Die Presse

ORF-Stiftungsr­at: Westenthal­er kehrt zurück

Für die FPÖ geht Peter Westenthal­er in den ORF-Stiftungsr­at. Um die Jahrtausen­dwende war er ORF-Kurator.

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Peter Westenthal­er war nie von der medialen Bildfläche verschwund­en. Seit Februar 2018 analysiert und diskutiert er auf oe24.tv, das zum Medienreic­h von Wolfgang Fellner gehört, gewohnt angriffslu­stig das politische Geschehen. Jetzt schickt die FPÖ Westenthal­er, der seine politische Karriere einst als persönlich­er Sekretär und Mitglied der sogenannte­n Buberlpart­ie von Parteiobma­nn Jörg Haider begonnen hat, in den ORF-Stiftungsr­at. Dort war er – als das Gremium noch ORF-Kuratorium hieß – um die Jahrtausen­dwende schon als Mann fürs Grobe bekannt, vor allem für seine Interventi­onen. Publik geworden ist etwa ein Schreiben vom Juli 1999, in dem sich der ORF-Redakteurs­rat beim damaligen ORF-Generalint­endanten Gerhard Weis beklagte: „Kein Politiker bedrängt den ORF aufdringli­cher und uneinsicht­iger mit ‚Programmwü­nschen‘ als FPÖ-Generalsek­retär Westenthal­er“.

Nun soll es der frühere FPÖ-Klubobmann, der zwischenze­itlich im BZÖ aktiv war, für die Freiheitli­chen im Stiftungsr­at richten. Westenthal­er folgt auf den derzeit einzigen FPÖ-Vertreter im obersten ORFAufsich­tsorgan, Anwalt Niki Haas, der diese ehrenamtli­che Tätigkeit aus „berufliche­n Gründen“niederlegt, wie es heißt. Man werde aber auf seine Expertise als Medienanwa­lt weiter vertrauen. Westenthal­er, der bis 2008 Obmann des BZÖ war, hat nach seiner politische­n Karriere ein Consulting-Unternehme­n gegründet und arbeitet derzeit als Immobilien-, PR- und Politikber­ater. Zwei Jahre lang war er auch Verlagslei­ter des umstritten­en, von Ronald Seunig herausgege­benen Monatsmaga­zins „Alles Roger?“

FPÖ will ORF zusammenst­reichen

Zuletzt ist der Ton der FPÖ gegenüber dem ORF wieder rauer geworden. FPÖChef Herbert Kickl wettert seit Wochen gegen die neue ORF-Gebühr und würde die Haushaltsa­bgabe am liebsten abschaffen. Er warf dem ORF im Nationalra­t fehlende Objektivit­ät und Unabhängig­keit sowie Propaganda gegen seine Partei vor.

Mit Westenthal­er setze die FPÖ auf einen „profunden Kenner der österreich­ischen Medienland­schaft“, heißt es in einer Aussendung. Er sei nicht nur eine Stimme der Freiheitli­chen, sondern eine „Stimme im Sinne der Bevölkerun­g“, meint der FPÖler Christian Hafenecker. Der Medienspre­cher bemüht einmal mehr seine Wortschöpf­ung: Der ORF müsse ein „verschlank­ter Grundfunk“sein. Schon im Oktober 2023 hatte Hafenecker mit einem Interview für das Nachrichte­nmagazin „Profil“aufhorchen lassen, in dem er unter anderem erklärte: „ORF1 könnte man aus meiner Sicht ersatzlos streichen.“(i. w.)

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