Violette Logik: Gewonnen und doch sorgenvoll
Das 2:1 gegen Altach hat für Austria einen hohen Preis, Verletzte und Sperren plagen vor dem Wiener Derby.
Fußball hat in der Bundeshauptstadt immer einen Beigeschmack. Die einen nennen es „Nörgeln“, die anderen „Motschkern“. In Wahrheit ist es doch berechtigte und nötige Kritik. Weil man charmant sieht, dass mehr möglich wäre, obschon man es kaum glauben wollen würde. Selbst wenn man gewinnt, wie jetzt Austria zum zweiten Mal in Folge mit dem 2:1 gegen Altach, ist nicht immer alles eitel Wonne.
Dabei ist die Aussicht auf den – zu Saisonstart doch als fern gedachten – Einzug in die Meistergruppe für die Veilchen intakt. Trainer Michael Wimmer stellt (geradezu visionär) Woche für Woche wider die Geräuschkulisse am Verteilerkreis mit schier endloser Finanzlast und dafür flott überschaubarem Spielerpotenzial eine Mannschaft auf, die vor Motivation strotzt und ja, wirklich guten Fußball zeigt. Phasenweise halt. Dann kommen Einbrüche, zeigt sich die Schwäche der Personaldecke und wiegen haarsträubende Undiszipliniertheiten bei Ausschlüssen wie von Romeo Vucic doppelt schwer.
19 Runden, sieben Ausschlüsse
Nach den wichtigsten sechs Punkten in dieser Saison muss Wimmer erst einmal durchzählen. Wer ist noch fit und einsatzfähig für das Wiener Derby am Sonntag? Vier Protagonisten der Startelf (u. a. Potzmann, Martins, Huskovic) sind fraglich, und so erbaulich die Serie von neun Spielen in Folge auch sein mag, die man daheim ungeschlagen geblieben ist, sieben Ausschlüsse und zahlreiche Gelbe Karten in 19 Runden geben ihm Rätsel auf. Die Güte der Referee-Kunst in Österreich infrage zu stellen wäre plump, folgenschwer und auch falsch, das weiß der Bayer. Auch ruht die Ursache ja in den eigenen Reihen: Wimmer muss seinen Spielern Besonnenheit und Beherrschung beibringen. Wenn es sein muss, wie ein Lehrer. Erziehungsmaßnahmen sollen für viele Profiklubs schon erfolgsversprechende Optionen gewesen sein …
Dass Austria in der Lage ist, das Spiel halbwegs zu gestalten und umgehend aus Patzern des Gegners Kapital zu schlagen – die Treffer durch Schmidt und Krätzig dokumentieren das –, ist die durchaus erfreuliche Bestandsaufnahme, die Wimmer machen kann. Wobei den Ländle-Klub zu besiegen auch Pflicht ist für den, der in die Meistergruppe will. Wie sehr Violett wankte im Finish selbst mit Viererkette und dichter Abwehr, räumt Zweifel vor den finalen drei Runden, ehe sich die Tabelle teilt, keineswegs aus. Eher überwiegt das Gegenteil. Aber so läuft der Wiener Fußball seit viel zu langer Zeit. (fin)