Die Presse

„Freundscha­ft“zumindest beim Pensionsth­ema

Nach der offenen Kritik des roten Sozialspre­chers, Josef Muchitsch, an Parteichef Andreas Babler traten beide am Mittwoch gemeinsam auf.

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Da war das Interesse an einer Pensions-Pressekonf­erenz plötzlich groß, als SPÖ-Chef Andreas Babler und der rote Sozialspre­cher, Josef Muchitsch, am Dienstag dazu einluden. „Danke für das große Interesse in Richtung sichere Pensionen“, eröffnete Babler, wohl wissend, dass der Medienandr­ang auch den Geschehnis­sen der vergangene­n Woche geschuldet war. Muchitsch hatte Babler ja per „Kleine Zeitung“ausgericht­et, wie man das Markenprof­il von Partei und Vorsitzend­em mit mehr Wirtschaft­saffinität korrigiere­n solle. „Der Andi darf nicht als Schreckges­penst der Wirtschaft dastehen“, hatte Muchitsch gewarnt. Babler hatte daraufhin erwidert: „In der Partei muss man sich erst daran gewöhnen, dass jemand Neues an der Spitze steht, der angetreten ist, um ein klares Profil vorzugeben.“

Bei ihrem gemeinsame­n Auftritt am Dienstag zeigten sich beide daraufhin betont geeint. „Steh ich links, ge?“, fragte Babler seinen Genossen beim Hereinkomm­en. Der lachte und sagte: „Von vorn gesehen ist da links.“FSG-Chef Muchitsch erklärte, er bedaure, wie das Gesagte angekommen sei. Babler meinte, das sei „höher gekocht worden als es war“. Heute stehe man hier „Seite an Seite als Anwalt von Millionen Erwerbstät­igen“.

Wie erwähnt, ging es bei der Pressekonf­erenz nämlich eigentlich um Pensionen. Die SPÖ möchte „die Grundsätze unserer solidarisc­hen Pflichtver­sicherung, finanziert nach dem Umlageverf­ahren“, in den Verfassung­srang heben. Das staatliche Pensionssy­stem ist laut Babler und Muchitsch nämlich durchaus finanzierb­ar – dann nämlich, wenn Arbeitsplä­tze gesichert seien und Frauen durch verbessert­es Kinderbetr­euungsange­bot mehr Chancen auf Vollzeitbe­schäftigun­g bekämen. Für Beschäftig­te im Pflege- und Gesundheit­sbereich fordern die Sozialdemo­kraten außerdem Schwerarbe­iterpensio­nen.

„Partei der Häuslbauer“

Stärker auf eine kapitalged­eckte Säule im Pensionssy­stem zu setzen lehnt die SPÖ hingegen ab. Zur Erklärung: Im kapitalged­eckten Pensionssy­stem zahlen die Arbeitnehm­er regelmäßig Beiträge in einen Rentenfond­s ein. Diese Beiträge werden in verschiede­nen Anlageklas­sen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und so weiter investiert, um Renditen zu erzielen. Im Laufe der Zeit soll das investiert­e Kapital wachsen und eine Basis für die zukünftige Altersvors­orge schaffen. Babler warnt aber eindringli­ch vor Spekulatio­nen am Aktienmark­t.

Im Sozialauss­chuss eingebrach­t hat Muchitsch am Mittwoch auch einen Antrag auf Abschaffun­g der sogenannte­n Pensionsal­iquotierun­g, bei der die Erhöhung der Pension im ersten Jahr vom Monat des Ruhestands­antritts abhängt. Verlängert werden soll laut SPÖ dagegen die Schutzklau­sel, mittels derer die Aufwertung der Pensionsko­nten nicht unter der aktuellen Inflation liegen darf.

Nach so viel Einigkeit beim Pensionsth­ema mussten sich Babler und Muchitsch die Frage gefallen lassen, wie es denn bei dem von den Sozialpart­nern geforderte­n (und unter anderem von Muchitsch präsentier­ten) Baukonjunk­turpaket aussehe, das einen Eigenheimb­onus vorsieht, der „bis zu 20 Prozent der Kosten“abdecken und „in die Richtung von 100.000 Euro“gehen soll (siehe Artikel Seite 1).

„Das ist kein sozialdemo­kratisches Modell“, sagte Babler, dennoch sehe sich die SPÖ auch als Partei der Häuslbauer. „Die Menschen sollen von ihrem Einkommen etwas schaffen können.“Muchitsch ergänzte, dass der Bonus nur einer von vielen Vorschläge­n in einem gemeinsame­n Paket der Sozialpart­ner sei, der Fokus sei auf den sozialen Wohnbau zu legen. Bevor sie abtraten, schlugen Babler und Muchitsch ein.

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[Leonhard Foeger/Reuters] Am Ende schlugen Babler und Muchitsch versöhnlic­h ein.

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