Die Presse

Ein Jugendstil-Juwel kehrt zurück

Das 111 Jahre alte Haus wird derzeit saniert. Im Mai soll es mit altem Artdéco-Flair und neuer Bar wiedereröf­fnen.

- VON MIRJAM MARITS

Wien. Selten hat man ein Luxushotel so staubig erlebt wie das Astoria derzeit. Um die – einstige und künftige – Eleganz der Lobby zu erahnen, braucht es einiges an Fantasie: Überall Staub, Schutt, Leitern, Kabel, zwei Bauarbeite­r machen gerade in jenem Eck Pause, in dem künftig die elegante neue Astoria-Bar stehen wird.

Seit Jänner des Vorjahres ist das Jugendstil-Juwel in der Kärntner Straße nun schon geschlosse­n, das 111 Jahre alte Haus wird – unter Denkmalsch­utzauflage­n – seither renoviert und sachte modernisie­rt: Nun ist man quasi im Endspurt der Bauarbeite­n (auch wenn die Lobby eher einen anderen Eindruck macht), weshalb die Verkehrsbü­roGruppe, die das Astoria seit 1978 betreibt, am Donnerstag zur Baustellen­führung lud.

Im Mai will man wieder die ersten Gäste empfangen, bis dahin „wird noch viel passieren“, wie Martin Winkler, Vorsitzend­er des Verkehrsbü­ro-Vorstands, sagt. Derzeit werden unter anderem die Teppichböd­en und Bäder fertig gestellt, einige wenige Zimmer sind schon fertig (und sehr staubfrei), in der Junior Suite mit Blick hinüber auf die Hotel-Sacher-Rückseite fehlt nur noch das Himmelbett.

Ziel war es, so Winkler, „mit Bedacht und Rücksicht“vorzugehen, den Art-déco-Stil beizubehal­ten. Darunter auch das Jugendstil-Mobiliar, von dem erstaunlic­h viel die Jahrzehnte überstande­n hat, „bis zur Uhr auf dem Kaminsims, es ist eines der letzten Art-déco-Häuser“der Stadt, wie Architekt Erich Bernard (BWM Designers & Architects) sagt. Es gehe darum, „möglichst viel Flair, das schon einmal im Haus war, zu bewahren und noch zu verstärken“.

Cocktail „Strumpfban­d“

15 Millionen Euro investiert das Verkehrsbü­ro in die Sanierung, die freilich auch einige Neuerungen mit sich bringt: Die Astoria-Bar wird künftig im Erdgeschoß liegen (statt wie früher im Zwischenge­schoß, hier bleibt der Frühstücks­raum) und wird als Ganztagesb­ar ab zehn Uhr geöffnet haben. Ziel ist es, auch die Wienerinne­n und Wiener hereinzuho­len, unter anderem mit Signature Drinks, die man nach Originalre­zepten aus den 1920ern zubereiten wird und die auf Namen wie „Kuss mit Liebe“(u. a. mit Sherry-Brandy) und „Strumpfban­d“(u. a. mit Crème de Cacao Blanc) hören. In den 1920ern war das Astoria – Vorbild war natürlich das New Yorker Waldorf Astoria – „ein beliebter Treffpunkt in der Stadt“, sagt Michael Kröger, Geschäftsf­ührer der Verkehrsbü­roHoteller­ie. Ziel sei, dass man dies „auch in den 2020ern hinbekomme“. Außerdem belebt man den Schanigart­en entlang der Führichgas­se wieder (in der sich auch der Hoteleinga­ng befindet), den es zuletzt in den 1990ern gab. Auch das Frühstücks­angebot – wahlweise

Buffet oder à la carte – steht nicht nur den Hotelgäste­n, sondern allen offen, wochentags ab 6.30 Uhr.

Zum Flair des historisch­en Hotels gehört es auch, dass die Zimmer weiterhin ganz altmodisch mit Schlüsseln statt mit modernen Keycards versperrt werden. Dies wird ganz bewusst beibehalte­n, damit Gäste und Personal beim Abgeben der Schlüssel an der Rezeption ins Gespräch kommen. Die rund 40 Astoria-Mitarbeite­r, teilweise schon seit Jahrzehnte­n im Haus, arbeiten während des Umbaus übrigens in anderen Verkehrsbü­ro-Häusern, in Wien gehören unter anderem das Parkhotel Schönbrunn und das Savoyen Vienna zur Gruppe.

Die günstigste­n Zimmer im Astoria wird man um rund 200 Euro pro Nacht buchen können. 1912, bei der Eröffnung, kostete eine Übernachtu­ng 32 Kronen, ein Zimmer für die Dienerscha­ft konnte man um sechs Kronen dazu buchen. Heute nächtigen hier vor allem Gäste aus Deutschlan­d, Österreich, den USA und England, oft auch Künstler der nahen Staatsoper. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gastierten hier auch Orson Welles und das „Dritte Mann“Filmteam.

 ?? [Clemens Fabry] ?? Baustellen­besuch: Einige wenige Zimmer im ersten Stock sind schon fertig, im großen Spiegel ist das Bett zu sehen (gr. Bild): Auch die Fassade des Hotels wird erneuert. Die Lobby (Bild r. unten) ist noch voll im Umbau.
[Clemens Fabry] Baustellen­besuch: Einige wenige Zimmer im ersten Stock sind schon fertig, im großen Spiegel ist das Bett zu sehen (gr. Bild): Auch die Fassade des Hotels wird erneuert. Die Lobby (Bild r. unten) ist noch voll im Umbau.

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