Auto-Zulieferindustrie unter Druck
Hohe Kosten und die aktuelle Transformation stressen die Zulieferer zunehmend, sagen Branchenvertreter. Zudem fordern sie ein späteres Verbrenner-Aus.
„Österreich ist keine Insel“, sagte der Chef des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), Herwig Schneider, am Montag in einem Pressegespräch über die österreichische Auto-Zulieferindustrie. Gemeint ist damit der Druck, der auf der Autobranche lastet – gerade mit Blick auf den internationalen Wettbewerb. Etwa 90 Prozent aller produzierten Teile für Fahrzeuge in Österreich gehen in den Export, knapp die Hälfte davon wird nach Deutschland geliefert.
Das IWI erhob in einer Standort-Umfrage für die WKO-Branchenvertreter der Arge Automotive Zulieferindustrie die Vor- und Nachteile für die heimischen Zulieferer im Vergleich mit anderen Ländern. Für Schneider liegen die größten Hürden in der Transformation der Branche, die sich in Richtung Elektromobilität bewegt und völlig neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten verlangt, und dem Wettbewerb mit anderen Ländern. Da seien es die hohen Preise für Energie und die teure Arbeit, die Österreich im globalen Wettbewerb zurückwerfen.
Verbrenner-Aus verschieben
Arge-Automotive-Chef Dietmar Schäfer fordert politische Maßnahmen, welche die Branche fördern und Kosten dämpfen. Dauerbrenner, die auch andere Industrievertreter stets verlangen, sind dafür die Senkung der Lohnnebenkosten, die Reduktion der Energiekosten, Entbürokratisierung und die Bekämpfung des Fachkräftemangels. Er wünscht sich auch eine Förderung für Batterietechnologien. „Da sind wir spät dran. Die Batterie wird das neue Herz des Elektromotors, und da tun wir zu wenig.“Länder wie China, Großbritannien oder die USA würden stärker fördern und günstiger produzieren. Zu wenig gehe auch beim Ausbau der Erneuerbaren voran – eine Voraussetzung dafür, dass das Verbrenner-Aus umgesetzt wird. „Der Erneuerbaren-Ausbau läuft nicht nach Plan. Damit ist das Verbrenner-Aus infrage zu stellen.“Er wollte sich nicht dagegenstellen, aber „mit einem Fahrzeug, das mit fossilem Strom betrieben wird, ist dem Klima auch nicht geholfen“.
Etwa 900 Unternehmen sind mit 81.000 Mitarbeitern in Österreich als Zulieferer der Autobranche tätig. Bei zwei Dritteln ist es ein Teil ihres Portfolios, ein Drittel ist hundertprozentiger Zulieferer. Mit einem Umsatz von 28,5 Milliarden Euro zählt die Zulieferindustrie zu den stärksten Branchen des Landes. Für Schneider ist die Situation ein „Uphill Battle“, aber „der Wettkampf ist noch nicht verloren“. (klug)