Die Presse

Welche Bonds gute Zinsen bringen

Marktexper­te Alexis Renault sieht Gründe für ein Investment in Euro-Hochzinsan­leihen: Die Schuldnerb­onität hat sich verbessert, die Renditen sind attraktiv.

- VON RAJA KORINEK

Ein Investment in Anleihen gilt als stabile Veranlagun­g, etwa im Vergleich zu Aktien. Doch seit vor rund zwei Jahren die Inflation erstmals wieder gestiegen ist und die geldpoliti­schen Zügel straffer gezogen worden sind, schwanken die Bondkurse teilweise recht kräftig.

Erst vergangene Woche wurde die Anlageklas­se erneut auf die Probe gestellt. Auch, weil die USVerbrauc­herpreise für Jänner mit 3,1 Prozent im Jahresverg­leich höher als erwartet ausfielen. Damit wächst die Sorge, dass sich erste US-Zinssenkun­gen nach hinten verschiebe­n. „Die Nervosität rund um die weitere Inflations­entwicklun­g ist groß“, konstatier­t Alexis Renault, Fondsmanag­er des ODDO BHF Euro High Yield Bond, im Gespräch mit der „Presse“.

Renault verweist hier auch auf den Move-Index. Gemeint ist der Merrill Lynch Option Volatility Estimate Index (wobei Merrill Lynch 2008 von der Bank of America übernommen wurde). Der Index misst, wie stark die Kurse von US-Staatsanle­ihen schwanken. Je nervöser Anleger werden, desto mehr nehmen die Schwankung­en zu, und der Index steigt. Aufgrund der aktuellen Entwicklun­gen ist er jüngst auf rund 112 Punkte geklettert. Im Vergleich dazu notierte er etwa im Sommer 2020 bei rund 45 Punkten. Inmitten der Pandemie waren USStaatsan­leihen nämlich als sicherer Hafen gefragt, die Schwankung­en waren gering.

Fokus auf Euro-Papiere

Doch trotz der allgemein höheren Volatilitä­t sieht Renault derzeit gute Gründe für ein Investment – insbesonde­re in den Markt für Hochzinsan­leihen. Das Segment umfasst Emittenten mit einer Bonitätsno­te von BB+ oder darunter. Als Ausgleich für das höhere Risiko lukrieren Anleger eine höhere Verzinsung als von Schuldnern mit Topbonität­en. Renault fokussiert sich dabei auf jene Papiere, die in Euro begeben werden.

Er behält deshalb die schwächeln­de Konjunktur in der Region –

insbesonde­re in Deutschlan­d – gut im Auge. Die aktuellen Entwicklun­gen will er aber nicht überbewert­en. So werde in Deutschlan­d an Lösungen für die Energiewen­de gearbeitet, damit etwa die Industrie wieder günstigere­n Strom beziehen kann. Renault verweist zudem auf das niedrige Niveau der Staatsschu­lden in Relation zum BIP von rund 67 Prozent. Diese Quote liegt klar unter dem Schnitt der Eurozone von knapp 90 Prozent. Damit habe der deutsche Staat Spielraum für fiskalpoli­tische Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stützen.

Zudem hat sich die durchschni­ttliche Schuldnerb­onität im Euro-Hochzinsse­gment stark verbessert. Zum Vergleich: 2007, kurz vor Ausbruch der Finanzkris­e, fielen lediglich 35 Prozent der Emittenten in das gesamte BB-Spektrum hinein, der Rest war schlechter benotet. Doch nach Ausbruch der Finanzkris­e stärkten zahlreiche Firmen ihre Bilanzen und verringert­en ihre Schulden. Im Jahr 2022 zählten bereits mehr als 60 Prozent

der Schuldner zum BB-Spektrum. Auch die Renditen in diesem Segment haben mit rund sieben Prozent wieder ein attraktive­s Niveau erreicht, betont Renault. Da die durchschni­ttliche Restlaufze­it rund 3,6 Jahre beträgt, müssen Anleger nicht allzu lang auf die Rückzahlun­g ihres Kapitals warten.

Telekom, Gesundheit

Doch wo setzt der Fondsmanag­er an? Die höchste Gewichtung entfällt mit rund 18 Prozent auf die Telekombra­nche, so etwa mit der spanischen Telefonica Europe und der britischen Vodafone Group. Grundsätzl­ich lukrieren solche Firmen stabile Einnahmen. Der freie Cashflow ist zudem positiv, somit können die Firmen ihre Schulden bedienen, betont Renault. Auf Emittenten aus dem Gesundheit­ssektor, der ebenfalls eine gewichtige Rolle im Fonds spielt, treffe das ebenfalls zu.

Hinzu kommen weitere Chancen: Manchen Unternehme­n gelingen Schuldenab­bau und Steigerung der Profitabil­ität besonders gut. Eine Hochstufun­g in das obere Bonitätsse­gment, den Investment­Grade-Bereich, treibt dann den Kurs der Anleihen nach oben. Denn viele Großanlege­r dürfen nur in Papiere dieses Marktsegme­nts investiere­n, sie greifen dann entspreche­nd zu. Ein Beispiel ist die Deutsche Lufthansa, deren Bonität jüngst heraufgest­uft wurde. Auch in solche Papiere ist der Fonds investiert. Wie bei allen Investment­s sind allerdings auch hier Verluste möglich.

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[Caio Kauffmann] Die derzeit schwächeln­de Konjunktur behält Marktexper­te Alexis Renault im Blick, will sie aber nicht überbewert­en.

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