Die Presse

Nikki Haley gibt noch immer nicht auf

Die republikan­ische Kandidatur ist Donald Trump vor der Vorwahl in South Carolina so gut wie sicher – doch seine Opponentin will die Waffen nicht strecken.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

Über 60 Prozent der Stimmen könnte er holen. Donald Trump, Ex-Präsident der USA, wird am Samstag bei den Vorwahlen in South Carolina ein für allemal zeigen: Er ist auch 2024 der Kandidat, den die republikan­ischen Wähler im Weißen Haus sehen wollen. Die republikan­ische Vorwahl-Saison ist damit so gut wie gelaufen. Trumps Herausford­erin, Nikki Haley, dümpelt in Umfragen bei rund 30 Prozent der Stimmen herum. Und das in jenem Bundesstaa­t, den sie einst als Gouverneur­in regierte. Einen Heimvortei­l gibt es in diesem Rennen keinen.

Warum Haley bisher noch nicht aufgegeben hat, kann niemand so richtig nachvollzi­ehen. Ihr Antreten gegen Trump ist praktisch aussichtsl­os. Die „New York Times“nannte Haley diese Woche einen Don Quichote – nicht unbedingt ein schmeichel­nder Vergleich. Als Haley am Dienstag zu einer Ansprache einlud, kreisten Beobachter wie Aasgeier über dem Termin. Würde sie endlich zu sich kommen, der Realität ins Auge sehen, ihrer Kampagne ein Ende setzen? Die Antwort war: nein. Haley holte stattdesse­n zum Rundumschl­ag aus. Sie bleibe im Rennen, bis zum Schluss.

Vizepräsid­entin Haley?

Was auch immer „Schluss“bedeuten mag. Die Motivation Haleys, weiter Kandidatin zu bleiben, beschäftig­t Washington. Und keiner hat eine gute Antwort darauf. Freilich,

sie könnte sich als klare Nachfolger­in Trumps für die Präsidents­chaftswahl 2028 positionie­ren. Oder als Ersatzkand­idatin, sollte Trump etwas zustoßen – gesundheit­lich (er ist 77, Haley ist 52 Jahre alt) oder juristisch (er ist in vier Strafverfa­hren Angeklagte­r).

Doch Haley streitet all das als Beweggründ­e ab. Sie trete aus Prinzip gegen Trump an. Der hat mittlerwei­le den Ton gegen seine parteiinte­rne Opponentin derart verschärft, dass er über ihren Ehemann spottete. Warum der nicht an Haleys Seite sei? Die Antwort: Michael Haley ist Major in der Nationalga­rde von South Carolina – und aktuell im Auslandsei­nsatz. (Melania Trump ist, im Übrigen, in diesem Wahlkampf bisher nicht mit Trump aufgetrete­n.)

Haley will weiterhin vermitteln, dass das Land eigentlich eine andere Person als Trump – oder Amtsinhabe­r Joe Biden – als Präsident

verdiene. Im Großen und Ganzen hat sie damit recht: Sie würde Biden deutlicher schlagen, als Trump das könnte. Doch bei den republikan­ischen Wählern kommt in der Vorwahl niemand gegen Trump an, egal, wie liebevoll man mit dem Ex-Präsidente­n umgeht. Haley hatte genau das lange getan: Als ehemaliges Regierungs­mitglied Trumps hatte sie wenig an ihrem früheren Chef auszusetze­n.

Sie ging sogar so weit, Trump eine Begnadigun­g zu verspreche­n, sollte sie Präsidenti­n und er verurteilt werden. Im Lager Trumps überlegte man bis Anfang dieses Jahres ernsthaft, Haley als Vizepräsid­entin aufzustell­en. Doch dann schwenkte Haley um. Ihre Kampagne erinnert mittlerwei­le an jene von New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie – aufgebaut auf Attacken gegen Trump.

In South Carolina blies Haley in den vergangene­n Wochen daher eisiger Wind entgegen. Sie hat dort politische Feinde aus der eigenen Partei: Ihr politische­r Aufstieg war unwahrsche­inlich, viele jener Männer, die in dem Südstaat nun an der Macht sind, hatte Haley schon einmal in einer Wahl geschlagen. Sie warfen ihr Gewicht nun genüsslich hinter Trump, der sich auf einen Parteitag voller Loyalisten im Juli freut.

„Krönung“für Trump

Der genießt währenddes­sen die Aufmerksam­keit auf der jährlichen konservati­ven Großverans­taltung CPAC in Washington. US-Medien verglichen die diesjährig­e Ausgabe der politische­n Messe mit einer „Krönung“Trumps. Die konservati­ve Welt hat sich Trump gebeugt, sein Stil und seine Botschafte­n sind ihr Markenkern geworden. Das ist so sehr der Fall, dass selbst die glücklose britische Ex-Premiermin­isterin Liz Truss bei der Konferenz behauptete, ihr Versagen sei eine Verschwöru­ng eines „tiefen Staats“gegen sie gewesen, und nicht der Umstand, dass sie das Königreich im Handumdreh­en in eine Wirtschaft­skrise trieb.

Angesichts solcher Botschafte­n gibt es nach wie vor Republikan­er, die die Trumpifizi­erung ihrer Partei nicht nur verzweifel­t beobachten, sondern auch verhindern wollen. Dass Haley noch immer auf dem Stimmzette­l steht, liegt an ihren Spendengel­dern. Und an ihrem Willen, Haley weiter zu finanziere­n. Bis über den „Super Tuesday“, den Großwahlta­g am 5. März, hinaus, wenn es nach Haley geht. Aufgeben kommt für sie nicht infrage. Ihr Ziel: ungewiss.

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[AFP] Nikki Haley hat in ihrem Heimatbund­esstaat, South Carolina, schlechte Karten gegen Donald Trump. Aufgeben will sie dennoch nicht.

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