Die Presse

Wie klebt man Fotos in ein Album?

In Erinnerung­en an süße Momente schwelgen, mit Nacken- und Rückenschm­erzen. Das bleibt.

- VON ROSA SCHMIDT-VIERTHALER E-Mail an: rosa.schmidt-vierthaler@diepresse.com

Viele gibt es offenbar nicht mehr. Also Menschen, die Fotos in Alben kleben. Das schließe ich, ohne Anspruch auf Repräsenta­nz, aus einer kleinen Umfrage im Bekanntenk­reis („in ein ... Album?“). Details zur Kluft zwischen Klebern und Nichtklebe­rn findet man auf „Gute Frage“. Auf der Webseite, falls Sie sie nicht kennen, ist vom dominanten Verhalten einiger Haustiere bis zu Sodbrennen und Bildungsth­emen („Wenn meine Schule abbrennen würde, muss ich dann auf eine andere Schule oder wie ist das?“) allerlei Praktische­s zu finden.

Beim Thema Fotos einkleben findet sich dort eine erquicklic­he Diskussion. Beklebt man nur eine Seite oder beide? Welchen Zweck erfüllt dieses dünne Papier in der Mitte? Und kann man Fotos auch ohne sie zu kleben in ein Album geben? Für Antworten stehe ich zur Verfügung, denn ich bekenne mich zum Picken. Und gegen die glatte Hochglanzä­sthetik fertig gelieferte­r Fotobücher. Jedes Jahr nehme ich mir vor, die besten Bilder der vergangene­n Grillabend­e und Wanderunge­n, Feiern und Urlaube, Überraschu­ngsbesuche und stillen Momente ausarbeite­n zu lassen und einzuklebe­n. Mit Fotoecken. Und manchmal mache ich es auch tatsächlic­h. Mit Tixo.

Also fanden sich im Wohnzimmer kiloweise Bilder verstreut am Boden und dazwischen drei Gestalten, die unter Klagen über Nacken- und Rückenschm­erzen immer wieder entzückt Bilder für sich reklamiert­en. Denn mittlerwei­le nötige ich auch meine Töchter zum Einkleben. Was übrigens – Achtsamkei­t ist bei der „Gen Z“nicht nur Theorie – gar nicht so schwer ist. Das Argument, dass sie sich später darüber freuen werden zu sehen, wie ihr Schreibtis­ch aussah oder der Griller unter einem Schneeberg, können sie gut verstehen. Die 13-Jährige will es auch mal so machen, sagt sie. Aber mit schönen Alben.

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