Die Firmen kontrollieren die Kosten wie noch nie
Betriebliche Effizienz ist plötzlich zum Topthema bei den Firmen geworden, ergibt eine neue Analyse. Ins Auge springt, dass just die Branchen am meisten sparen, die sich mit der größten Zukunftstechnologie beschäftigen.
York/Wien. Kostenkontrolle steht bei den Unternehmen plötzlich ganz oben auf der Prioritätenliste. Laut der Bank Morgan Stanley erörtern US-Unternehmen das Thema in ihren Geschäftsberichten in einem rekordverdächtigen Maße. Die Erwähnung von „operativer Effizienz“sei in dieser US-Berichtssaison so häufig wie nie zuvor, heißt es in einer Analyse der Bankstrategen um Michael Wilson. Was steckt hinter dieser neuen Tendenz?
Der Analyse zufolge seien die Firmen, die sich auf Ausgabendisziplin konzentrieren, gleichzeitig bestrebt, Mittel umzuschichten und in neue Technologien zu investieren, „die die künftige Produktivität vorantreiben können, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz“.
Es gebe eine bemerkenswerte Überschneidung zwischen den Branchen, in denen die betriebliche Effizienz am häufigsten diskutiert wird, und denjenigen, die über künstliche Intelligenz (KI) sprechen, so die Bank. Zu diesen Branchen gehörten Software, wissensintensive Dienstleistungen, Gesundheit
und Finanzdienstleistungen. Unter den Unternehmen des USLeitindex S&P 500, die in dieser Berichtssaison die betriebliche Effizienz hervorhoben, sind laut Bloomberg-Daten der Pharmakonzern Pfizer, der Fondsriese Blackrock und der Chipindustrie-Ausrüster Lam Research.
Margen schützen
Hintergrund der Spargedanken ist das Bestreben, die Margen zu schützen, während die Volkswirte auf eine sanfte Landung der Konjunktur hoffen. Anleger versprechen sich von Anzeichen einer Arbeitsmarktabkühlung Hinweise darauf, wann die US-Notenbank Fed die Leitzinsen senken wird. Konjunkturdaten signalisierten jedoch, dass die Fed in nächster Zeit keine Lockerung vornehmen dürfte.
Gestützt auf Kostensenkungen will der Medienkonzern Walt Disney den Gewinn heuer um mindestens 20 Prozent steigern. Der Autovermieter Hertz will seine Kosten ebenfalls reduzieren, und der Jeans-Produzent Levi Strauss kündigte eine neue Initiative zur Steigerung der Effizienz an, die auch die Streichung von Arbeitsplätzen umfasst.
Geschäft ausbauen
Einige Unternehmen schichten Mittel um, um ihr Geschäft auszubauen. Estée Lauder baut im Rahmen eines Umstrukturierungsplans Stellen ab. Das Management teilte mit, so schneller auf neue Schönheitstrends reagieren zu können und mehr in die Konzernmarken investieren zu wollen. Die Facebook-Mutter Meta investiert aggressiv in die Weiterentwicklung der KI. Amazon indessen kündigte an, mit neuen Investitionen zurückhaltend zu sein.
Bei einigen Unternehmen deuteten die Telefonkonferenzen zur Geschäftsentwicklung jedoch darauf hin, dass die Kostenprobleme vorübergehender Natur seien und in der zweiten Jahreshälfte dann mit einer gewissen Verbesserung zu rechnen sei, sagt die Strategin Lori Calvasina von RBC Capital Markets.