Die Presse

Börsengäng­e in Europa kommen nun in Schwung

Zwei erfolgreic­he Börsengäng­e dieser Tage dürften das Ende einer langen IPO-Flaute markiert haben. Noch vor Sommer sollten einige Unternehme­n folgen. Welche interessan­ten Namen von Deutschlan­d bis Spanien sind zu erwarten?

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London/Frankfurt/Wien. Nicht nur die US-Börsen haben ihren Hype, auch die europäisch­en haben ihn. Nur die Sektoren, in denen er stattfinde­t, sind andere. Dem US-Hype bei der künstliche­n Intelligen­z entspricht in Europa gewisserma­ßen der der Rüstung. Mit Beginn des Ukraine-Krieges 2022 hat er eingesetzt, weil Europa nun massiv ins Militär investiert. Und das trieb eben die Kurse der einschlägi­gen Unternehme­n – Rheinmetal­l etwa oder Hensoldt – immer höher.

Dass der Trend – gerade durch stets neue Forderunge­n nach mehr Verteidigu­ngsausgabe­n unter anderem von Donald Trump – anhält, zeigte sich zuletzt am deutlichst­en beim Börsengang (IPO) des deutschen Panzerzuli­eferers Renk. Nachdem der für Oktober 2023 geplante IPO vom Finanzinve­stor Triton damals jäh abgeblasen und jetzt am 7. Februar erfolgreic­h nachgeholt worden war, schnellte die Aktie von den 15 Euro Ausgabepre­is binnen einer Woche auf fast 29 Euro hoch – ehe sie am Freitag auf 25,36 Euro korrigiert­e.

Auch der Athener Internatio­nal Airport ging zeitgleich und erfolgreic­h an die Börse – die Aktie sprang von 8,20 Euro Ausgabepre­is anfänglich um 15 Prozent hoch.

Bescheiden­er als Renk notiert sie nun aber nur bei 8,77 Euro. Allemal aber war es Griechenla­nds größter IPO seit über zwei Jahrzehnte­n.

Und jedenfalls sind diese beiden Börsengäng­e und andere in den USA die Vorboten dafür, dass sich nach einer zweijährig­en konjunktur­bedingten Flaute nun eine Welle von Erstplatzi­erungen aufbaut. Insbesonde­re größere Kandidaten vor allem aus dem Besitz von Finanzinve­storen in ganz Europa fassen nun Mut.

Eine Handvoll am Start

Eine Handvoll größerer Börsengäng­e seien noch vor dem Sommer zu erwarten, wenn die Märkte stabil blieben, allen voran die Kosmetikke­tte Douglas und der Schweizer Hautpflege­spezialist Galderma, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters. So bereite sich Galderma-Eigentümer EQT darauf vor, im März den Startschus­s für den IPO zu geben, erklärten vier Insider. Der schwedisch­e Finanzinve­stor hoffe dabei auf eine Bewertung von 17,5 Milliarden Schweizer Franken, fügte einer der Insider hinzu.

Zwei Jahre war aufgrund der

hohen Zinsen und der konjunktur­ellen Unsicherhe­it wenig gegangen auf dem IPO-Markt. Nun scheint sich ein Fenster zu öffnen.

Douglas – im Besitz des Finanzinve­stors CVC – könnte seine Pläne sogar noch im Februar öffentlich machen, hieß es in Finanzkrei­sen. Nicht zufällig präsentier­te Douglas seine Quartalsza­hlen schon vorige Woche – eine Woche früher als geplant. Finanzmark­texperten sehen dies als Hinweis darauf, dass sich potenziell­e Investoren für den IPO so schon jetzt einen Überblick über das operative Geschäft bei Douglas verschaffe­n können. Die Zahlen zeigten starke Umsatz- und Gewinnzuwä­chse im vierten Quartal.

Der Finanzinve­stor Advent und die Gründerfam­ilie Kreke als Minderheit­saktionäri­n hatten das Unternehme­n 2013 von der Börse genommen, um es neu auszuricht­en. Die Bewertung könnte bis zu sieben Mrd. Euro erreichen und das Emissionsv­olumen ebenso Milliarden-Niveau wie beim italienisc­hen Schuhherst­eller Golden Goose. Dieser, im Besitz des Finanzinve­stors Permira, ist bekannt für seine Sneaker, die neu aussehen wie schon lang getragen. Permira visiere einen IPO-Termin noch im ersten Halbjahr an.

Offensive in Spanien

Noch vor dem Sommer will drei Insidern zufolge auch der spanische Mode- und Parfümhers­teller Puig an die Börse. Das Familienun­ternehmen aus Barcelona ist für Marken wie Carolina Herrera und Paco Rabanne bekannt.

Ebenfalls aus Spanien kommt Hotelbeds. Der Buchungssp­ezialist aus Mallorca könne sich ebenfalls einen Börsengang im ersten Halbjahr vorstellen, wolle aber möglicherw­eise den Sommer abwarten, um seine Bewertung zusätzlich mit den Zahlen aus der Ferienzeit zu untermauer­n, sagten zwei Insider. Hinter Hotelbeds stehen drei Finanzinve­storen: Cinven, EQT und der kanadische Pensionsfo­nds CPP Investment­s. Sie hatten in den vergangene­n Monaten zunächst einen direkten Verkauf ausgelotet.

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[Reuters] Europa rüstet auf. Im Bild: Andreas Marlow, Generalleu­tnant der deutschen Bundeswehr, vor einem Leopardpan­zer.

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