Die Presse

Houthis trotzen westlicher Armada

Rebellen feuern Rakete auf Handelssch­iff. Jetzt schickt auch EU Marine in das Rote Meer.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Fast täglich meldet das US-Militär die Zerstörung von Raketen und Drohnen, mit denen die Houthi-Rebellen im Jemen auf Schiffe im Roten Meer schießen: Allein seit Donnerstag fingen US-Kriegsschi­ffe und Kampfjets mindestens zehn Angriffswa­ffen der vom Iran unterstütz­ten Milizen ab. Doch die Luftschläg­e der Supermacht können die Houthis nicht stoppen. Zuletzt trafen ihre Raketen einen Frachter im Golf von Aden so schwer, dass er sinken könnte.

Zudem geriet ein US-Schiff unter Beschuss. Der neue Marineverb­and der EU, dessen Schaffung die europäisch­en Außenminis­ter am Montag beschlosse­n haben, wird die Houthis nach Einschätzu­ng von Experten auch nicht beeindruck­en.

Seit Ende Oktober beschießen sie westliche Handels- und Kriegsschi­ffe im Roten Meer und bezeichnen die Angriffe als Schützenhi­lfe für die Hamas im Krieg gegen Israel im Gazastreif­en. Mit ihren Raketen zwingen die Houthis internatio­nale Reedereien, bei Fahrten zwischen Europa und Asien den Suezkanal zu meiden und den Umweg um Südafrika zu nehmen. Seit Beginn der Angriffe ist die Zahl der Frachter im Suezkanal um 40 Prozent gefallen.

Wie groß ist der Einfluss des Iran?

Auffällig ist, dass die Houthi-Angriffe auch nach den US-Luftschläg­en gegen iranische Verbündete in Syrien und im Irak weitergehe­n. Irakische Milizen haben nach den USMilitärs­chlägen ihre Angriffe auf US-Stützpunkt­e eingestell­t, offenbar auf Weisung aus dem Iran. Die Nachrichte­nagentur Reuters zitierte irakische Milizkomma­ndeure mit den Worten, der iranische General Esmail Qaani, Chef der Auslandstr­uppe der Revolution­sgarden, habe Teherans Partner zur Zurückhalt­ung aufgeforde­rt. Bei den Houthis hat Qaani entweder nicht intervenie­rt, oder er wird von den Rebellen ignoriert.

Houthi-Sprecher Yahya Saree sagte nach einer Meldung der staatliche­n iranischen Nachrichte­nagentur Irna, seine Miliz habe am Wochenende einen britischen Öltanker im Roten Meer beschossen. Ebenfalls am Wochenende trafen Raketen der Houthis laut Saree den Frachter Rubymar, der in Großbritan­nien registrier­t ist und unter der Flagge von Belize fährt. Sie beschädigt­en ihn so sehr, „dass er Gefahr läuft, im Golf von Aden zu sinken“. Die Mannschaft sei in Sicherheit, fügte Saree hinzu. Die Houthis hätten zudem eine US-Drohne über der Hafenstadt Hodeida abgeschoss­en. Ein US-Frachter unter griechisch­er Flagge forderte am Montag nach Raketenbes­chuss militärisc­he Hilfe an.

Die Houthis haben ein großes Arsenal von Raketen und Drohnen und nach ihrem jahrelange­n Krieg gegen Saudiarabi­en Erfahrung darin, ihre Waffen zu verstecken. Die Rebellen wollen zur Unterstütz­ung der Hamas israelisch­e, britische und US-Schiffe angreifen sowie Frachter, die auf dem Weg nach Israel sind. Die Rubymar wurde möglicherw­eise wegen ihrer Registrier­ung in Großbritan­nien beschossen; das Schiff war mit Kurs auf das bulgarisch­e Varna unterwegs.

Um Frachter wie die Rubymar besser zu schützen, schickt die EU einen Flottenver­band in das Rote Meer. Das Kommando der Aktion mit dem Namen Operation Aspides übernimmt Italien, das Hauptquart­ier ist in Griechenla­nd, außerdem beteiligt sind Belgien, Dänemark, Deutschlan­d, Frankreich und Spanien. Deutschlan­d schickt die Fregatte Hessen ins Rote Meer. Wann die ersten Schiffe von Aspides – Schild auf Griechisch – im Einsatzgeb­iet eintreffen sollen, ist offen. Einige EU-Länder wie Frankreich, Dänemark und die Niederland­e sowie Großbritan­nien beteiligen sich bereits an dem im Dezember gebildeten Einsatzver­band Wächter des Wohlstands unter Führung der USA.

Kleine europäisch­e Flotte

Anders als die US-geführte Allianz, die gegen die Houthis in die Offensive geht und Stützpunkt­e und Abschussra­mpen der Rebellen im Jemen angreift, soll die auf ein Jahr angelegte europäisch­e Aktion rein defensiv sein. Die Hessen und die anderen Aspides-Schiffe sollen ihre Waffen nur einsetzen, um Angriffe der Houthis auf die zivile Schifffahr­t abzuwehren.

Viel ändern wird die relativ kleine Kriegsflot­te der Europäer nicht, schätzt Abdulghani al-Iryani von der Denkfabrik Sanaa Center in der jemenitisc­hen Hauptstadt. Zwar könne der EU-Einsatz den USA einen Teil der Kosten für den Einsatz im Roten Meer abnehmen, sagte Iryani der „Presse“. „Aber einen zusätzlich­en militärisc­hen Nutzen bringt das nicht.“

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[Getty Images/Mohammed Hamoud] Solidaritä­tsaktion der Houthis in Sanaa für die Palästinen­ser.

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