Die Presse

„Nazis keulen“: Will Jan Böhmermann Herbert Kickl töten?

Satiriker Böhmermann hat wieder einmal provoziert. FPÖ-Chef Kickl hat reagiert. Vielleicht zu schnell.

- (Kickl, Anm.) Email: eva.dinnewitze­r@diepresse.com

Zum Akademiker­ball am Freitag hat Satiriker Jan Böhmermann seine Sendung „ZDF Magazin Royal“(wieder einmal) der FPÖ gewidmet, der „Schwesterp­artei der AfD“, wie es in der Sendungsbe­schreibung heißt. Der „Ibiza-Partei“, wie er sie nennt. Eine halbe Stunde lang arbeitet er sich an ihr ab. Überflog neben dem „Schnee von gestern“, dem Koks-Skandal aus 2020, die Liederbuch­affäre, den Polizeistu­rm des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz unter dem einstigen Innenminis­ter Herbert Kickl, die Berührungs­punkte mit den Identitäre­n.

Verschnauf­pause schaffte die Einlage der aufstreben­den Indieband The Last Dinner Party, dann wurde es deftig. Eigentlich wollte Böhmermann „ganz ohne Hitler-Vergleich“auskommen, „nur weil jemand wie Goebbels spricht, ist er ja nicht gleich Hitler“. Überhaupt hätten Hitler und Kickl nichts miteinande­r zu tun. Böhmermann beruft sich auf äußerliche Merkmale. Clevere Satire.

Für Aufregung gesorgt hat aber eine andere Passage, das Fazit der Folge, eine Anspielung auf eine Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz: „Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal paar Nazis keulen.“Kickl selbst reagierte am Samstag via Facebook: Böhmermann rufe zur Tötung von FPÖ-Politikern auf, und zwar „ganz offensicht­lich“.

Nun ist „keulen“das vorsorglic­he Töten von Tieren, im Wortlaut das Umnieten mit der Keule, um die Ausbreitun­g von Seuchen zu verhindern. Ein derbes Verb, das im Jugendspre­ch noch einmal eine ganz andere Bedeutung hat: Die Keule in ihrer phallische­n Form kann den Penis meinen, „sich einen keulen“heißt die männliche Masturbati­on, auf die sich Böhmermann schnell zu berufen wusste. Abermals clevere Satire, die man grauslich oder geistreich finden kann.

Dass Kickl gerade den Nazikommen­tar öffentlich auf sich und seine Partei bezieht, ist taktisch unklug, von Böhmermann vielleicht sogar gewollt. Mittels Konjunktiv wusste sich dieser in der Sendung vorab abzusicher­n: „Sie glauben jetzt vielleicht, dass ich Ihnen heute erzählen möchte, dass der hier ein Nazi ist. Aber das würde ich niemals machen.“

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