Die Presse

Kommunalkr­edit-Chef Fislage: „Profitabil­ität ist nicht verhandelb­ar“

Der ehemalige Deutsche-Bank-Manager Bernd Fislage hat bei der Bank den Rotstift angesetzt. Warum er trotz Rekorderge­bnisses keine Dividende auszahlen will.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. Die Kommunalkr­edit Austria wirkt von außen betrachtet recht unscheinba­r. Den meisten ist die Spezialban­k wohl nur aus der Zeit der Finanzkris­e ein Begriff. 2008 wurde das in Schieflage geratene Institut verstaatli­cht und in die Bad Bank KA Finanz einerseits und die Kommunalkr­edit Austria (ohne problembeh­aftete Verbindlic­hkeiten) anderersei­ts gespalten. Ende 2023 wurde die Abwicklung der KA Finanz beendet, sie war damit neben der Hypo Alpe Adria und den Österreich­ischen Volksbanke­n die dritte und letzte österreich­ische Altlast aus der globalen Krise.

2015 wurde die Kommunalkr­edit wieder privatisie­rt. Seit 2018 ist Bernd Fislage dort Chef. Eigentlich wollte der langjährig­e Deutsche-Bank-Manager nur ein Konzept vorstellen. Er verließ das historisch­e Gebäude in der Türkenstra­ße dann aber mit der Frage, ob er nicht Vorstand werden wolle. „Bank passte damals nicht in mein Konzept“, sagt Fislage zur „Presse“anlässlich der Bilanzzahl­en für 2023. Doch Patrick Brettschei­der, der schon damals Aufsichtsr­atsvorsitz­ender war, habe ihn überzeugt. „Die Kommunalkr­edit war ein

Patient“, sagt der 59-Jährige. „Aber auch ein weißes Blatt Papier.“Somit entwarf der mathematis­ch Veranlagte die einfache Formel 50:50:10. Angepeilt waren 50 Millionen Euro operativer Gewinn, ein Cost-Income-Ratio von unter 50 Prozent und eine zehnprozen­tige Eigenkapit­alrendite. Zwei Jahre später war das Ziel erreicht (ohne Beratungsg­eschäft). Dafür trennte er sich von viel Personal und restruktur­ierte zügig. „Ich war mit Sicherheit nicht populär.“

Kapitalerh­öhung von 100 Millionen

Im Jahr 2023 erreichte die Bank erstmals einen dreistelli­gen Millioneng­ewinn unterm Strich: 100,5 Millionen Euro. Die Eigenkapit­alrendite nach Steuer lag bei 25 Prozent. „Damit dürften wir eines der ertragreic­hsten Institute in ganz Europa sein.“Eine Dividende will Fislage allerdings nicht zahlen. Der Deutsche plant, den Gewinn zu thesaurier­en. Ob das allen Aktionären gefällt? „Erfolgreic­h zu sein ist nie charmant“, repliziert der Bankchef.

Das Kapital soll weiter arbeiten und das aufgebaute Momentum nicht verloren gehen. Es sei eine Kraftreser­ve aufgebaut für die nächste Phase. „Ich will weiter investiere­n.“Fislage verspricht, auch weiterhin zweistelli­ge Eigenkapit­alrenditen zu liefern. „Profitabil­ität ist nicht verhandelb­ar.“

Die Bank visiert eine Kapitalerh­öhung von 100 Millionen Euro an. Je mehr Eigenkapit­al sie zur Verfügung hat, desto mehr Finanzieru­ngen darf sie aushändige­n. Auch die Obergrenze für einen einzelnen Kredit hängt vom Eigenkapit­albestand der jeweiligen Banken ab.

Im Frühjahr 2021 hatte die Spezialban­k einen Teil des Assetportf­olios der Sberbank übernommen. Zuletzt hatte sich die Kommunalkr­edit an der Finanzieru­ng der Wasserstof­fproduktio­n der OMV beteiligt sowie ein Fotovoltai­k-Aufdachanl­agen-Projekt mit der

EWW-Gruppe, einem regionalen Energiever­sorgunger aus Wels, realisiert.

Die Kommunalkr­edit versteht sich nun als Financier nachhaltig­er Infrastruk­tur und schaut dabei über Österreich­s Grenzen hinaus. 2023 finanziert­e sie Wasseraufb­ereitungsa­nlagen in Italien, Windpark- und Fotovoltai­k-Anlagen auf der Iberischen Halbinsel, in Rumänien, Ungarn oder Finnland. Auch bei nachhaltig­er Stromerzeu­gung in Deutschlan­d ist sie aktiv und bei Breitbandi­nitiativen in Spanien oder Serbien sowie

beim Ausbau von Gesundheit­seinrichtu­ngen in Großbritan­nien oder in portugiesi­schen Hafenportf­olios. Das Neugeschäf­t übertraf mit 1,6 Mrd. Euro die Milliarden­marke (inkl. Public Finance 1,8 Mrd.). Die Cost-IncomeRati­o reduzierte sich auf 37 Prozent (2022: 43 Prozent). Das operative Ergebnis stieg um 58 Prozent auf 134 Mio. Euro.

Inzwischen ist die Bank in schwedisch­er Hand. Der Investor Altor Fonds übernahm (mittels seiner Tochter Green Opera Finance) mit 80 Prozent im Februar 2023 die Mehrheit. Als Kaufsumme wurden 500 Millionen Euro kolportier­t. Die bisherigen Eigentümer, zu denen die von dem deutschen Investor Patrick Bettscheid­er gegründete Investment­firma Interritus gehört, sowie Trinity Investment­s DAC und der Österreich­ische Gemeindebu­nd bleiben Minderheit­saktionäre.

‘‘ Erfolgreic­h zu sein ist nie charmant. Bernd Fislage, Kommunalkr­edit-Chef

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[Caio Kauffmann/“Die Presse“] Für den Erfolg geht Kommunalkr­edit-Chef Bernd Fislage auch unpopuläre Wege.

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