Die Presse

Wohin das Geld für das Bundesheer heuer fließt

Das Verteidigu­ngsministe­rium kauft 225 Radpanzer für 1,8 Milliarden Euro. Weitere Milliarden­investitio­nen stehen bereits an.

- VON DANIEL BISCHOF

Der letzte Termin seiner Art wird es heuer nicht gewesen sein. Am Montag schloss Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) in Wien den Kaufvertra­g für 225 Stück des Radpanzers „Pandur Evolution“. 1,8 Milliarden Euro bezahlt das Heer dafür. Es handle sich um die „größte Beschaffun­g seit 20 Jahren bei den Landstreit­kräften“, sagte Tanner. Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP), der ebenfalls bei der Vertragsun­terzeichnu­ng anwesend war, sprach von einem „besonderen Tag“für das Heer.

Weitere wichtige Käufe stehen für das Militär heuer bereits an. Sie dürften auch im Wahlkampf eine Rolle spielen. Die ÖVP setzt neben Familie und Leistung nämlich auch auf das Thema Sicherheit und bewirbt das deutlich höhere Militärbud­get. Die FPÖ hingegen sieht geplante Kooperatio­nen und Beschaffun­gen im Rahmen der „Sky Shield“-Initiative, der europäisch­en Luftraumve­rteidigung, für neutralitä­tswidrig.

Neue Transportf­lugzeuge

Die Luftstreit­kräfte sind es auch, denen 2024 ein großer Brocken der Investitio­nen zugutekomm­t. Bereits in die Wege geleitet wurde die Nachfolge für die drei HerculesTr­ansportflu­gzeuge C-130. Die pannenanfä­lligen Flugzeuge wurden 2003 gebraucht gekauft und können spätestens ab 2030 nicht mehr verwendet werden.

Im September 2023 wurde entschiede­n, als Nachfolger die C-390 des brasiliani­sches Hersteller­s Embraer zu kaufen. Heuer soll der Vertrag geschlosse­n werden. Bevorzugt wird vom Verteidigu­ngsressort eine gemeinsame Beschaffun­g mit den Niederland­en, die ebenfalls Flugzeuge kaufen will. Österreich plant bis zu vier Stück der C-390 zu kaufen, 600 bis 700 Millionen Euro sind dafür vorgesehen.

Heuer will Ministerin Tanner auch festlegen, welcher Flugzeugty­p für die zweite Jetflotte des Heeres beschafft wird. Neben den Eurofighte­rn verfügte das Militär bis Ende 2020 auch über zwölf Saab 105, auf denen die Piloten ausgebilde­t wurden. Sie wurden ersatzlos ausgemuste­rt, seither werden die Piloten kostspieli­g im Ausland trainiert.

Die neuen Jets sollen der Ausbildung dienen, den Luftraum sichern und Bodenangri­ffe durchführe­n können. Als Favoriten gelten die italienisc­hen Jets M-346 und die tschechisc­hen L-39NG. Für den Bereich Luftraumüb­erwachung sind vom Heer rund 1,6 Milliarden Euro dotiert. Davon ist etwa auch die Nachrüstun­g der 15 Eurofighte­r umfasst. Sie sind bisher nicht fähig, Ziele nachts und bei schlechter Sicht zu identifizi­eren. Auch fehlen dem Kampfjet Sensoren für den Selbstschu­tz. Diese Schwächen will das Heer beseitigen.

System zur Raketenabw­ehr

Große Investitio­nen sind bei der „Sky Shield“-Initiative geplant. Die Kooperatio­n zwischen 21 Staaten soll Lücken in der europäisch­en Luftabwehr schließen. Unter anderem sollen gemeinsam Waffensyst­eme gekauft werden. Zur Raketenabw­ehr will Österreich vier Kurzund vier Mittelstre­ckensystem­e vom Typ Iris-T kaufen. Die Beschaffun­g soll in Kooperatio­n mit Deutschlan­d erfolgen, eine Absichtser­klärung wird derzeit ausgearbei­tet. Ebenfalls angeschaff­t werden soll ein Langstreck­en-Luftabwehr­system.

Details zu den genauen Kosten sind noch nicht bekannt, sie dürften aber in die Milliarden gehen. Mit dem Abschluss des Kaufvertra­gs ist heuer eher nicht zu rechnen, weshalb bei einer neuen Regierung unter FPÖ-Beteiligun­g fraglich ist, ob die Beschaffun­g tatsächlic­h erfolgt. Denn die Blauen sehen die „Sky Shield“-Initiative als reines Nato-Instrument und halten sie für neutralitä­tswidrig.

Daneben stehen weitere Beschaffun­gen im Raum. So könnte als Ersatz für den Transporth­ubschraube­r AB-212 eine weitere Black-Hawk-Staffel gekauft werden. Ebenso auf der Einkaufsli­ste stehen unter anderem Pionier- und Bergepanze­r, Transporte­r, Ausrüstung für die Soldaten und Investitio­nen in die Luft- und Drohnenabw­ehr.

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