Bundesheer beschafft Schutz vor Drohnen
Hunderte Millionen fließen in den Erwerb des deutschen Flugabwehrsystems „Skyranger“.
Für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) ist es ein „richtungsweisendes Projekt“und ein „Meilenstein auf unserer Mission“. Nur wenige Tage nach der Anschaffung von 225 Pandur-Radpanzern präsentierte die Ministerin ein weiteres großes Investitionsprojekt für das Bundesheer: Dieses bekommt in den kommenden Jahren 36 Fliegerabwehrsysteme des Typs „Skyranger“.
Das Projekt ist tatsächlich ein Meilenstein. Generell hat das Bundesheer in den vergangenen 20 Jahren Investitionen mangels Budget verabsäumt. Besonders wehrlos war man aber gegen mögliche Angriffe aus der Luft. Da hatte man zwar mit den Eurofightern hochmodernes, wenn auch umstrittenes Material angeschafft, diese deckt aber nur einen kleinen Teil der Luftraumverteidigung ab.
Wichtige Lücke geschlossen
Jetzt wird eine wesentliche Lücke geschlossen: Mit den Skyrangers lassen sich Angriffe insbesondere von Drohnen, aber auch von anderen tieffliegenden Objekten (etwa Hubschraubern) bekämpfen. Wie das Beispiel der Ukraine zeigt, spielen Drohnen in der modernen Kriegsführung eine immer wichtigere Rolle, dagegen kann sich das Bundesheer bisher freilich praktisch nicht verteidigen.
Die Anschaffung von Skyranger hängt eng mit der diese Woche präsentierten Investition in neue Radpanzer zusammen. Es handelt sich um eine Paketlösung; die Flugabwehrsysteme, eine Kombination aus Maschinenkanone und eventuell Raketen, werden auf PandurPanzer montiert. Hersteller ist der deutsche Waffenproduzent Rheinmetall, der in diesem Fall als Subauftragnehmer des Pandur-Herstellers General Dynamics European Land Systems fungiert. Möglich wurde das, weil es bei der Entwicklung von Skyranger gelungen ist, das Gewicht unter drei Tonnen zu drücken. Österreich ist der erste Abnehmer dieser neu entwickelten Bewaffnung, andere werden in Kürze folgen. Rheinmetall erwartet
Aufträge aus Deutschland, Dänemark und Ungarn.
Den Kaufpreis gibt das Verteidigungsministerium nicht bekannt, er ist in den bereits genannten 1,8 Mrd. Euro für die 225 PandurRadpanzer enthalten. Rheinmetall nennt als Auftragsvolumen einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“. Im Jahr 2026 sollen die ersten Geräte ausgeliefert werden.
Eine öffentliche Ausschreibung hat es übrigens weder für die Pandur-Radpanzer noch für die mobile Flugabwehr gegeben. Bei den Pandurs handle es sich um einen Folgeauftrag, daher sei in diesem Fall eine Ausschreibung nicht notwendig gewesen, heißt es dazu im Bundesheer. 1996 schaffte das Bundesheer 64 Pandur-Radpanzer an, von 2016 bis 2020 wurden weitere hundert Stück einer inzwischen mit dem Bundesheer weiterentwickelten Version bestellt.
Was ist mit eigenen Drohnen?
Luftraumverteidigung besteht optimalerweise aus dem Zusammenspiel mehrerer Systeme. Gut aufgestellt ist Österreich beim weitreichenden Radar, der „Goldhaube“. Bei Flugzeugen hat man mit dem Eurofighter Typhoon modernes Gerät, das nun nachgerüstet wird, 15 Stück sind allerdings wenig. An weitere wird derzeit nicht gedacht, der mengenmäßige Nachteil soll aber teilweise ausgeglichen werden, indem das Heer Trainingsflugzeuge als Nachfolger der ausgemusterten Saab 105 anschafft.
Gut ausgerüstet wird man bald bei Hubschraubern sein: Bis 2028 gibt es 36 Stück vom Typ AW-169 von Leonardo (Italien), die ältere Typen ablösen, dazu kommen weitere zwölf Black-Hawk-Transporthelikopter (gesamt künftig 24).
Anderes dagegen fehlt immer noch. Zum Beispiel Drohnen. Auch hier ist die Anschaffung bereits in Planung. Bleibt der große Bereich der bodengebundenen Flugabwehr. Da beteiligt sich Österreich am europäischen „Sky Shield“, einer Kooperation mit dem Ziel, eine gemeinsame europäische Luftraumverteidigung zu installieren.
Österreich hat sich nun für zwei Systeme für die Luftabwehr im Nahbereich entschieden: eben Skyranger als mobiles System und Skyguard, ein stationäres 35-mm-Kanonensystem, dessen Modernisierung und Aufrüstung im Dezember beschlossen wurde.
Was immer noch bleibt, ist eine Lücke im Mittel- und Langstrecken-Bereich. Geplant ist hier die Anschaffung der Flugabwehrraketen „Iris-T“, die auch die deutsche Bundeswehr verwendet. Die Lenkwaffen haben eine Reichweite von bis zu 45 Kilometern, acht dieser mobilen Feuereinheiten sollen angeschafft werden. Und auch Langstrecken-Raketen mit einer Reichweite bis zu 200 Kilometern will das Bundesheer im Rahmen von Sky Shield einkaufen.