Die Presse

Auf welche Länder das Palästinen­ser-Hilfswerk setzt

Während große Geberlände­r ihre Zahlungen einstellen, springen Länder wie Norwegen und Irland ein. Israel erhebt neue Vorwürfe.

- VON DUYGU ÖZKAN

Am Rand der Münchner Sicherheit­skonferenz richtete Filippo Grandi erneut einen dringenden Appell an die internatio­nale Staatengem­einschaft : Die UNRWA-Finanzieru­ng müsse dringend wiederaufg­enommen werden, sagte der UN-Hochkommis­sar für Flüchtling­e. Denn es wird eng für das UNHilfswer­k für Palästina-Flüchtling­e: Nach Terrorvorw­ürfen hält eine Reihe von Geberlände­rn bekanntlic­h die Hilfsgelde­r zurück. Ab Ende Februar, heißt es, werden der Organisati­on die Ressourcen ausgehen, sollten die Zahlungen ausbleiben.

Die Spenden ganz oder zum Teil ausgesetzt haben die größten Geldgeber USA, Deutschlan­d und Schweden; die EU will ihre Zahlungen noch prüfen. Weitere Absagen kamen aus Frankreich, Kanada, den Niederland­en, Großbritan­nien und Italien. Damit würden dem Hilfswerk mehr als 400 Millionen Euro fehlen. Im Gegensatz dazu haben einige Länder ihre Hilfen nicht nur zugesagt, sondern aufgestock­t. Es sei der „falsche Zeitpunkt“, um die Zahlungen einzustell­en, schrieb jüngst der norwegisch­e Außenminis­ter, Espen Barth Eide, in der „New York Times“– und warnte vor einer katastroph­alen humanitäre­n Lage. Oslo hat im Februar die Überweisun­g auf 24 Millionen Euro erhöht. Spanien will ebenfalls weiterhin Hilfsgelde­r an die Palästinen­ser schicken: Zusätzlich­e 3,5 Millionen Euro hat die Regierung in Madrid Anfang Februar abgesegnet, eine weitere zusätzlich­e Million hat Portugal zugesagt. „Es ist wichtig, dass wir der palästinen­sischen Bevölkerun­g in dieser schwierige­n Zeit nicht den Rücken kehren“, schrieb Außenminis­ter, João Cravinho, auf der Plattform X.

Hamas-Schnittste­lle unter der Zentrale

In der vergangene­n Woche hat schließlic­h auch Irland die direkten Zahlungen an die UNWRA um zwei Millionen Euro auf insgesamt 20 Millionen aufgestock­t. Indessen haben Geberlände­r wie Japan, die Türkei, Dänemark und Saudiarabi­en ihre Zahlungen nicht eingestell­t. Die UNWRA koordinier­t die Hilfe für fast sechs Millionen Palästinen­ser im Nahen Osten, insbesonde­re für die zwei Millionen Menschen im Gazastreif­en ist die direkte Hilfe überlebens­notwendig. Doch Israel erhebt schwere Vorwürfe gegen mindestens zwölf Mitarbeite­r des Hilfswerks: Sie sollen am Hamas-Massaker in Israel vom 7. Oktober mit 1200 Toten beteiligt gewesen sein. Die Verbindung­en würden noch weiter reichen: In den Tunneln unter der UNRWAZentr­ale in Gaza befinde sich eine wichtige Hamas-Schnittste­lle, auch sollen Terroriste­n problemlos deren Strom angezapft haben.

In der „NZZ“wehrte sich UNWRA-Generalkom­missar Philippe Lazzarini gegen die Vorwürfe: Man habe besagtes Hauptquart­ier Mitte Oktober geräumt.

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