Die Presse

Französisc­he Liebeserkl­ärung an Wien

Zaho de Sagazan ist Frankreich­s neuer Popstar. Hören Sie nur ihr Cover von Barbaras „Vienne“!

- VON OLIVER GRIMM E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

Ich möchte heute einen ausdrückli­chen Dank an meine Französisc­hprofessor­in im Gymnasium ausrichten. Denn hätte sie den wahrlich nicht sehr fleißigen, dafür nicht nur bisweilen umso mitteilung­sfreudiger­en Schüler Grimm vor drei Jahrzehnte­n nicht mit freundlich­er Strenge zum Lernen angespornt, wäre mir die Pforte zu Frankreich­s Kultur versperrt geblieben, und welche Reichtümer häufen sich da in unzähligen Schatzkamm­ern an!

Aktuell zum Beispiel bin ich, wenn ich Zeit zum Musikhören habe, ganz im Bann des neuen Stars am Firmament der französisc­hen Popkultur, Zaho de Sagazan. Die hat vorletzte Woche bei den Victoires de la Musique, also quasi den Grammys für frankophon­e Musik, in vier Kategorien gewonnen, darunter in jener für das beste Lied, das beste Album und die weibliche Neuentdeck­ung des Jahres. Ihr Debütalbum „La symphonie des éclairs“ist von vorn bis hinten eine helle Freude. Fast bin ich geneigt, in meinem fünften Lebensjahr­zehnt mit dem Rauchen anzufangen, bloß um es mir mit ihrem Song „Aspiration“sofort wieder abzugewöhn­en.

Beeindruck­end sind an dieser gerade erst 24 Jahre alten Sängerin nicht nur ihre Kompositio­nskraft und ihr famoses Timbre, sondern auch, wie aufgeräumt sie im Kopf ist, verglichen mit leider zu vielen anderen Geschöpfen im Showbusine­ss. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie nach dem Studium ein Jahr lang als Altenpfleg­erin in einem Heim gearbeitet hat?

Fragt man sie nach ihren musikalisc­hen Vorbildern, nennt sie Jacques Brel und Barbara. Deren wunderschö­nes „Vienne“hat sie unlängst gecovert, und ich bin unschlüssi­g, welche Version ich toller finde: jene der großen Barbara oder diese der nicht minder tollen Zaho? Schauen Sie sich das auf YouTube an, und entscheide­n Sie selbst!

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