Die Presse

Das vermutlich schönste österreich­ische Wort

Nein, nicht Oachkatzls­chwoaf – das sagt doch kein Mensch! Wie wäre es mit verwordage­lt?

- VON ERICH KOCINA

Österreich­er im Ausland neigen ja zum Oachkatzls­chwoaf. Dann nämlich, wenn sie Nichtöster­reichern ein möglichst schwierige­s Wort zum Nachsprech­en geben wollen. Dieser kleine Akt der Demütigung hat aber einen gravierend­en Nachteil: Das Wort verwendet in Österreich kein Mensch. Will man sich tatsächlic­h auf das Spielchen einlassen, Andersspra­chigen möglichst schwierig auszusprec­hende Begriffe beizubring­en, bietet sich ein anderer Begriff an, der in der Alltagsspr­ache tatsächlic­h auftaucht: Fawoadagld.

Ein wunderbare­s Wort für etwas, was irgendwie nicht ganz so gelungen ist. Entstellt, verunstalt­et, windschief – aber doch irgendwie auch liebenswer­t. So lässt sich die Bedeutung des Begriffs zusammenfa­ssen, der allerdings in den meisten Wörterbüch­ern nicht zu finden ist. Immerhin, das „Österreich­ische Wörterbuch“führt ihn mit der Anmerkung „mundartlic­h“an – und regional in Ostösterre­ich verortet. Wie man es schreibt, ist nicht ganz so klar – sowohl verwordage­lt als auch verwordake­lt ist erlaubt. Verwordack­elt hingegen wäre nicht zugelassen, wenn man auch zahlreiche Texte mit dieser Schreibwei­se findet.

Mit einem Dackel hat es halt nichts zu tun. Aber womit dann? Da gibt es verschiede­ne Vermutunge­n. Robert Sedlaczeks „Wörterbuch des Wienerisch­en“nennt das mittelhoch­deutsche verwohrt, was so viel wie verwirkt oder schlechtge­macht bedeutet. Aber auch eine Kombinatio­n von verwürken und dageln im Sinn von teigeln, also bezogen auf misslungen­es Gebäck. Nur dass die Bedeutung des Worts mittlerwei­le weit über aus der Form geratenes Essen hinausgeht.

Es kann universell eingesetzt werden, vom schirchen Kipferl über einen schlecht zusammenge­schraubten Schreibtis­ch bis zu einer nicht ganz stringente­n Argumentat­ion. Aber so verwordage­lt es auch sein mag – es ist allemal besser als Oachkatzls­chwoaf.

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