Hält der Höhenflug des Zloty an?
Seit Donald Tusk die Geschicke Polens lenkt, hat der Zloty zum Euro zugelegt. Aber man solle politische Turbulenzen im Inland nicht unterschätzen, mahnen Experten.
Rund um die aktuellen Inflationsentwicklungen stehen zurzeit die USA und die Eurozone stark im Fokus. Die Teuerung scheint längst nicht mehr zügig weiter zu sinken, weshalb sich der Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung 2024 hinauszögern dürfte. Selbst Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, mahnt vor verfrühten Hoffnungen.
Vor diesem Hintergrund lohnt ein Blick in den Osten Europas. Denn „auch wenn sich das internationale Umfeld schwierig gestaltet und große Abwärtsrisiken bestehen, haben sich die Konjunkturaussichten für 2024 in den meisten Volkswirtschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas signifikant aufgehellt, vor allem in den EU-Mitgliedern“, schreibt Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), in der neuen Winterprognose.
Grieveson begründet seine Zuversicht unter anderem mit der jüngsten Inflationsentwicklung. Die Teuerung ist auch in diesen Regionen im Großen und Ganzen rückläufig, weshalb Zinssenkungen ebenfalls Thema sind. Zugleich steigen die Reallöhne, ein Umstand, der den Privatkonsum ankurbeln sollte. Der BIP-Zuwachs dürfte insgesamt bei durchschnittlich 2,5 Prozent allein bei den EUMitgliedern aus der Region liegen. „Damit dürfte sie die Eurozone wieder überflügeln“, meint Grieveson.
Politisches Risiko
Etwas unter diesem Schnitt wird voraussichtlich das BIP-Wachstum in Polen ausfallen. Daria Orlova, Analystin bei der Deka Bank, rechnet mit einem Plus von 2,2 Prozent. Und wie sieht es mit der aktuellen Geldpolitik aus? Die polnische Notenbank senkte im Herbst 2023 die Zinsen um einen Prozentpunkt auf 5,75 Prozent. Seither gibt es eine Pause, die noch länger andauern dürfte. Spätestens im kommenden Herbst sollte es dann weiter nach unten gehen, schätzt die DekaBank-Expertin. Bis Jahresende rechnet man bei der Bank mit einem Leitzinssatz von fünf Prozent.
Orlova beobachtet obendrein die politischen Entwicklungen, ein nicht unwesentlicher Aspekt : Denn die Wahlen vom vergangenen Herbst hatten für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Es kam zu einem Machtwechsel, die zuvor regierende PiS-Partei musste die Macht abgeben. Mittlerweile führt Donald Tusk die neue Koalition bestehend aus einem Dreierbündnis an.
Seither komme es zwischen der Regierung und der nunmehr oppositionellen PiS-Partei jedoch immer wieder zu Konflikten, sagt Orlova. Noch werde der Machtkampf zwischen der PiS und Tusks Bürgerplattform (PO) von den Märkten zwar wenig beachtet. Das Blatt kann sich aber rasch wenden, ein Umstand, der zu einem Anstieg der Länderrisikoprämie führen könne. Und dann würden Investoren eine höhere Verzinsung für eine Kapitalanlage in Polen verlangen.
In diesem Zusammenhang lohnt auch der Blick auf die aktuelle Länderbonität. Derzeit stufen die drei großen US-amerikanischen Ratingagenturen sie im unteren „A“-Segment ein. „Alle drei großen Agenturen vergeben zudem einen stabilen Ausblick, was sich aber verschlechtern könnte, wenn der politische Konflikt in der aktuellen Intensität anhält“, meint Orlova.
Die Folgen aus solch einer Entwicklung könnten auch den Wechselkurs belasten. Dabei hat der polnische Zloty seit den Wahlen im Herbst ein gutes Stück zum Euro zugelegt. Noch Mitte September lag der Wechselkurs bei rund 4,66 Zloty je Euro. Zuletzt musste man nur noch rund 4,35 Zloty bezahlen.
Die Zertifikate
Anleger, die angesichts all der Entwicklungen hingegen auf eine Trendwende und somit auf einen Anstieg des Euro zum Zloty setzen wollen, können dies mit einem Turbo-Long-Zertifikat umsetzen. Die BNP Paribas bietet beispielsweise solch ein Produkt an (DE000PC0X9U0). Der aktuelle Hebel (per 15. Februar) liegt bei rund 2,53. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschreitet jedoch der Basiswert die Marke von 2,6543 Zloty je Euro, verfällt das Produkt.
Anleger, die sich ein höheres Risiko – mit entsprechend höheren Chancen – zutrauen, können auch einen Blick aufs Turbo-Long-Zertifikat werfen (DE000MB1LG63). Der aktuelle Hebel liegt bei 5. Bei diesem Produkt darf jedoch die Marke von 3,4811 Zloty nicht berührt oder unterschritten werden.