedenfalls auffällt: Weder Karl Nehammer noch Herbert Kickl haben ein Interesse daran, Andreas Babler in ihr Duell hereinzulassen. Nehammer hat Kickl zum Hauptgegner erkoren, übernimmt sogar die Diktion der Linken und nennt ihn „rechtsextrem“. Und Kickl schoss sich bei seiner Aschermittwochsrede auf die Nehammer-ÖVP ein, Babler ließ er mehr oder weniger links liegen.
Babler hat den linken Flügel der SPÖ für sich eingenommen. Darüber hinaus wird er akzeptiert, wirklich rennen für ihn werden viele nicht. Der rechte Flügel hält ihn schlicht für eine Fehlbesetzung. Zentrale Vorhaben wie Vermögens- und Erbschaftsteuer, das sehen Realos wie Muchitsch völlig richtig, wird er nicht durchbekommen, wenn er regieren will.
Abschreiben sollte man Andreas Babler jedoch nicht: Der Mann gibt zwar immer wieder an, Maschinenschlosser und Schichtarbeiter gewesen zu sein, aber in Wirklichkeit ist er gelernter Politiker. Das Chamäleonhafte, das Spitzenvertreter dieser Profession auszeichnet, ist auch ihm zu eigen. Babler ist vielseitig und weiß, was die Leute hören wollen. Dem Vernehmen nach, so erzählte es unlängst ein Genosse, der bei einer entsprechenden Runde mit dabei war, soll das sogar bei Unternehmern und Managern funktionieren. Das kann man sich zwar kaum vorstellen. Aber man konnte sich auch nicht vorstellen, dass der Bürgermeister von Traiskirchen SPÖVorsitzender wird.