Nikki Haley gibt noch immer nicht auf
Die republikanische Kandidatur ist Donald Trump vor der Vorwahl in South Carolina so gut wie sicher – doch seine Opponentin will die Waffen nicht strecken.
Über 60 Prozent der Stimmen könnte er holen. Donald Trump, Ex-Präsident der USA, wird am Samstag bei den Vorwahlen in South Carolina ein für allemal zeigen: Er ist auch 2024 der Kandidat, den die republikanischen Wähler im Weißen Haus sehen wollen. Die republikanische Vorwahl-Saison ist damit so gut wie gelaufen. Trumps Herausforderin, Nikki Haley, dümpelt in Umfragen bei rund 30 Prozent der Stimmen herum. Und das in jenem Bundesstaat, den sie einst als Gouverneurin regierte. Einen Heimvorteil gibt es in diesem Rennen keinen.
Warum Haley bisher noch nicht aufgegeben hat, kann niemand so richtig nachvollziehen. Ihr Antreten gegen Trump ist praktisch aussichtslos. Die „New York Times“nannte Haley diese Woche einen Don Quichote – nicht unbedingt ein schmeichelnder Vergleich. Als Haley am Dienstag zu einer Ansprache einlud, kreisten Beobachter wie Aasgeier über dem Termin. Würde sie endlich zu sich kommen, der Realität ins Auge sehen, ihrer Kampagne ein Ende setzen? Die Antwort war: nein. Haley holte stattdessen zum Rundumschlag aus. Sie bleibe im Rennen, bis zum Schluss.
Vizepräsidentin Haley?
Was auch immer „Schluss“bedeuten mag. Die Motivation Haleys, weiter Kandidatin zu bleiben, beschäftigt Washington. Und keiner hat eine gute Antwort darauf. Freilich,
sie könnte sich als klare Nachfolgerin Trumps für die Präsidentschaftswahl 2028 positionieren. Oder als Ersatzkandidatin, sollte Trump etwas zustoßen – gesundheitlich (er ist 77, Haley ist 52 Jahre alt) oder juristisch (er ist in vier Strafverfahren Angeklagter).
Doch Haley streitet all das als Beweggründe ab. Sie trete aus Prinzip gegen Trump an. Der hat mittlerweile den Ton gegen seine parteiinterne Opponentin derart verschärft, dass er über ihren Ehemann spottete. Warum der nicht an Haleys Seite sei? Die Antwort: Michael Haley ist Major in der Nationalgarde von South Carolina – und aktuell im Auslandseinsatz. (Melania Trump ist, im Übrigen, in diesem Wahlkampf bisher nicht mit Trump aufgetreten.)
Haley will weiterhin vermitteln, dass das Land eigentlich eine andere Person als Trump – oder Amtsinhaber Joe Biden – als Präsident
verdiene. Im Großen und Ganzen hat sie damit recht: Sie würde Biden deutlicher schlagen, als Trump das könnte. Doch bei den republikanischen Wählern kommt in der Vorwahl niemand gegen Trump an, egal, wie liebevoll man mit dem Ex-Präsidenten umgeht. Haley hatte genau das lange getan: Als ehemaliges Regierungsmitglied Trumps hatte sie wenig an ihrem früheren Chef auszusetzen.
Sie ging sogar so weit, Trump eine Begnadigung zu versprechen, sollte sie Präsidentin und er verurteilt werden. Im Lager Trumps überlegte man bis Anfang dieses Jahres ernsthaft, Haley als Vizepräsidentin aufzustellen. Doch dann schwenkte Haley um. Ihre Kampagne erinnert mittlerweile an jene von New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie – aufgebaut auf Attacken gegen Trump.
In South Carolina blies Haley in den vergangenen Wochen daher eisiger Wind entgegen. Sie hat dort politische Feinde aus der eigenen Partei: Ihr politischer Aufstieg war unwahrscheinlich, viele jener Männer, die in dem Südstaat nun an der Macht sind, hatte Haley schon einmal in einer Wahl geschlagen. Sie warfen ihr Gewicht nun genüsslich hinter Trump, der sich auf einen Parteitag voller Loyalisten im Juli freut.
„Krönung“für Trump
Der genießt währenddessen die Aufmerksamkeit auf der jährlichen konservativen Großveranstaltung CPAC in Washington. US-Medien verglichen die diesjährige Ausgabe der politischen Messe mit einer „Krönung“Trumps. Die konservative Welt hat sich Trump gebeugt, sein Stil und seine Botschaften sind ihr Markenkern geworden. Das ist so sehr der Fall, dass selbst die glücklose britische Ex-Premierministerin Liz Truss bei der Konferenz behauptete, ihr Versagen sei eine Verschwörung eines „tiefen Staats“gegen sie gewesen, und nicht der Umstand, dass sie das Königreich im Handumdrehen in eine Wirtschaftskrise trieb.
Angesichts solcher Botschaften gibt es nach wie vor Republikaner, die die Trumpifizierung ihrer Partei nicht nur verzweifelt beobachten, sondern auch verhindern wollen. Dass Haley noch immer auf dem Stimmzettel steht, liegt an ihren Spendengeldern. Und an ihrem Willen, Haley weiter zu finanzieren. Bis über den „Super Tuesday“, den Großwahltag am 5. März, hinaus, wenn es nach Haley geht. Aufgeben kommt für sie nicht infrage. Ihr Ziel: ungewiss.