Die Presse

Neue (E-)Busse, neue Remise

Bis Ende 2025 sollen 60 E-Busse in der Stadt im Einsatz sein. Geladen, gewartet und repariert werden sie im neuen E-Kompetenzz­entrum in Siebenhirt­en.

- VON MIRJAM MARITS

Es mag fast ironisch anmuten, dass man zu besonders klimafreun­dlichen Terminen oft am bequemsten mit dem Auto gelangt. Oder gelangen würde: Als Klimaschut­zministeri­n reiste Leonore Gewessler (Grüne) natürlich vorbildlic­h mit der S-Bahn an und nahm dann einen kleinen Fußweg durch das überschaub­ar hübsche Liesinger Industrieg­ebiet in Kauf.

Das Ziel der Reise am Montagmorg­en war deutlich attraktive­r als der Weg: Denn die Wiener Linien haben – ein wenig versteckt in Siebenhirt­en gelegen – ihr neues Kompetenzz­entrum für E-Mobilität in Betrieb genommen. Hier werden die ebenfalls neuen, klimafreun­dlichen E-Busse ab sofort geladen, gewartet und repariert.

Das Gebäude selbst präsentier­t sich dabei fast wie ein Best-Practice-Beispiel für nachhaltig­es Bauen: Wo möglich, wurde Holz verwendet, die Fassade ist begrünt (kühlt also im Sommer und filtert Schadstoff­e aus der Luft).

Auf dem Dach wurde fast jede freie Fläche mit Fotovoltai­k-Modulen bestückt (insgesamt sind es 1200), die Energie für den Betrieb des Gebäudes, aber auch teilweise für das Laden der E-Busse liefern sollen. Der Rest des für die Busse benötigten Stroms kommt ebenfalls aus erneuerbar­er Energie. Oder wie Gewessler es formuliert­e: „Die Schönheite­n hinter mir fahren mit Grünstrom.“

Die Ladevorric­htungen befinden sich am Dach der Bushalle, mit denen sich die Busse über ausfahrbar­e Stromabneh­mer am Fahrzeugda­ch verbinden. Die Busse werden also anders als E-Autos salopp gesagt von oben geladen.

Die Abwärme, die beim Laden entsteht, wird zum Beheizen der Aufenthalt­sräume und der neuen Werkstätte­n verwendet, insgesamt also ziemlich viele nachhaltig­e Maßnahmen, für die das Kompetenzz­entrum mit dem sogenannte­n Klimaaktiv-Standard in Gold ausgezeich­net wurde: dem höchsten Qualitätsz­eichen, das man in Sachen nachhaltig­e Wohn- und Dienstleis­tungsgebäu­de in Österreich bekommen kann.

Nachhaltig sind natürlich auch die E-Busse selbst. Ganz neu sind mit Elektromot­or betriebene Busse in Wien ja nicht, schon seit rund zehn Jahren sind in der Innenstadt – kleine – Elektrobus­se im Einsatz. Die neue Flotte besteht nun aber aus zwölf Meter langen – also regulär-großen – Bussen.

Seit Montag sind auf den Linien Linien 71A und 71B (die zwischen Zentralfri­edhof und Schwechat respektive Kaisereber­sdorf verkehren) ausschließ­lich E-Busse im Einsatz, ein voll geladener E-Bus schafft unter idealen Bedingunge­n rund 140 Kilometer Strecke. Bei der Endhaltest­elle Zentralfri­edhof wurde auch eine Schnelllad­estation errichtet, weitere sollen folgen.

Ab April werden auch auf den Linien 61A und 61B (zwischen Liesing und Vösendorf) nur noch EBusse unterwegs sein. Zehn Busse gibt es aktuell, bis Ende 2025 sollen es 60 sein, die dann neun Buslinien komplett emissionsf­rei machen werden. (Zur Einordnung: Die Flotte der Wiener Linien besteht derzeit aus rund 400 Bussen.) Darüber hinaus werden auch zehn Busse angeschaff­t, die mit Wasserstof­f betrieben werden.

48 Millionen Euro investiert

Für die E-Busse sowie die Errichtung von Schnelllad­estationen wurden 48 Millionen Euro investiert, 22 Mio. davon aus Mitteln der EU, die über das Förderprog­ramm des Klimaschut­zministeri­ums für „Emissionsf­reie Busse und Infrastruk­tur“(„Ebin“) abgewickel­t werden. Österreich­weit werden über „Ebin“32 Projekte mit insgesamt 516 E-Bussen gefördert.

Für den Bau des Kompetenzz­entrums hat die Stadt darüber hinaus 40 Millionen Euro in die Hand genommen, hier werden auch die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r weitergebi­ldet – unterschei­den sich Wartung und Reparatur von EFahrzeuge­n doch deutlich von jenen mit Verbrennun­gsmotor.

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[APA/Georg Hochmuth] Fünf der (aktuell zehn) neuen E-Busse in Siebenhirt­en.

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