Wien ist die Gründerhauptstadt
Immer mehr Junge reizt die Selbstständigkeit. Talentierte sollten ab 16 Jahren einen Betrieb gründen dürfen, findet die Junge Wirtschaft Wien.
Fast ein Viertel aller Neugründungen von Unternehmen erfolgt in Wien, bilanziert zufrieden Clemens Schmidgruber, Vorstandsvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien: „Wien behauptet sich damit wieder als Gründerhauptstadt in Österreich und erreichte im Vorjahr sogar den höchsten Wert an Unternehmensgründungen seit 15 Jahren.“Die Wiener Gründer werden immer jünger und sie sind bundesweit die jüngsten – im Vorjahr waren sie durchschnittlich 36 Jahre alt.
Zu diesen jungen Unternehmern zählt mit 31 Jahren Gregor Weisgrab. Er hat gemeinsam mit seinem Businesspartner Diego Castaneda-Garay einen 3-D-Drucker entwickelt, der menschliche Gewebestrukturen drucken kann. Mit dieser Entwicklung ist der Wissenschaftler auch Beispiel für die Innovationskraft von Wiens Wirtschaft.
Vielzahl an Förderungen
Weisgrab erhielt bereits eine Vielzahl an Förderungen und Unterstützung für sein Projekt. Diese breite Förderlandschaft, die Nähe zur Wissenschaft sowie zahlreiche hier tätige Finanzdienstleistungsgesellschaften und Investoren sind Gründe, weshalb viele Start-ups Wien als Headquarter wählen. „Die Hälfte aller Start-ups in Österreich ist in Wien angesiedelt. Besonders stark sind wir hier unter anderem im Life-Science-Bereich, aber auch in der IT und in der Finanztechnologie“, erzählt Schmidgruber. Wien sei nicht nur die Stadt neuer Ideen, sondern auch die Stadt, in der diese Ideen und Innovationen verwirklicht und umgesetzt werden, ist der Chef der Jungen Wirtschaft Wien überzeugt.
Aber nicht nur junge Innovatoren machen sich in Wien selbstständig. Ulrike Tangerner hat sich nach vielen Jahren als Angestellte schließlich im Alter von 52 Jahren zum Sprung in die Selbstständigkeit entschlossen. Seit dem Vorjahr führt sie in der Steindlgasse 6 im 1. Bezirk eine kleine Greißlerei, die sich auf Feinkost und Interieur spezialisiert hat. „Mein Vater war auch Unternehmer und da habe ich schon als Kind mitbekommen, was es heißt, selbstständig zu sein“, erzählt sie. Ihr ist daher bewusst, dass sie als Unternehmerin ein gewisses Risiko eingeht, „aber ich bin eine hoffnungslose Optimistin und finde, man muss sich manchmal auch etwas im Leben trauen.“
Ihren Schritt ins Unternehmertum hat sie jedenfalls gut vorbereitet. Tangerner holte sich Unterstützung, Beratung und Informationsmaterial beim Gründerservice der Wirtschaftskammer Wien. Diese Einrichtung ist erste Anlaufstelle und wichtigster Partner für angehende Selbstständige. In allen Fragen rund um die Gründung eines Unternehmens wird hier von telefonischer Auskunft in grundsätzlichen Fragen über individuelle persönliche Beratung bis zu verschiedensten Workshops und Informationsveranstaltungen ein umfassendes Servicepaket geboten. Wie geschätzt diese Leistungen sind, zeigen die Zahlen: Im Vorjahr verzeichnete das Gründerservice der WK Wien 38.000 Kontakte. Umgerechnet tritt damit alle drei Minuten ein Gründer in irgendeiner Form mit dem Gründerservice in Kontakt.
Keine Altersgrenze
Unternehmertum in Wien kennt keine Altersgrenze. Der älteste Gründer im Vorjahr war 87 Jahre, der jüngste 18. Die größten Zuwachsraten, ein Plus von 15 Prozent, gab es bei den unter 20-Jährigen. Das zeigt, dass immer mehr junge Menschen den Wunsch nach Selbstständigkeit haben. „Deshalb fordern wir, dass es für talentierte Jugendliche ab 16 Jahren möglich wird, ein Unternehmen zu gründen, wie das in anderen europäischen Ländern geht“, sagt Schmidgruber. Mit Rechtsexperten und Betroffenen erarbeitet die WK Lösungen. Schmidgruber: „Die Jüngeren in unserer Gesellschaft möchten mit anpacken und Verantwortung übernehmen, und diese Chance sollten wir ihnen geben.“