Staatsnahe Firmen liefern Geld wie nie
Verbund, OMV und Co. überweisen dem Staat Österreich heuer die Rekordsumme von über 1,6 Milliarden Euro an Dividenden. So landet zumindest ein Teil der Profite aus der Energiekrise bei der Allgemeinheit.
Finanzminister Magnus Brunner hat allen Grund zur Freude. Die Unternehmen, die zumindest teilweise in staatlicher Hand sind, liefern heuer trotz Wirtschaftsflaute so viel Geld an ihre Eigentümer ab wie nie zuvor. Der mit Abstand größte Brocken kommt von jenen Firmen, die zuletzt als Profiteure des rasanten Anstiegs der Energiepreise ins Visier der Politik gekommen sind: vom Wasserkraftkonzern Verbund und vom Ölund Gasriesen OMV.
Obwohl die OMV im abgelaufenen Geschäftsjahr einen kräftigen Einbruch des Nettogewinns hinnehmen musste, will sie ihren Anteilseignern (allen voran der Republik Österreich, die 31,5 Prozent der Papiere hält) genauso viel Dividende überweisen wie im Rekordjahr 2022. Die reguläre Dividende soll trotz sinkender Gewinne auf 2,95 Euro steigen, die Sonderdividende, die erst im Zuge der Energiekrise eingeführt wurde, soll bei 2,10 Euro liegen. In Summe dürfte die Öbag, die die Anteile der Republik verwaltet, heuer also 521 Millionen Euro von der OMV überwiesen bekommen.
Dieser Tage hat auch der Stromkonzern Verbund, an dem der Bund 51 Prozent hält, seinen Dividendenvorschlag bekannt gegeben und die angepeilte Gewinnausschüttung kräftig erhöht: Statt 3,60 Euro wie im Vorjahr sollen diesmal 4,15 Euro je Aktie an die Eigentümer abgeliefert werden. Auch hier ist eine Sonderdividende von 75 Cent inkludiert. Unterm Strich wären das 735 Millionen Euro für die Republik.
Lockmittel für Investoren
Weitere 417 Millionen Euro vom Verbund-Gewinn gehen über den Umweg der Landesenergieversorger, die ebenfalls am Wasserkraftkonzern beteiligt sind, an die öffentliche Hand. Ebenfalls diese Woche hat die Telekom Austria (28,42 Prozent in Staatsbesitz) ihren Dividendenvorschlag auf 36 Cent je Aktie erhöht, was in Summe fast 68 Millionen für die Öbag bringen sollte. Alle Dividendenvorschläge müssen noch auf den Hauptversammlungen bestätigt werden, was aber meist ein Formalakt ist. Ist das passiert, fließen zumindest 1,424 Mrd. an den Staat.
Im Vorjahr hat die Öbag in Summe 1,56 Milliarden Euro eingenommen. Da waren allerdings auch über 62 Millionen an Gewinnbeteiligung von der Post und 265 Millionen Euro von der Bundesimmobiliengesellschaft BIG dabei. Hier fehlen die aktuellen Dividendenvorschläge ebenso wie bei den Casinos Austria. Intern rechnet das Finanzministerium auch bei diesen Unternehmen mit ähnlichen Ausschüttungen wie 2022. Unterm Strich dürften also mehr als 1,6 Milliarden Euro zusammenkommen.
Der Milliardenregen ist vor allem den Rekordgewinnen der Energiekonzerne im Jahr 2022 geschuldet. Inzwischen sind die Preise wieder kräftig gesunken. Dass die OMV trotz erheblicher Einbußen beim Profit wieder so viel an die Aktionäre ausschüttet wie im Vorjahr, ist daher auch der schwachen Entwicklung des Aktienkurses geschuldet. „Die Börsenentwicklung 2023 war sicher nicht befriedigend“, sagte Finanzvorstand Reinhard Florey bei der Vorstellung der Bilanz. Da ist die Aussicht auf 5,05 Euro Dividende je Aktie ein gutes Argument für potenzielle Investoren.
Den Vorwurf, sich in der Krise bereichert zu haben, weisen alle
Energieunternehmen zurück. Tatsächlich konnten nicht alle Firmen gleichermaßen von dem steilen Anstieg der Gas- und Strompreise nach Ausbruch des Ukraine-Krieges profitieren. Heimische Unternehmen, die ihr Geld mit Öl und Gas verdienen, sahen sich speziell im Frühjahr und Sommer 2022 mit „explodierenden Kosten“konfrontiert, so eine Analyse des Kreditversicherers Coface. Dieses Manko sollten die Unternehmen jedoch spätestens heuer größtenteils ausmerzen können.
„Trittbrettfahrer-Effekte“
Ganz anders die Situation bei Wasserkraftproduzenten wie dem Verbund. Hier ist die Produktion durch die Gaspreiskrise nicht teurer geworden, dennoch stiegen die Umsätze zwischen Anfang 2021 und Ende 2023 um 37 Prozent, sagt Christiane von Berg, Coface-Chefökonomin für Deutschland, Österreich und die Schweiz zur Presse. „Wir sehen also in einzelnen Bereichen durchaus Trittbrettfahrer-Effekte.“
In eine ähnliche Kerbe schlägt Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner. Die heimische Energiebranche konnte ihre Margen in der Krise massiv erhöhen, es kam zu Rekordgewinnen, sagt er. Der Sektor wurde dafür nicht nur öffentlich scharf kritisiert, sondern von der Politik auch mit Sondersteuern belegt.
Investitionen steigen stark
Während die Solidaritätsabgabe für 2023 bei der OMV mit 19 Millionen Euro überschaubar ausfiel, muss der Verbund allein für die ersten drei Quartale 77 Millionen Euro beiseitelegen. Für das gesamte Jahr dürften hundert Millionen Euro an Gewinnabschöpfung fällig werden. Die Unternehmen betonen, dass sie die Gewinne aus der Energiekrise keineswegs nur über Steuern und Dividenden mit den Menschen im Land teilen. Auch die Investitionen steigen stark. Die OMV will heuer 3,8 Milliarden in neue Projekte stecken, fast zwei Milliarden sind allerdings für das rumänische Gasfeld Neptun Deep reserviert. Der Verbund hat bisher 4,5 Milliarden an Investitionen in erneuerbare Energie und den Netzausbau geplant, Analysten rechnen damit, dass diese Zahl bei der Bilanzpräsentation im März deutlich nach oben geschraubt werden dürfte.