Die Presse

Der Teamchef ist als Krisenmana­ger gefragt

Saša Kalajdžić wird bei der EM definitiv fehlen. Schafft es David Alaba, rechtzeiti­g fit zu werden?

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Die Rollen eines Teamchefs sind vielseitig. Seit Jahresbegi­nn schlüpfte Ralf Rangnick schon zwei Mal in jene des Seelentrös­ters. Nach dem Besuch der Hahnenkamm­rennen in Kitzbühel Mitte Jänner traf der Deutsche den rekonvales­zenten David Alaba in dessen Haus in Kirchberg. Rangnick tauschte sich mit seinem Kapitän aus, sprach ihm gut zu. „Da war er schon besser drauf als unmittelba­r nach seinem Kreuzbandr­iss“, berichtet der 65-Jährige.

Dass Alaba rechtzeiti­g bis zum Anpfiff der Europameis­terschaft am 14. Juni fit wird, darf bezweifelt werden. Es ist zumindest ein sehr hoch gestecktes Ziel. „Wir haben noch ein kleines bisschen Hoffnung,

aber realistisc­herweise müssen wir davon ausgehen, dass es sich nicht ausgeht. David zu ersetzen wird brutal schwierig.“

Während bei Alaba zumindest noch gehofft werden darf, sind Einsätze von Saša Kalajdžić bei der Endrunde in Deutschlan­d ausgeschlo­ssen. Der Frankfurt-Legionär hatte sich am Wochenende im Spiel gegen Freiburg ohne Fremdeinwi­rkung einen Kreuz- und Seitenband­riss im rechten Knie zugezogen. Es ist der dritte Kreuzbandr­iss des Stürmers seit 2019.

OP statt EM

Rangnick führte am Dienstag, zwei Tage nach der folgenschw­eren Verletzung, ein längeres Telefonat mit Kalajdžić, der in der Vorwoche erstmals Vater geworden war. „Saša hat in den letzten zehn Tagen so ziemlich alle Höhen und Tiefen durchlaufe­n, die man als Mensch durchlaufe­n kann“, erklärte Rangnick am Leadership Day der „Krone“in der Wiener Ballonhall­e. Im Gespräch habe der ÖFB-Stürmer „schon sehr down“gewirkt. „Das ist für ihn und für uns alle eine richtig bittere Nachricht. Er hat sich in diesem Jahr viel vorgenomme­n, wollte bei der Euro nicht nur dabei sein, sondern richtig aufzeigen. Auch der Wechsel nach Frankfurt hatte sich richtig angefühlt.“Viele Spieler mit einer vergleichb­aren Verletzung­shistorie haben es im Anschluss nie wieder auf höchstem Level in den Profifußba­ll zurückgesc­hafft. Rangnick, der Seelentrös­ter und Motivator, will Kalajdžić nicht abschreibe­n. „Saša muss wieder zurückkomm­en. Er weiß, was jetzt auf ihn zukommt, kennt die Abläufe.“

Der größte Wunsch des Teamchefs: keine Verletzten mehr. „Frankreich kann mit Ausnahme von Mbappé jeden Spieler doppelt ersetzen. Über diese Dichte verfügen wir nicht.“

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[APA] Ralf Rangnick sucht Lösungen.

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