Die Presse

Macht Platz drei die SPÖ als Partner attraktive­r?

Kann nur eine starke SPÖ Türkis-Blau verhindern? In Parteikrei­sen wird überlegt, was als Drittplatz­ierter ginge.

- VON ELISABETH HOFER

Bei allem innerparte­ilichen Rumoren ist man sich in der SPÖ in einer Sache einig: Die ÖVP würde trotz anders lautender Beteuerung­en nach der Wahl wieder mit der FPÖ koalieren. Im roten Narrativ könnte das zum Beispiel gehen, indem Finanzmini­ster Magnus Brunner den jetzigen Kanzler Karl Nehammer inklusive dessen Verspreche­n, nicht mit Kickl regieren zu wollen, an der türkisen Parteispit­ze ablöst. Dass es dafür Anzeichen gebe, ventiliert­e erst kürzlich wieder SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­rin Sandra Breitenend­er. Und sie hielt fest: „Nur eine starke SPÖ kann eine Neuauflage der blau-schwarzen Koalition und damit den drohenden Demokratie- und Sozialabba­u abwenden.“

Innerhalb der Partei wird mittlerwei­le aber durchaus auch das Szenario einer – gemessen am Wahlergebn­is – schwächere­n SPÖ diskutiert, die trotzdem den leidigen Platz auf der Opposition­sbank endlich wieder verlassen könnte. Nach sieben Jahren ohne Regierungs­beteiligun­g ist das auch aus Ländersich­t ja durchaus anzustrebe­n.

Die Überlegung dahinter schaut so aus: Im Hinblick auf die ideologisc­he Ausrichtun­g hätten weder ÖVP noch FPÖ viele Anreize, mit der SPÖ zu koalieren: Von Sicherheit­s- und Einwanderu­ngspolitik bis hin zu ihrer Abneigung gegen das Gendern sind Türkis und Blau einander um einiges näher.

Regierungs­beteiligun­g als Ziel

Die Kanzlerfra­ge allerdings könnte die Sozialdemo­kraten, auch oder gerade wenn sie bei der Wahl weniger gut abschneide­n, als Regierungs­partner für die ÖVP um einiges interessan­ter machen. Landet die SPÖ nämlich auf Platz drei hinter FPÖ und ÖVP, wäre ein Szenario denkbar, in dem Nehammer wieder Kanzler werden kann, die Roten immerhin in die Regierung einziehen und ein dritter Partner in Gestalt von Grünen oder Neos miteinstei­gt. Beide Fraktionen haben bereits signalisie­rt, dass sie dafür zur Verfügung stünden – immer mit dem Nachsatz „unter bestimmten Voraussetz­ungen“. Wenn das Ziel Regierungs­beteiligun­g lautet, wäre der dritte Platz, dieser Überlegung folgend, für die SPÖ also nicht unbedingt schlecht.

Landen die Sozialdemo­kraten auf Platz zwei, würden sie einer drittplatz­ierten ÖVP den Kanzler wohl kaum überlassen können. Für eine Koalition mit der FPÖ zeichnet sich innerhalb der SPÖ aktuell keine Mehrheit ab, auch wenn diese Variante Herbert Kickl dem Vernehmen nach sehr gefallen würde.

Bleibt noch die Möglichkei­t einer extrem starken SPÖ oder ÖVP, die alle Überlegung­en wieder über den Haufen werfen würde. In den Umfragen zeichnet sich das schon lange nicht mehr ab. Aber dieses Land hat im Vorfeld einer (EU-)Wahl ja schon einiges erlebt.

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[Reuters / Leonhard Foeger] Parteichef Babler will nicht mit Kickl regieren.

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