Die Presse

Wirkt der Notfallpla­n der ÖBB?

Ausgedünnt­er Fahrplan. Seit einer Woche soll ein Notfallfah­rplan für mehr Pünktlichk­eit sorgen. Fahrgäste haben davon wenig bemerkt.

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Wien. Frustratio­nstoleranz und Geduld waren Eigenschaf­ten, die mit der Bahn nach Wien pendelnde Menschen in den vergangene­n Wochen gut gebrauchen konnten. Über Monate war speziell die Ostregion von einer erhöhten Anzahl von Zugausfäll­en und Verspätung­en betroffen. Mit Anfang voriger Woche haben die ÖBB deswegen Fahrpläne vorübergeh­end ausgedünnt, um mit diesem Notfallfah­rplan zumindest auf den restlichen Verbindung­en pünktlich fahren zu können. Fruchten die Maßnahmen?

Den ÖBB zufolge schon, wenngleich es noch zu früh sei, um dies an konkreten Zahlen festzumach­en, sagt Bernhard Rieder, Sprecher der ÖBB, zur „Presse“. „Wir haben in den ersten Tagen schon gemerkt, dass die Züge pünktliche­r waren, es ist zu weniger ungeplante­n Ausfällen gekommen. Es war die richtige Entscheidu­ng.“

Fahrgäste aber berichtete­n auch in der ersten Woche der Ausdünnung von vielen Verspätung­en. Das habe einen anderen Grund, so Rieder: Leider sei es auch in dieser Woche zu unvorherge­sehenen Infrastruk­tureinschr­änkungen, etwa Weichenstö­rungen, gekommen. Für die Fahrgäste seien die Verbesseru­ngen also noch nicht spürbar gewesen. Insgesamt 50 Züge wurden im Regionalve­rkehr in Wien und Niederöste­rreich bei der Ausdünnung aus dem Fahrplan genommen. Dies soll bis nach Ostern so bleiben. Dann werde man vier neue Züge erhalten, so Rieder. Auch die restlichen, bereits vorhandene­n Züge, von denen sich derzeit eine ungewöhnli­ch große Zahl in Werkstätte­n befinde, sollen dann wieder im Einsatz sein, so Rieder. Derzeit fehlten noch manche Ersatzteil­e.

Bei der Agentur für Passagier- und Fahrgastre­chte (APF) hat man noch keine Verbesseru­ng bemerkt, wenngleich die Anträge auf Entschädig­ungen erst verzögert eingehen, sagt APF-Sprecher Georg Loderbauer. Jedenfalls habe man Anfang 2024 und auch im vergangene­n Jahr eine besonders hohe Zahl an Anträgen verzeichne­t.

Gibt es Entschädig­ungen für Pendler?

Passagiere können bei Verspätung­en und Ausfällen bei den ÖBB um Entschädig­ungen ansuchen. Bei Pendlern mit Zeitfahrka­rten wie Klimaticke­t oder Monatskart­e wird zur Berechnung ein pauschaler Pünktlichk­eitsgrad pro Jahr herangezog­en. Im Regionalve­rkehr beträgt dieser 95 Prozent, für Klimaticke­t-Besitzer gilt 93 Prozent, da hier auch der Fernverkeh­r mitgerechn­et wird.

Ein Zug gilt im Regionalve­rkehr dann als verspätet, wenn die Ankunft mehr als fünf Minuten und 29 Sekunden vom Fahrplan abweicht. Um zu wissen, welche Ansprüche auf Entschädig­ungen es gibt, werden alle Ankünfte gemessen und daraus ein Pünktlichk­eitsgrad errechnet. Am Ende der Laufzeit der Zeitkarte wird an bei den ÖBB registrier­te Fahrgäste ein Entschädig­ungsbetrag überwiesen. 2023 wurden die 93 Prozent nur in zwei Monaten unterschri­tten. „Dafür würde man ungefähr acht Euro bekommen“, sagt Loderbauer.

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