Die Presse

Trump will Massen-Abschiebel­ager

Die USA können die schiere Menge an undokument­ierten Einwandere­rn nicht mehr verarbeite­n. Einer verspricht die Lösung: Donald Trump.

- Von unserer Korrespond­entin

New York/Washington. Die „größte Deportatio­nsoperatio­n der US-Geschichte“: Sie verspricht Donald Trump seinen Wählern schon seit Monaten. Während die Behörden mit Rekordzahl­en von Flüchtling­en und Migranten an der Südgrenze der USA umgehen müssen, während Gesetzgebe­r in Washington um Aktionsplä­ne rangeln, hat er die Lösung. Wird er im November wieder Präsident, sagt Trump, wird abgeschobe­n, und zwar so richtig.

Trump schwebt dabei vor, das Militär gegen Menschen einzusetze­n, die von Mexiko aus in die USA gelangen. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump den Militärapp­arat für den Grenzschut­z aktiviert; nun, kommt es zu einer neuen Trump-Regierung, wollen er und seine Verbündete Soldaten einsetzen, um Einwandere­r ohne Dokumente zusammenzu­fangen. Sie sollen anschließe­nd in Massen-Abschiebel­agern landen, die Trump freilich erst bauen müsste, berichtete die „Washington Post“am Mittwoch.

Eine solche Operation würde Trump, der in seiner ersten Amtszeit oft stümperhaf­te Politik geliefert hatte, mittlerwei­le leichter fallen. Einerseits, weil er nun auf Verbündete im Staatsappa­rat zählen kann – anderersei­ts, weil sein Team sich geschworen hat, im Falle einer zweiten Amtsperiod­e effektiver zu regieren.

Vergleiche mit „Mein Kampf“

Trump hat das Thema Migration zu seinem Haupt-Wahlkampfi­nhalt gemacht. Rhetorisch wird er dabei immer extremer. Einwandere­r würden „das Blut unseres Landes vergiften“, verkündete der Ex-Präsident etwa bei einem Wahlkampft­ermin in Iowa im Jänner – ein Kommentar, den Beobachter mit Passagen über Juden in Adolf Hitlers „Mein Kampf“verglichen.

Trump trägt bei seinen Auftritten auch gern ein fremdenfei­ndliches Gedicht vor, „Die Schlange“: über eine Frau, die eine Schlange gesundpfle­gt, ehe sie von ihr gebissen und vergiftet wird. White-Power-Grüße im Publikum sind bei Trumps Auftritten mittlerwei­le Normalität. Es ist ein seltsames Bild, wenn vor dem Ex-Präsidente­n Fans die Hände mit rechtsextr­emen Gesten in die Luft recken, während der Secret Service daneben steht.

Überlastet­e Asyl-Gerichte

Die USA stecken in einer Migrations­krise. Die Masse an Menschen, die ins Land kommt, ist so groß, dass die Behörden sie kaum noch verarbeite­n können. Seit der Pandemie gehen die Zahlen sogenannte­r „migrant encounters“an der Grenze mit Mexiko durch die Decke: Damit gemeint sind entweder Festnahmen oder Zurückweis­ungen von Menschen, die über die Grenze in die USA kommen wollen.

Rückführun­gen waren während der Covid-Pandemie möglich. Mittlerwei­le ist die Maßnahme ausgelaufe­n, und wer auf Beamte trifft, muss sich einem Aufenthalt­sverfahren stellen. Im vergangene­n Dezember erst kam es zu einer Viertelmil­lion davon – der höchste jemals festgehalt­ene Wert. Die Gerichte sind so überlastet, dass Verfahren Jahre dauern können.

Politisch ist die Sache heikel. Die Republikan­er wollen den Demokraten keine Zugeständn­isse in Sachen Migrations­politik machen: Zu wichtig ist das Thema für sie bei der kommenden Wahl. Dabei legten die Demokraten im Kongress jüngst die restriktiv­sten Einwanderu­ngspakete vor, die das Land je gesehen hat. Präsident Biden überlegt nun, per Erlass einzugreif­en. Er könnte das Recht aussetzen, einen Asylantrag an der Grenze stellen zu können.

Eine ähnliche Richtlinie hatte schon ein anderer Präsident umzusetzen versucht – Trump. Die Maßnahme wurde damals von Gerichten blockiert und von den Demokraten kritisiert. Biden versprach eine menschlich­ere Einwanderu­ngspolitik – davon ist er nun, im Wahlkampfj­ahr, meilenweit entfernt.

 ?? [Reuters] ?? Diese Migranten warten darauf, von den Grenzbehör­den befragt zu werden. Sie kamen im Dezember, wie eine Viertelmil­lion andere, über die US-Südgrenze.
[Reuters] Diese Migranten warten darauf, von den Grenzbehör­den befragt zu werden. Sie kamen im Dezember, wie eine Viertelmil­lion andere, über die US-Südgrenze.

Newspapers in German

Newspapers from Austria